Bundesliga: Elf des Spieltags:Die Maurermeister

Ein kantiger Finne, ein junger Memminger und zwei Bremer errichten erfolgreich Bollwerke. Doch es gibt einige Spreng-Spezialisten. Die Maurer-Elf des Spieltags

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Ein kantiger Finne, ein junger Memminger und zwei Bremer errichten erfolgreich Bollwerke. Doch es gibt einige Spreng-Spezialisten. Die Maurer-Elf des SpieltagsSami HyypiäVielleicht sollten sich die Abwehrspieler bzw. Maurer des Fußballs diese Ausbildungsstätten notieren: Lehre bei Myllykosken Pallo, Gesellenstück bei Willem II Tilburg. Es folgten Meisterprüfung und anschließende Übernahme als leitender Angestellter beim FC Liverpool. Dort stieg der kantige Finne Sami Hyypiä in den Olymp der Abteilung "Legenden" auf und wurde mit 36 Jahren ehrenhaft in den Vorruhestand nach Leverkusen verabschiedet.Nach dem neunten Spieltag nun bemerkt die Bundesliga, dass da ein älterer Herr aus Finnland mit verblüffendem Können sein Werk vollbringt und die stets flatterhaften Leverkusener derart stabilisiert, dass sie noch ungeschlagen und mit nur fünf Gegentoren an die Spitze der Tabelle anführen. Beim Zweiten in Hamburg gewann Hyypiä 83 Prozent seiner Zweikämpfe. Herr Hyypiä, wie lange brauchen Sie, um in Leverkusen zur Legende zu werden, wenn in Liverpool zehn Jahre nötig waren: "Das muss schneller passieren, so viel Zeit habe ich nicht mehr", antwortete Hyypiä.Foto: imago

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Holger BadstuberDas Vertrauen in diesen 20-jährigen Verteidiger aus Memmingen schien beim Weltklub FC Bayern München unermesslich. Weil der Klub diesen Holger Badstuber hat, ließ er Brasiliens Kapitän Lucio gehen, holte drei Stürmer (Olic, Robben, Gomez) für mehr als 55 Millionen Euro - und keinen Abwehrmann. Nun soll auch der Brasilianer Breno ausgeliehen werden, weil diese Abwehr mit Badstuber so gut funktioniere, wie Manager Uli Hoeneß sagt. Und auch Bundestrainer Joachim Löw zieht eine Nominierung Badstubers sogleich in Betracht.In der 3. Liga verbirgt sich noch ein Indiz, dass 1989 in Memmingen ein ordentlicher Fußball-Maurermeister in spe geboren wurde: Mit Badstuber beendete der FC Bayern II die Saison auf Platz fünf mit 38 Gegentoren. Ohne Badstuber steht FC Bayern II auf dem vorletzten Platz mit 31 Gegentoren nach nur 13 Partien.Foto: ddp

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Tim Wiese Jetzt werden natürlich die Minuten gezählt: 619 Minuten musste Tim Wiese kein Gegentor beklagen. Gegen Hoffenheim, so kann man sagen, hat der Torwart diese Serie nach 14 Minuten als einsamer Bremer Held bewahrt, indem er den Elfmeter von Carlos Eduardo abwehrte. "Über seine Leistung braucht man seit Wochen, seit Monaten prinzipiell nicht diskutieren. Er hält hervorragend", lobte Trainer Thomas Schaaf. Die Diskussion, ob Wiese denn auch besser als Adler, Enke, Neuer, und ob er der eigentliche Nationaltorwart Nummer eins ist, wartet bereits auf kommende Kapitel. Sollte Wiese den Rekord an Spielminuten ohne Gegentor brechen, könnte die Stimmung in der Vor-Fußball-WM-Saison noch zu seinen Gunsten kippen.Spitzenreiter in dieser Kategorie ist derzeit Timo Hildebrand aus seiner Stuttgarter Zeit mit 884 Minuten. Wiese fehlen also noch drei gegentorfreie Spiele. Die Gegner: Bochum, Nürnberg, Dortmund.Foto: ddp

