Boxen Arthur Abraham:Die letzte Chance

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Im Halbfinale des Super-Six-Turniers muss Arthur Abraham gegen Andre Ward antreten - und ist nur Außenseiter. Der einst gefürchtete Abraham kämpft um die Fortsetzung seiner Karriere.

Jürgen Schmieder

Es war dieser eine Kampf, durch den Arthur Abraham Berühmtheit erlangte. Am 23. September 2006 verteidigte der bis dahin nur dem Fachpublikum bekannte Boxer seinen WM-Titel im Mittelgewicht gegen den Amerikaner Edison Miranda. In der vierten Runde brach Abrahams Kiefer, er boxte dennoch weiter - und gewann nach Punkten.

Arthur Abraham kämpft am Samstag um die Fortsetzung seiner Karriere. (Foto: Bongarts/Getty Images)

An diesem Abend wurde aus "Vadder Abraham", der zuvor häufig mit Schlumpfmütze in den Ring gezogen war, "King Abraham" - der König. Vielleicht hatte es der in Armenien geborene Abraham schon vorher gewusst, denn zu diesem Kampf erschien Abraham bereits mit einer Krone auf dem Kopf. Dieses Bild von Abraham blieb im kollektiven Gedächtnis: Abraham, dieser unverwüstliche Kämpfer, lässt sich auch von Verletzungen nicht stoppen.

Seitdem gelten die Kämpfe als Events, meist gibt es dabei eine spektakuläre Comeback-Geschichte. Abraham gilt als kraftvoller, technisch jedoch arg limitierter Boxer, der in den ersten Runden seinen Gegnern meist unterlegen ist, um sie anschließend spektakulär K.o. zu schlagen.

Jedoch: Die letzten beiden wichtigen Auseinandersetzungen waren ebenfalls spektakulär, nur hat Arthur Abraham sie verloren. Gegen Andre Dirrell unterlag er durch Disqualifikation, weil er nachgeschlagen hatte. Von Carl Forch wurde er erhielt er eine technische und taktische Lehstunde und verlor einstimmig nach Punkten.

Im Halbfinale des Super-Six-Turniers steht er mit einem Sieg aus drei Kämpfen vor allem deshalb, weil sich andere Boxer aus dem Turnier zurückgezogen haben. Gegen Andre Ward geht es deshalb nicht nur um den Einzug ins Finale, sondern vor allem um die Fortsetzung der Karriere.

"Es geht um alles", sagt Abraham vor der Auseinandersetzung in Los Angeles. Tatsächlich ist auch der einst gefürchtete Abraham nur noch Außenseiter, das Vertrauen in den gebürtigen Armenier scheint gesunken zu sein.

Wards Trainer Virgil Hunter sagte auf der Pressekonferenz am Donnerstag: "Es ist ganz offensichtlich: Dass sich dein Promoter über die Offiziellen und die Besetzung des Kampfgerichts beschwert hat, ist ein klarer Beweis dafür, dass er das Vertrauen in Dich verloren hat und Dir den Sieg nicht zutraut. So einfach ist das. Dein Promoter glaubt nicht mehr an dich."

Arthur Abraham
:Blutiger Boxkampf

Arthur Abraham brach sich den Kiefer und boxte dennoch bis zum Sieg weiter. Hier einige Bilder vom Kampf.

Abraham dagegen ist sich der Bedeutung dieses Kampfes bewusst und bemüht den Vergleich mit einem der spektakulärsten Kämpfe aller Zeiten: "Ich boxe so wie Joe Frazier im ersten WM-Kampf gegen Muhammad Ali im Madison Square Garden, wo er Ali in der 15. Runde mit seinem linken Kopfhaken zu Boden schickte." Ali galt damals als klarer Favorit und wurde schließlich von Frazier besiegt.

Ward ist im Super-Six-Turnier an Nummer eins gesetzt, Abraham bloß an Nummer vier. Der 27-jährige Amerikaner hat keinen seiner 22 Profi-Kämpfe verloren, 13 gewann er vorzeitig. Er ist ein technisch versierter Boxer mit formidabler Beinarbeit, indes werden ihm schlechte Nehmerqualitäten nachgesagt.

Wohl auch deshalb verzichtet Ward auf die üblichen markigen Worte vor einem Kampf, sondern gibt sich betont bescheiden: "Arthur ist sehr stark. Ich bin auf einen harten Kampf eingestellt. Das ist genau die Art von Kampf, die ich gewinnen muss, um ein ganz Großer zu werden."

"Ich muss mich opfern", sagt Abraham. "Nach Punkten habe ich keine Chance zu gewinnen. Ward ist der Newcomer in Amerika, alle wollen ihn siegen sehen." Wie man durch K.o. gewinnt, das hat Abraham im Laufe seiner Karriere bereits häufiger bewiesen, 26 seiner 32 erflogreichen Kämpfe beendete er vorzeitig.

"Arthur hat ohne Zweifel die Power, um Ward zu besiegen", sagt sein Promoter Wilfried Sauerland. "Dazu muss aber der Arthur im Ring stehen, der damals mit doppelt gebrochenem Kiefer seinen WM-Gürtel verteidigt hat."

An diesem Abend im Jahr 2006 wurde Abraham ein großer Boxer - fünf Jahre später muss er verhindern, dass seine Karriere unrühmlich endet.

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