Bundesliga-Auftakt:Es macht wieder tik-tak, tik-tak

In Hamburg tickt eine Uhr, in Ingolstadt beginnt ein Abenteuer. So gut vorbereitet wie Werder ist kein Team, Leverkusen dagegen steht vor einem holprigen Start. Eine Bundesliga-Vorschau in Gegensätzen.

Von Tim Brack, Christopher Gerards und Johannes Kirchmeier

Das Alte

1 / 12
(Foto: dpa)

Das Aktuelle Sportstudio wurde neulich live aus einer Umkleidekabine übertragen, naja, genau genommen wurde die Kabine hinter der Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein ins Bild gebaut. Die Zuschauer sahen: gepunktete Fliesen, weiße Decken und Bänke vom Typ "Gemeindesporthalle". Die Zuschauer sahen: die Gästekabine des Stadions am Böllenfalltor. Dort spielt der SV Darmstadt 98, ab Samstag sogar in der Bundesliga. 1921 wurde das Stadion eröffnet, älter ist nur der Spielort in Bremen. 16 500 Menschen finden Platz im Darmstädter Stadion, 3500 sogar auf einer überdachten Tribüne. Am fünften Spieltag spielt der FC Bayern in Darmstadt, das verspricht ein paar surreale Bilder.

Das Neue

2 / 12
(Foto: dpa)

Stefan Kießling wollte nicht die Bundesliga verändern am 18. Oktober 2013, Stefan Kießling wollte ein Tor schießen. Es ist ihm gelungen, obgleich sein Kopfball zum 2:0 für Leverkusen gegen Hoffenheim zunächst ans Außennetz flog - und dann erst ins Tor. Die Menschen haben danach viel diskutiert, wie ein solches Phantomtor künftig zu verhindern sei, und im Dezember hat die große Mehrheit der Vereine entschieden: Die Bundesliga bekommt zur Saison 2015/16 eine Torlinientechnik. "Hawk-Eye" heißt sie und besteht aus sieben Hochgeschwindigkeitskameras pro Tor. Wenn ein Ball die Torlinie vollständig überquert hat, meldet das System es dem Schiedsrichter. Achja: Am Samstag spielt Leverkusen mal wieder gegen Hoffenheim.

Die meisten Tore

3 / 12
(Foto: dpa)

Die Debatte darüber, wie viele Tore Stefan Kießling in der Bundesliga tatsächlich geschossen hat, ist nie ernsthaft geführt worden. Dabei hätte die Welt nach dem Phantomtor einen handfesten Anlass gehabt. Man kann ja einerseits wie ein Pragmatiker (also: wie ein Statistiker) zählen: 135 Tore für Kießling. Man kann aber auch wie ein Purist zählen und das Außennetz beachten. Also: 134 Tore. Die Welt hat bislang jedoch keine Lust auf eine Debatte, und vermutlich liegt dies daran, dass ein Tor mehr oder weniger nicht gar so viel ausmacht. Stefan Kießling hat öfter getroffen als alle Fußballer, die noch in der Bundesliga spielen, so oder so. Schießt er noch mehr Tore, überholt er Horst Hrubesch (136 Tore), Uwe Seeler (137) und Mario Gomez (138).

Die meisten Eigentore

4 / 12
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Innenverteidiger Nikolce Noveski kommt nur auf acht Tore in der Bundesliga, dafür ist es ihm gelungen, zwei Eigentore in einem Spiel zu schießen. Mainz und Noveski spielten im November 2005 gegen Eintracht Frankfurt, und weil Noveski schon mal mit dem Toreschießen befasst war, hat er auch noch das 1:2 gemacht. Diesmal: für Mainz. In der langen Geschichte der Bundesliga hat nur Manfred Kaltz ebenso oft gegen seine eigene Mannschaft getroffen wie Noveski: sechs Mal insgesamt. Man kann sagen, dass der Bundesliga seit dem 1. Juli etwas fehlt, denn seit dem 1. Juli spielt Nicole Noveski nicht mehr für Mainz 05. Neuer Tabellenführer ist Marco Russ von Eintracht Frankfurt: vier Eigentore, eigentlich ein Witz.

Die Testspielmeister

5 / 12
(Foto: Getty Images)

"Wenn doch die Bundesliga schon angefangen hätte...", haben sich die Fans des SV Werder Bremen im Juli und Anfang August wohl gedacht. Vermutlich noch nie hatten sie sich den Start so sehr herbeigesehnt. Ihr Team zeigte sich in Top-Form: Elf Spiele absolvierten die Grün-Weißen, sie siegten stolze zehn Mal, bei einem Unentschieden. Höhepunkte waren die überraschenden Erfolge gegen den FC Sevilla (3:1), bei West Ham United (2:1), bei RB Salzburg (4:0) und gegen Shkodran Mustafis FC Valencia (3:2 nach Elfmeterschießen). Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Bremer noch ein paar Siege für die Saison aufgehoben haben. Überraschend ist dagegen, dass...