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Torsten FringsNoch ein Bremer, der sich von Bundestrainer Löw zu unrecht aus der Nationalmannschaft abgeschoben fühlt. Und noch ein Bremer, der für den völlig unerwarteten Aufschwung im Defensivverhalten beim SV Werder verantwortlich ist: Torsten Frings, bald 33-jähriger Mittelfeld-Zweikämpfer, mit Hang zur deftiger Bemerkung: Warum, Herr Frings, bekommt der SV Werder keine Gegentore mehr? "Wir haben uns vorgenommen, das Tor bis aufs Blut zu verteidigen, und das gelingt ganz gut."Foto: Getty

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Friedhelm FunkelDer Maurermeister unter den Bundesliga-Trainern ist ohne Frage Friedhelm Funkel. Allein schon, wegen der Farbe, mit der ihn die gesamte Liga verbindet: grau, wie Graumäusigkeit.Nun hat der graue Funkel also im Alter von 55 Jahren einen echten Problemfall übernommen: eine nach dem unerwarteten Erfolg in der vergangenen Saison nun sowohl heruntergewirtschaftete wie auch überhebliche Mannschaft von Hertha BSC Berlin. Neun Spiele, acht Niederlagen, 7:23 Tore. Das erinnert an die Berliner Rekordabsteiger Tasmania 1900 in der Saison 1965/66. Tasmania hatte nach neun Spielen der Saison immerhin schon (umgerechnet auf Drei-Punkte-Regel) einen Punkt mehr als Hertha heute. Doch Funkel weiß diesmal, wie mit der Hertha noch alles gut werden wird. Ganz nach alter Maurer-Lehre: "Wir finden nur den Anschluss, wenn wir die Ärmel aufkrempeln und nicht Hacke, Spitze, eins, zwei, drei spielen."Foto: ddp

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Raúl BobadillaWer solche Stürmer hat, der entledigt die gegnerischen Mannschaften von der Last, Mauern zu bauen. Lasst ihn nur laufen! werden künftig die Trainer über den Gladbacher Angreifer Raúl Bobadilla sagen, die diese Szene in Wolfsburg gesehen haben. Der Argentinier lief da Gegenspieler Madlung hinterher, der Ball rollte Torwart Benaglio entgegen. Und als Benaglio und Madlung und der Ball aufeinander trafen, rempelte Bobadilla von hinten gegen den Dreierpack. Regelwidrig, aber in diesem Fall listig, weil der Schiedsrichter weiterspielen ließ, Madlung und Benaglio wie zwei Käfer auf dem Rücken lagen und der Ball vor Bobadillas Schuhe sprang.Nun musste er diesen nur noch ins leere Tor schießen, zum 1:1 etwa 20 Minuten vor Schluss. Doch Bobadilla dachte entweder: Es war Foul, es wird ohnehin abgepfiffen. Oder er dachte: Das ist mir zu leicht. Bobadilla legte sich jedenfalls den Ball zurecht und trat mit der Hacke dagegen. Dumm nur, dass der Ball am leeren Tor vorbeistrich. Und Mönchengladbach am Ende verlor.Foto: dpa

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Thomas MüllerNun zur Gegenkategorie der Maurermeister: die Mauereinreißer, bzw. Sprengmeister.An erster Stelle steht in dieser Liste ein 20-Jähriger aus Weilheim, den vor einem Jahr noch niemand kannte (bis auf Hermann Gerland) und der nun den psychologischen Mauerbau mittels Torfluch im Angriff des FC Bayern beenden musste. Der vielleicht hochkarätigste Angriff der Bundesliga aller Zeiten mit Gomez, Klose, Toni, Olic, Robben, Ribéry bringt drei Pflichtspiele in Folge keinen Treffer zustande, trifft auch beim Testkick in Regensburg nicht. Und dann haut ihn Thomas Müller einfach rein. 1:0 gegen den SC Freiburg, der Bann war gebrochen, es konnte nur besser werden.Foto: Getty

