Bundesliga: Internationale Plätze:Klassenerhalt, dann Europa

Hannover, Freiburg und Mainz waren vor der Saison Abstiegskandidaten. Jetzt streiten sie plötzlich um die Europapokalplätze. Auch andere Vereine spielten völlig unerwartet oben mit. Die überraschendsten Europapokalteilnehmer.

Steffen Jüngst

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hannover, Freiburg und Mainz hatten den Klassenerhalt als Ziel. Jetzt streiten sie um die Europapokalplätze. Wie schon andere Vereine zuvor. Die überraschendsten Teilnahmen in Bildern. Hannover 96: 40 Punkte lautete das Ziel vor der Saison, nur Didier Ya Konan wollte in den Europacup. Auch nach dem 14. Spieltag blieb das alte Ziel bestehen: "25 Punkte haben wir jetzt, 15 fehlen uns noch. Wenn wir die geholt haben, sehen wir weiter", sagte Präsident Martin Kind. Ya Konan hielt derweil an seinem Ziel fest. Hannover hat nach dem 24. Spieltag 44 Punkte und ein neues Ziel. Erst Klassenerhalt, jetzt Europa. FSV Mainz 05: Auch in Mainz war man vor der Saison bescheiden: "Unser erstes Ziel bleibt, den Vertrag mit der Bundesliga um ein Jahr zu verlängern", sagte Manager Christian Heidel. Nach sieben Siegen zum Auftakt blieb es dabei. Heidel: "Ich wäre ja völlig bescheuert, wenn ich jetzt den Meisterschaftskampf oder so etwas ausrufen würde." 40 Punkte - erst Klassenerhalt, jetzt Europa. SC Freiburg: "Für den SC Freiburg wird sich vermutlich für die kommenden Jahre, in denen wir in der Bundesliga spielen, nichts daran ändern, dass der Klassenerhalt das erklärte Ziel ist." Das waren die Worte von Trainer Robin Dutt vor Saisonbeginn. 24 Spieltage und 37 Punkte später hat sich daran nichts geändert. Erst Klassenerhalt, dann Europa. Schon andere Vereine schafften es in der Bundesliga-Historie überraschend in den Europapokal...

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Saison 1972/73 Der Wuppertaler SV in der Bundesliga? Der Wuppertaler SV im Uefa-Cup? Was heute fernab jeder Vorstellungskraft scheint, wurde in der Saison 1972/73 Realität. In seinem ersten Jahr in der Bundesliga zog der WSV direkt in den Uefa-Cup ein. Vor allem dank Günther "Meister" Pröpper (im Bild im Spiel gegen Braunschweig) sicherte sich Wuppertal am Ende den vierten Platz. Pröpper wurde mit 21 Toren Dritter der Torschützenliste - hinter Gerd Müller und Jupp Heynckes. Der damalige Trainer Horst Buhtz sagt heute: "Pröpper war kaum zu halten, sprang immer im richtigen Moment zum Kopfball hoch." Buhtz war schon vor der Saison optimistisch: "Nur für mich kam das nicht überraschend. Wir hatten keine großen Einzelkönner, aber einen hervorragenden Mannschaftsgeist." In der gleichen Saison schaffte es mit Fortuna Düsseldorf als Tabellendritter noch eine zweite Überraschungsmannschaft in den Uefa-Cup. Während Wuppertal gegen Ruch Chorzów bereits in der 1. Runde ausschied, scheiterte Düsseldorf erst im Achtelfinale gegen den 1. FC Lok. Leipzig.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Saison 1985/86 In seiner einstigen Glanzzeit spielte auch Bayer 05 Uerdingen (heute KFC Uerdingen) in der Bundesliga oben mit. In der Saison 1985/86 machte Uerdingen erstmals auf sich aufmerksam. Als beste Rückrundenmannschaft wurde die Mannschaft von Trainer "Kalli" Feldkamp überraschend Dritter hinter Bayern und Bremen und qualifizierte sich damit zum ersten Mal für den Uefa-Cup. Dort blieb vor allem der legendäre 7:3-Erfolg im Viertelfinalrückspiel gegen Dynamo Dresden in Erinnerung (im Bild). Zur Halbzeit lag Uerdingen noch mit 1:3 zurück, durch sechs Tore in der zweiten Halbzeit ging das Spiel als "Wunder von der Grotenburg" in die Geschichte ein. Im Halbfinale unterlag Uerdingen dann Atletico Madrid.