Das Testspielschlusslicht

6 / 12
(Foto: dpa)

... Bayer 04 Leverkusen in der Vorbereitung am meisten schwächelte. Der Vorjahres-Vierte schaffte lange keinen Sieg, patzte gegen Sonnenhof Großaspach, Viktoria Köln, den FC Basel und Red Bull Salzburg. Erst gegen die südeuropäischen Klubs UD Levante (4:0) und Chievo Verona (3:1) lief es dann besser. Vielleicht waren Roger Schmidts Spieler aber einfach auch nur fitter, nachdem sie ein intensives Trainingslager in Zell am See in Österreich absolviert hatten. Ein gutes Omen immerhin: In der Champions-League-Qualifikation treffen die Leverkusener erneut auf Südeuropäer, auf Lazio Rom.

Die Etablierten

7 / 12
(Foto: REUTERS)

Tik-tak tik-tak tik-tak. Die Uhr tickt noch. Der HSV startet in seine 53. Spielzeit in der ersten Liga und ist deren einziges Gründungsmitglied, das noch nie abgestiegen ist. In den vergangenen beiden Jahren war es allerdings schon arg knapp für den Hamburger SV: Zweimal nacheinander sicherten nur die Relegation und sehr viel Glück den Klassenverbleib. Der soll in diesem Jahr möglichst schon nach 34 Spieltagen feststehen. Bleibt nur die Frage, mit welchem Trainer. Bruno Labbadia startet in die Saison, doch bisher ist der Traditionsverein ja nicht dafür bekannt, lange an einem Coach festzuhalten. Im Gegensatz zum HSV steht...

Die Neulinge

8 / 12
(Foto: Armin Weigel/dpa)

... der FC Ingolstadt. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte spielt der 2004 gegründete und vom ortsansässigen Auto-Konzern Audi unterstützte Verein in der höchsten deutschen Fußball-Liga. In Ingolstadt ist alles ein bisschen kleiner als bei den anderen Mannschaften: Der FCI spielt im kleinsten Stadion (15 000 Plätze) der Bundesliga, sein Kader hat den zweitkleinsten Marktwert, und mit Ralph Hasenhüttl trainiert in Ingolstadt ein Coach, der die Bundesliga bisher weder als Spieler noch als Trainer kennengelernt hat. Beste Voraussetzungen also, um ähnlich zu überraschen, wie es Jahr für Jahr eine andere bayerische Mannschaft tut: der FC Augsburg - das Vorbild der Ingolstädter, das inzwischen sogar in der Europa League antritt.

Der kleinste Spieler

9 / 12
(Foto: dpa)

Die Qualität des Kopfballspiels in Griechenlands erster Fußballliga muss noch genauer erforscht werden, aber ihr Ruf leidet sehr, seit die Welt von Pablo de Blasis gehört hat. De Blasis ist im Sommer 2014 zu Mainz 05 gewechselt, vorher hat er bei Asteras Tripolis gespielt, in Griechenland. Er hat dort in einer Saison neun Tore erzielt, mindestens drei davon mit dem Kopf. Pablo de Blasis, das muss man wissen, ist 1, 65 Meter groß. Seit er für Mainz spielt, ist de Blasis der kleinste Spieler der Bundesliga, und als solcher hat er präzise ein Tor erzielt, beim 5:0 gegen Paderborn. Er hat den Ball mit dem rechten Fuß geschossen, nicht sehr hart, aber sehr platziert ins Eck.

Der größte Spieler

10 / 12
(Foto: dpa)

Die Natur hat Jannik Vestergaard mit einer kopfballfreundlicheren Konstitution bedacht als Pablo de Blasis, sie hat ihn im Grunde mit einer kopfballfreundlicheren Konstitution bedacht als die meisten seiner Kollegen. Jannik Vestergaard ist 1,99 Meter groß und damit der größte Spieler der Fußballbundesliga. Gleichwohl haben die Behörden Vestergaard noch nicht als Kopfballungeheuer zertifiziert, in vier Spielzeiten hat er ja nicht übermäßig viele Tore geköpfelt: drei. Dies mag auch daran liegen, dass Vestergaard hauptberuflich als Innenverteidiger arbeitet. Früher für die TSG Hoffenheim, heute für Werder Bremen.

Die älteste Mannschaft

11 / 12
(Foto: Alexander Scheuber/Getty Images)

Die Darmstädter spielen nicht nur in einem altehrwürdigen Stadion, das zahlreiche Geschichten erlebt hat. Die Lilien-Profis bringen in der Bundesliga auch die größte Lebenserfahrung mit aufs Spielfeld. Der Kader des Aufsteigers ist mit 26,7 Jahren der älteste dieser Spielzeit. Um für den Abstiegskampf gewappnet zu sein, haben die Hessen gepflegt auf Demografie-Politik verzichtet. Zuletzt holten sie zum Beispiel die erfahrenen Jan Rosenthal, 29, Junior Diaz, 31, und Peter Niemeyer, 31.

Die jüngste Mannschaft

12 / 12
(Foto: dpa)

Bayer 04 Leverkusen hat zur neuen Saison ebenfalls neue Spieler bekommen, insgesamt elf. Der älteste der neuen Spieler heißt Christoph Kramer und ist geboren am 19. Februar 1991. Kramer, 24, verzerrt das durchschnittliche Alter des Kaders damit nur unwesentlich, es liegt bei 23,9 Jahren. So jung ist keine andere Mannschaft der Liga. Der betagteste Feldspieler in Leverkusen ist übrigens, mit 31 Jahren, der gute, alte Stefan Kießling.

© SZ.de/chge/jki/tbr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: