Bundesliga, 14. Spieltag:Bettler aus der Königsklasse

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Die Krisenklubs Stuttgart und Schalke wirken wie Opfer ihrer jüngsten Champions-League-Teilnahmen: Erhöhte Ansprüche und Risikotransfers gefährden den sportlichen Erfolg und lassen Korrekturen kaum zu.

Christof Kneer

Nicht einmal vier Jahre ist Ciprian Marica jetzt in der deutschen Bundesliga, und schon kann er so akzentfrei einen Schiedsrichter beleidigen, dass der ihn problemlos versteht. In Stuttgart sind sie allerdings weit davon entfernt, ihren langjährigen Problemspieler für seine soliden Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu belobigen. Die Klubbosse haben ihn im Gegenteil recht akzentfrei zurechtgewiesen und diese Zurechtweisung mit einer Geldstrafe von angeblich 50.000 Euro untermauert.

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Wenn man es positiv sehen möchte (und das sollte man in Krisenzeiten unbedingt), dann könnte man behaupten, dass Marica mit seiner an den Klub zu entrichtenden Geldbuße einen Teil seiner Kosten wieder eingespielt hat. Dank einer Ablösesumme von acht Millionen Euro trägt der Rumäne immer noch den stolzen Titel "teuerster Transfer der VfB-Geschichte". An einem guten Tag ist er ein sehr guter Spieler, aber am Wochenende stand Marica mal wieder Modell für eine Erkenntnis, die sie in Mainz, Hannover oder Freiburg gerne hören: die Erkenntnis, dass der Besitz von Geld auch dazu führen kann, es falsch auszugeben.

Nach 14 Spieltagen wird es Zeit, die wegen akuten Kuriositätsverdachts bislang ignorierte Tabelle ernst zu nehmen. Verdichtet wie nie bildet sie ein Luxusproblem ab, das den VfB ebenso plagt wie Schalke 04 oder auch Werder Bremen. Sie wirken wie Opfer ihrer jüngsten Champions-League-Teilnahmen: Alle drei haben die stolze Umgebung zum Anlass genommen, den Profis die Gehälter extrem zu erhöhen, alle drei haben sich zu teuren Risikotransfers hinreißen lassen, und gleichzeitig müssen sie damit leben, dass die Ansprüche von Verantwortlichen, Sponsoren, Fans und auch der eigenen Profis gefährlich steigen.

Die Schalker etwa sind beim Versuch, sich von Lyon nach Lautern herunterzudenken, grandios mit 0:5 gescheitert. Die Champions League lädt zu Fehlern ein - und keiner der drei Klubs hat das finanzielle Potential, um Irrtümer im Kader mal eben mit ein paar neuen Transfers zu beheben.

Die Champions League ist nicht schuld, wenn sie einen Standort überfordert. Schuld sind die Klubs, die sich überfordern lassen und wie Bettler aus der Königsklasse herausschleichen. Klubs wie Mainz oder Hannover wissen, dass sie jetzt die Gunst der Stunde nutzen müssen, denn sie können sich nicht darauf verlassen, dass sich solche Fehler ständig wiederholen: So hat Borussia Dortmund bereits angekündigt, im Fall der Fälle ohne großes Risiko und mit dem aktuellen Kader in die Champions League zu starten.

© SZ vom 29.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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