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(Foto: N/A)

Saison 1987/88 Bei Überraschungen ist der 1. FC Nürnberg einfach immer dabei. In der Saison 1987/88 war es eine positive, denn der "Club" qualifizierte sich als Fünfter erstmals nach 20 Jahren wieder für den Europapokal. Großen Anteil daran hatte Dieter Eckstein (rechts im Bild) mit 15 Toren. Dabei stellte Nürnberg gleich zwei Serien auf - natürlich eine positive und eine negative. Vom 14. bis zum 20. Spieltag gewann der FCN sieben Spiele in Folge, blieb dann allerdings vom 25. Spieltag an neun Spiele sieglos. Im Uefa-Cup schied Nürnberg erst in der Verlängerung in der ersten Runde gegen den AS Rom mit Rudi Völler aus.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Saison 1994/95 Als "Breisgau-Brasilianer" begeisterten die Spieler des SC Freiburg in der Saison 1994/95. Mit Trainer Volker Finke wurde Freiburg für sein offensives Kurzpassspiel gefeiert. Der FC Bayern wurde mit 5:1 vom Platz gefegt, auch gegen Hamburg oder Schalke (jeweils 3:0) gewann Freiburg deutlich. Der SC wurde am Ende Dritter, Mittelfeldspieler Rodolfo Cardoso schoss 16 Tore, Zugang Jörg Heinrich (im Bild) sieben. Gegen Slavia Prag schied Freiburg allerdings schon in der ersten Runde des Uefa-Cups aus.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Saison 1996/97 Als Bochums Trainer Klaus Toppmöller vor der Saison 1996/97 eine Überraschung ankündigte, nahm ihn keiner ernst. Bochum war schließlich gerade erst in die Bundesliga aufgestiegen. Doch schon am zweiten Spieltag holte der VfL hochverdient einen Punkt bei Bayern München. Danach feierten sogar dessen Fans die Bochumer. Schon nach der Hinrunde stand das Team um Kapitän Dariusz Wosz auf einem Uefa-Cup-Platz. Mit einem 6:0 gegen den FC St. Pauli am letzten Spieltag sicherte der VfL sich schließlich den fünften Platz. Im Uefa-Cup kam der VfL bis ins Achtelfinale.

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(Foto: DPA)

Saison 1997/98 Ein Aufsteiger wird Deutscher Meister. Dieses bisher einmalige Kunststück schaffte 1997/98 der 1. FC Kaiserslautern. Bereits am ersten Spieltag überraschte der FCK durch einen 1:0-Sieg bei Bayern München (Torschütze: Michael Schjönberg). Ab dem vierten Spieltag war die Mannschaft von Trainer Otto Rehhagel dann Tabellenführer und blieb das auch bis zum letzten Spieltag. Durch ein 4:0 gegen den VfL Wolfsburg wurde Kaiserslautern am 33. Spieltag Deutscher Meister. Olaf Marschall war, vielleicht auch dank seines Nasenpflasters, mit 21 Toren erfolgreichster FCK-Torschütze. Aber wieso trinkt eigentlich Michael Ballack (ganz links im Bild) bei der Meisterfeier Mineralwasser?

