Borussia Dortmund:Aubameyang und der BVB siegen vor Gericht

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  • An diesem Donnerstag hätte erörtert werden sollen, ob beim Aubameyang-Wechsel vor vier Jahren vermeintlich bevollmächtigte Spielerberater aus Spanien bei der Provisionszahlung vom BVB übergangen wurden.
  • Doch zu einer richterlichen Entscheidung ist es am Donnerstag gar nicht gekommen, weil sich der Hauptzeuge in Widersprüche verstrickte.
  • "Endlich ist diese Sache aus der Welt", freute sich auf dem Gerichtsflur der BVB-Sportdirektor Michael Zorc.

Von Ulrich Hartmann, Hamm

Am Mittwochabend hat der Fußballer Pierre-Emerick Aubameyang beim 3:0-Sieg von Borussia Dortmund in Hamburg sein 129. Tor im 197. Pflichtspiel für Dortmund erzielt. Der in Frankreich geborene Gabuner spielt seit vier Jahren und drei Monaten für den BVB und ist dort längst eine feste Größe. Doch die Umstände seines Wechsels im Sommer 2013 vom französischen Erstligisten AS St. Etienne nach Dortmund beschäftigten deutsche Gerichte noch jahrelang.

Am Donnerstag hätte vor dem Oberlandesgericht in Hamm in zweiter Instanz erörtert werden sollen, ob beim Aubameyang-Wechsel vor vier Jahren vermeintlich bevollmächtigte Spielerberater aus Spanien bei der Provisionszahlung vom BVB übergangen wurden. Außerdem hätte es darum gehen sollen, ob der Klub treuwidrig gehandelt hat, indem er im Laufe der damals monatelangen Transferverhandlung einen Beraterwechsel gewissermaßen provoziert habe, um eine sechsstellige Provision dann an eine bevorzugte Person auszahlen zu können.

Doch zu einer richterlichen Entscheidung ist es am Donnerstag gar nicht gekommen. Nachdem sich der damals angeblich bevollmächtige spanische Aubameyang-Vermittler Heraldo Gonzalez Amado als wichtigster Zeuge vor Gericht in Widersprüche verwickelt hatte, zog der Kläger, der spanische Unterhändler Carlos Ariño, seine Berufungsklage auf Nachzahlung einer Provision zurück. Seine Argumentations- und Beweis-Grundlage war unter Amados haltlosem Gestammel zusammengebrochen. "Endlich ist diese Sache aus der Welt", freute sich auf dem Gerichtsflur der BVB-Sportdirektor Michael Zorc.

Drei Spielervermittler reisten nach Dortmund

Bevor Aubameyang 2013 aus St. Etienne nach Dortmund gewechselt ist, waren die spanischen Spielervermittler Carlos Ariño und Javier Morales, verstärkt durch den Spielervermittler Thomas Kroth aus dem westfälischen Schwerte, am 12. Dezember 2012 zu einem Gespräch mit Zorc und BVB-Chefscout Sven Mislintat nach Dortmund gereist. Alle drei angeblich ermächtigt vom angeblichen Aubameyang-Berater Amado. Man verabredete ein Jahresgehalt für Aubameyang (2,8 Millionen Euro brutto plus Boni) und setzte auch ein Schriftstück auf, das ein Vertrag gewesen sein könnte oder ein befristetes Angebot oder auch nur ein Verhandlungs-Ergebnis - schon darüber gingen die Ansichten entschieden auseinander. Zu einer Verpflichtung Aubameyangs durch dieses Schriftstück ist es jedenfalls nicht gekommen, sondern erst später, aber da waren die Herren Ariño, Morales und Kroth nicht mehr involviert, sondern ganz andere Berater.

Angeblich hatte man beim BVB zwischenzeitlich das Interesse an Aubameyang verloren, aber als im Frühjahr 2013 seine Verpflichtung doch bekanntgegeben wurde, hatte Zorc dem Vernehmen nach Kontakt zu Aubameyangs Vater Pierre, zu einem Anwalt namens Pierre Felip aus Paris sowie zu Felips Kooperationspartner Marco Lichtsteiner aus der Schweiz, bei dem es sich um den Bruder des Schweizer Nationalspielers Stephan Lichtsteiner von Juventus Turin handelt.

Vor dem Landgericht Dortmund hatte der Zeuge Kroth 2015 in erster Instanz ausgesagt, Zorc habe ihm 2013 mitgeteilt, Aubameyangs Vater habe Gonzalez und Ariño damals für gar nicht vertretungsberechtigt erklärt. Also erhielten sie für ihre Bemühungen auch keinerlei Provision. Dieses Geld ist später zwar ausbezahlt worden - aber an jemanden anderes. "Die Provision ist gemäß einer schriftlichen Vereinbarung an Lichtsteiner bezahlt worden", sagte Zorc im Juni 2015 vor dem Landgericht Dortmund.

Ariño hat 2013 dagegen geklagt, dass er trotz der anfänglichen Transfergespräche überhaupt keine Provision erhalten hat. Um die Höhe (branchenüblich sind etwa zehn Prozent vom Brutto-Jahresgehalt) benennen zu können, klagte er auch auf Offenlegung von Aubameyangs Gehalt. 2015 hat das Landgericht Dortmund seine Klage zurückgewiesen. 2016 hat das Oberlandesgericht Hamm in einer ersten Sitzung skeptisch hinterfragt, ob Ariño damals überhaupt vertretungsberechtigt war.

Um 12.45 Uhr betrat Aubameyang am Donnerstag im Blitzlichtgewitter das Oberlandesgericht in Hamm. Er war wie Zorc als Zeuge geladen, wurde aber wie Zorc gar nicht mehr befragt, nachdem Kläger Ariño seine Berufung nach gerade mal einer Stunde schon zurückgezogen hatte. Damit wurden auch Verdächtigungen des Ariño-Anwalts Umut Schleyer nicht mehr thematisiert, Spielertransfers zum BVB folgten einem gewissen "System", wonach man offenbar versuche, möglichst oft mit dem Berater Lichtsteiner aus der Schweiz zusammenzuarbeiten.

In diesem Zusammenhang wäre es in der Verhandlung in Hamm zu einer Erörterung gekommen, ob der BVB sich "treuwidrig" verhalten haben könnte. Auch Licht in diese Spekulation zu bringen, hat der verwirrt auftretende Hauptzeuge Amado aber verhindert. Man behalte sich deshalb vor, so der Anwalt Schleyer, dieses Thema noch einmal gesondert aufzubringen.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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