Boxerin Rupprecht:Weltmeisterin im Atomgewicht

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"Atomgewicht ist meins, ich fühle mich da noch mal wohler als vorher." Die neue Box-Weltmeisterin Tina Rupprecht. (Foto: Torsten Helmke/Imago)

Tina Rupprecht gewinnt in der kleinsten aller Box-Klassen den WM-Titel nach WBC-Version. Für die 1,52 Meter große Kämpferin aus Augsburg, die zuvor im Minimumgewicht fünf Jahre lang Weltmeisterin war, ist das der nächste große Erfolg.

Von Sebastian Winter

Ihr Kampfname: "Tiny Tina", die winzige Tina. Ihre Klasse: Atomgewicht. Die 1,53 Meter große Tina Rupprecht war vor ihrem WM-Kampf am Samstagabend in Berlin vom Minimumgewicht in diese neue, leichteste aller Gewichtsklassen im Frauenboxen gewechselt. Im Minimumgewicht war die Augsburgerin Rupprecht 2018 Weltmeisterin geworden und hatte ihren Titel vier Mal erfolgreich verteidigt, zuletzt aber verloren. Die Entscheidung, ihr Glück nun in der Klasse bis 46,3 Kilogramm zu versuchen, hat sich ausgezahlt: Denn Rupprecht ist nach ihrem Sieg über die Tschechin Fabiana Bytyqi im Zehn-Runden-Duell nach Punkten nun Atomgewichts-Weltmeisterin des Verbandes WBC.

"Ich freue mich total, dass ich in zwei Gewichtsklassen Weltmeisterin geworden bin", sagte die 31 Jahre alte Realschullehrerin der Deutschen Presse-Agentur. "Ich bin mega happy, ich bin sehr zufrieden mit der Leistung. Atomgewicht ist meins, ich fühle mich da noch mal wohler als vorher."

Rupprecht (links) ließ ihrer tschechischen Gegnerin Fabiana Bytiqi am Samstag beim Punktsieg in Berlin keine Chance. (Foto: Burghard Schreyer/kolbert-press/Imago)

Mit zwölf Jahren begann Rupprecht mit Kickboxen, mit 14 stieg sie aufs Boxen um, 2009 wurde sie erstmals deutsche Jugendmeisterin - im Papiergewicht. Im 1. Boxclub Haan Augsburg trainierte sie unter Coach Alexander Haan immer intensiver, stieg von der Amateur- in die Profiklasse um und sah, dass sie auch dort erfolgreich sein kann. Die 31-Jährige kämpft seither nicht nur gegen ihre Konkurrentinnen um die begehrten WM-Gürtel, sondern auch gegen die Gender Pay Gap, also die Gehaltslücke im Vergleich zu den Männern. Denn während die besten Boxprofis Millionengagen für ihre WM-Kämpfe erhalten, müssen sich Rupprecht und Co. mit fünfstelligen Beträgen begnügen. "Das ist nicht schlecht. Aber wenn ich schwerer wäre und ein Mann, wäre ich längst Millionärin", sagte Rupprecht vergangenen Sommer im SZ-Interview: "Ich habe längst noch nicht ausgesorgt und muss neben dem Boxen noch arbeiten."

Rupprecht, über die Trainer Haan einst sagte, "Tina ist beim Boxen wie ein Pitbull, sie lässt das Fleisch bis zum Schluss nicht mehr los", hat daher 2012 ein Lehramtsstudium an der Universität Augsburg begonnen, ihr Hauptfach: Sport. Das Studium hat sie 2018, parallel zu ihrem ersten WM-Titel, erfolgreich abgeschlossen. Unter der Woche arbeitet sie nun als Sportlehrerin in Augsburg - und dort kommt ihre Leidenschaft fürs Boxen offenbar gut an: Denn trotz ihrer Niederlage im vergangenen März im Minimumgewicht gegen die US-Amerikanerin Seniesa Estrada und dem Verlust des WM-Titels war sie damals bei ihrer Rückkehr von der Schulband mit der Titelmelodie der "Rocky"-Filmreihe begrüßt worden. Das blüht Rupprecht nun erneut - als erste Weltmeisterin im Atomgewicht.

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