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Saison 1998/99 In der Saison 1998/99 begannen in Berlin die Träume von ganz großen Erfolgen. Die Hertha landete am Saisonende völlig unerwartet auf Platz drei und qualifizierte sich anschließend für die Champions-League. Am letzten Spieltag gewann Berlin mit 6:1 gegen den Hamburger SV und verpasst die Vizemeisterschaft nur um einen Punkt. Michael Preetz, der mit 23 Treffern Torschützenkönig wurde, hatte entscheidenden Anteil am Berliner Erfolg. Der "Lange" (im Bild im Spiel gegen Schalke) wurde mit 31 Jahren sogar in die Nationalmannschaft berufen - allerdings von Erich Ribbeck. In der Champions-League überstand Hertha sogar die erste Gruppenphase, unter anderem mit Siegen gegen Chelsea und den AC Mailand, und schied erst in der zweiten Gruppenphase aus.

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(Foto: DPA)

Saison 1999/2000 Schon fast vergessene Bilder: 1860 München war in der Saison 1999/2000 die Überraschungsmannschaft in der Bundesliga. Die Löwen wurden Vierter. Fast noch wichtiger: 1860 gewann erstmals beide Derbys gegen die Bayern. In der Hinrunde erlöste Thomas Riedl (Bild) alle Löwenfans in der 85. Minute mit dem entscheidenden Tor zum 1:0 - der erste Derbysieg seit 17 Jahren! In der Rückrunde traf der ehemalige Löwe Jens Jeremies ins eigene Tor, 1860 gewann mit 2:1. Die Torjägerkanone holte sich Martin Max mit 19 Treffern. In der Champions-League-Qualifikation unterlagen die Löwen unglücklich gegen Leeds United. Im Uefa-Cup schied 1860 in der 3. Runde gegen den AC Parma aus.

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(Foto: AP)

Saison 2000/01 Und schon wieder der SC Freiburg. Sechs Jahre nach dem letzten Überraschungserfolg zog die Mannschaft von Volker Finke erneut in den Uefa-Cup ein. Gegen den FC Bayern gab es in der Hinrunde ein 1:1 (im Bild Soumaila Coulibaly gegen Sammy Kuffour). Erst mit drei Siegen in den letzten drei Spielen sicherte sich Freiburg den sechsten Platz. Entscheidend daran beteiligt war die georgische Fraktion der Freiburger: Levan Kobiashvili, Levan Tskitishvili und Alexander Iashvili. Im Uefa-Cup war erst in der 3. Runde gegen den späteren Sieger Feyenoord Rotterdam Schluss.

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(Foto: dpa/dpaweb)

Saison 2003/04 Und schon wieder der VfL Bochum. Sieben Jahre nach dem erstmaligen Einzug in den Uefa-Cup überraschte der VfL erneut. In der erfolgreichsten Saison seiner Vereinsgeschichte landete Bochum mit 56 Punkten auf Platz fünf - und was fast noch wichtiger war, damit auch vor Borussia Dortmund und Schalke 04. Torwart Rein van Duijnhoven blieb im Ruhrstadion 911 Minuten in Folge ohne Gegentreffer. Neururer rasierte sich nach Saisonende seinen Schnauzbart ab. Im Uefa-Cup schied der VfL schon in der ersten Runde knapp gegen Standard Lüttich aus.

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(Foto: ddp)

Saison 2007/08 Felix Magath wurde vor der Saison 2007/08 neuer Trainer und Geschäftsführer beim VfL Wolfsburg. Seine erste Amtshandlung war ein kompletter Kaderumbau. Er verpflichtete 14 Neuzugänge und gab zwölf Spieler ab. Unter den Neuen waren mit Edin Dzeko, Grafite oder Marcel Schäfer Spieler, die sofort einschlugen. Der VfL, in den beiden Vorjahren jeweils 15. und nur knapp gerettet, wurde am Saisonende Fünfter und zog in den Uefa-Cup ein. Entscheidend war der 4:2-Sieg bei Borussia Dortmund am letzten Spieltag. Schon am Ende der Hinrunde gab es einen 4:0-Sieg, den die Mannschaft mit Weihnachtsmützen feierte. Zwar überstand der VfL im Uefa-Cup die Gruppenphase, unterlag danach aber gegen Paris St. Germain.

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