Boxkampf Klitschko gegen Powetkin:Alles eine Frage der Kontrolle

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Wladimir Klitschko nach seinem letzten Kampf gegen Francesco Pianeta. (Foto: REUTERS)

Es soll der größte Boxkampf des Jahres werden, doch nun droht er zu platzen: Vor dem Duell zwischen Wladimir Klitschko und Alexander Powetkin sorgt ein Streit über die Dopingkontrolle für Wirbel. Im schlimmsten Fall könnte Klitschko sogar seinen WM-Titel verlieren.

Von Johannes Aumüller und Benedikt Warmbrunn

Die entscheidende Frist endet an diesem Freitag. Dann müssen sich die Beteiligten einig sein, nach welchen konkreten Regularien der größte Box-Event des Jahres 2013 ablaufen soll. Die Rahmenbedingungen stehen schon länger fest: 5. Oktober, Moskau, Wladimir Klitschko vs. Alexander Powetkin, Kampf um die Schwergewichtstitel nach Version der Weltverbände WBO, IBF sowie WBA, die das Duell beaufsichtigt.

Ach ja, und es geht um eine Börse von knapp 18 Millionen Euro, von denen Gürtelinhaber Klitschko alleine etwas mehr als 13 Millionen bekommen soll. Da liegt die Vermutung nahe, dass die übrigen Details sich problemlos regeln lassen sollten. Doch stattdessen sagt Klitschkos Manager Bernd Bönte: "Ich sehe die Wahrscheinlichkeit, dass das Duell stattfindet, nur noch bei fünfzig zu fünfzig."

Bönte und seine Mitstreiter sind in einer ungewohnten Situation. Normalerweise treten sie bei Kämpfen ihres Schützlings selbst als Veranstalter auf und können den Gegnern die Bedingungen diktieren. Doch nun liegt die Oberhoheit ausnahmsweise bei anderen: Der russische Promoter Wladimir Chrjunow offerierte bei der Versteigerung im April die 18-Millionen-Börse.

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Hinter dem Angebot steckt der Oligarch Andrej Rjabinskij, zugleich Vize-Präsident der nationalen Box-Föderation, und angeblich noch der eine oder andere russische Geschäftsmann. Mit diesen Leuten muss das Klitschko-Management nun verhandeln.

Für Boxsport-Verhältnisse etwas überraschend ist aber, welche Frage dabei in den Vordergrund drängt: die Zuständigkeiten für die Dopingkontrollen. Die Klitschko-Seite fordert, dass bei dem Kampf die deutsche Anti-Doping-Agentur (Nada) die Proben entnimmt und das Labor in Köln sie analysiert. Damit wolle man "Ungereimtheiten durch fragwürdige Untersuchungen der russischen Doping-Kontrollinstanzen" ausschließen.

Dies ist grundsätzlich kein unverständlicher Ansatz. Der russische Sport gilt quer durch zahlreiche Disziplinen als dopingverseucht, und die Arbeit der nationalen Anti-Doping-Agentur (Rusada) lässt oftmals daran zweifeln, dass sie sich der Manipulationsbekämpfung so gründlich wie nötig annimmt. Erst kürzlich fiel sie mit einem merkwürdigen Kommunikationsverhalten auf, als bei der Probe eines Eisschnellläufers in Moskau erstmals Spuren des gefährlichen Produktes GW1516 nachgewiesen wurden.

Andererseits ist aber auch interessant, dass das Klitschko-Lager jetzt auf die Fähigkeiten der deutschen Agentur vertrauen will. Bisher habe sie für Klitschko noch nie eine Kontrolle durchgeführt, teilte die Nada mit. Zudem sollen gemäß des Klitschko-Vorschlags keine Dopingtests vor dem Kampf stattfinden.

Grundsätzlich kann sich der Veranstalter seine Kontrolleure selbst aussuchen. Schon einige unübliche Kompromisslösungen sind nun, unter anderem von Promoter Chrjunow, ins Gespräch gebracht worden. Beispielsweise, dass die Nada Klitschko kontrolliert und die Rusada Powetkin; oder dass beide Athleten von beiden Agenturen getestet werden.

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Der Sauerland-Stall, der Powetkin in Deutschland vertritt und kurioserweise bei seinen Events für die Kontrollen die Nada beauftragt, könnte damit leben. Klitschko-Manager Bönte aber lehnt die Rusada generell ab: "Für uns gibt es keine Alternative zur alleinigen Aufsicht durch die Nada. Die dachten wohl, dass wir bei einer derart hohen Summe alles unterschreiben. Aber wir haben mehr zu verlieren als 13 Millionen Euro."

Aber auch abseits der Dopingkontroll-Frage lässt sich im Klitschko-Lager ein gewisses Unwohlsein bemerken. Dass Bruder Vitali nicht mit der Kabine sein darf; dass beide Boxer die gleichen Handschuhe tragen sollen; vielleicht auch allgemein die Stimmung rund um den Kampf. Bönte sagt: "Wir sind zu dem Duell im Ring bereit. Aber wir wollen nicht, dass es außerhalb des Rings entschieden wird."

Klar ist nur, dass sich die beiden Kontrahenten bis Freitagabend näherkommen müssen. Nur wenn sie bis dahin dem Verband WBA gewisse Fortschritte melden, kann die Frist für die Verhandlungen verlängert werden. Andernfalls entscheidet die WBA, welche Position Aufnahme in das Vertragswerk findet. Sollte sich das Klitschko-Lager danach immer noch gegen bestimmte Positionen sträuben, droht im schlimmsten Fall die Aberkennung des Titels.

© SZ vom 07.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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