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Du-Ri Cha Und es wurde besser im Sinne des FC Bayern. Weil der Freiburger Du-Ri Cha, angeblich in Freiburg zum Abwehrspieler umtrainiert, gekonnt ein Loch in die eigene Abwehrmauer schoss. Chas Eigentor ist in seiner Selbstverständlichkeit, mit der es ausgeführt wurde, sicher Bestandteil vieler Pech- und Pannen-Rückblicke auf das Fußballjahr 2009. Und selbstredend war wieder dieser 20-jährige Weilheimer beteiligt.Zum 2:0 der Bayern sagte Thomas Müller: "Ich habe Du-Ri Cha in der Mitte gesehen, und er hat den Ball eiskalt verwandelt." Das klingt wie ein Freisprung für Cha.Foto: Reuters

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Andreas BergmannAuch der neue Trainer von Hannover 96 wollte Mauern einreißen. Wollte seinem Team die Angst nehmen, hier in Frankfurt zu verlieren trotz des 0:1 zur Pause. Es muss eine emotionale Halbzeitansprache gewesen sein, Bergmann schlug mit der Hand gegen einen nicht genannten Gegenstand. Vielleicht gegen die Mauer im Frankfurter Kabinentrakt.Doch die Mauer hielt, die Hand hingegen musste er mit einem Tapeverband einwickeln lassen. "Es war ein Motivationsschlag", sagte Bergmann. Seine Mannschaft verlor trotzdem 1:2 und er konnte danach mit gewissen Recht sagen: "Wir haben großen Einsatz gezeigt."Foto: AP

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Daniel GygaxDer Schweizer hat in den vergangenen Wochen eine Mauer innerhalb des 1. FC Nürnberg errichtet: Zwischen den einen, die in ihm einen faulen, selbstverliebten Nichtsnutz sahen und ihn am liebsten rausgeworfen hätten. Und den anderen, die in dem talentierten Spieler die Hoffnung auf bessere Fußballzeiten setzten. Gygax geriet zu Beginn dieser Saison auf die Ersatzbank - und selbst in den Schmollwinkel. Dann besann er sich, strengte sich im Training wieder an und nun brachte ihn Trainer Oenning im Kellerduell gegen Hertha BSC. Ergebnis: Gygax schoss nach 18 Minuten das 1:0 und spielte so, wie ein 35-facher Schweizer Nationalspieler eigentlich spielt.Foto: dpa

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Markus BabbelWenn es eng wird für einen Trainer, wird jedes Wort seziert, ob sich dahinter nicht noch eine versteckte Nachricht, eine Rücktrittsandrohung, ein Streit mit den Vorsitzenden, eine Kluft im Verhältnis zur Mannschaft verbirgt. Für Markus Babbel wird es derzeit sehr eng, als Trainer des VfB Stuttgart. Vier der vergangenen fünf Bundesliga-Spiele verloren, in der Champions League wenig überzeugend. "Die Lage ist brenzlig und katastrophal", sagt Sportdirektor Horst Heldt. Die hohen Ansprüche in Stuttgart sind gestutzt und normalerweise ist da die Entlassung nicht fern. Noch dazu, weil Babbel wegen seiner Trainerausbildung oft fehlt beim VfB und in Köln studieren muss.Doch der VfB-Trainer hat es diesmal zumindest verbal verstanden, keine neuen Mauern hochzuziehen. Herr Babbel, werden Sie am Dienstag gegen Sevilla noch Trainer sein? "Ich denke, ich bin am Dienstag da. Wir haben Praktikumszeit, und ich habe ja auch nichts anderes vor."Foto: ddp

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