Andrej Jarmolenko beim BVB:Wer war noch mal Dembélé?

Andrej Jarmolenko beim BVB: Andrej Jarmolenko überzeugt beim BVB - ob gegen Hamburg oder wie hier gegen Köln.

Andrej Jarmolenko überzeugt beim BVB - ob gegen Hamburg oder wie hier gegen Köln.

(Foto: AP)
  • Der BVB siegt 3:0 in Hamburg, bester Spieler ist der ukrainische Zugang Andrej Jarmolenko.
  • Manager Zorc lobt: "Es ist brutal, wie schnell Andrej zu einem Unterschiedsfaktor geworden ist."
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Von Carsten Scheele

Am Ende war Mergim Mavraj der Mann mit dem Drehwurm. Der HSV-Verteidiger hatte ehrlich versucht, seinen heranstürmenden Gegenspieler zu stoppen. Doch der hieß leider Andrej Jarmolenko. Der Ukrainer entschied sich in vollem Lauf zu zwei Übersteigern, erst links, dann rechts, legte sich den Ball dann auf den rechten Fuß - zu viel für Mavraj. Er plumpste auf den Boden, und konnte nur hinterherschauen, wie der BVB am Mittwochabend über Jarmolenko und Pierre-Emerick Aubameyang auf 2:0 stellte.

Es ist schon auffällig, wie schnell Jarmolenko in Dortmund zu einem wichtigen Spieler geworden ist. Im Spätaugust kam er für 25 Millionen Euro von Dynamo Kiew und galt als sehr untypischer BVB-Transfer: Weil sich Dortmund für einen erfahrenen, einen "fertigen" Spieler entschieden hatte, schon 27 Jahre alt, und nicht für das nächste, große Talent. Weil er eine viel kräftigere Statur hat als Ousmane Dembélé, der gerade für eine Irrsinnssumme jenseits der 100 Millionen Euro nach Barcelona veräußert worden war, den er nun auf der Dortmunder Außenbahn ersetzen sollte.

Jarmolenko legt zwei Treffer auf

Beim 3:0 (1:0) in Hamburg holte sich der BVB nicht nur die Tabellenführung zurück und blieb auch im fünften Saisonspiel ohne Gegentor (Klubrekord), sondern zeigte auch, wie schnell es gelungen ist, eine Schlüsselkraft wie Jarmolenko zu akklimatisieren. Auch wenn der Ukrainer diesmal nicht selbst traf, war er direkt an zwei Treffern beteiligt: Vor dem 1:0 trat er den Freistoßball, der über den Kopf von Ömer Toprak zum Torschützen Shinji Kagawa gelangte (24.). Beim 2:0 musste Aubameyang den Ball am langen Pfosten nur noch über die Linie drücken (63.), den Rest hatte Jarmolenko erledigt.

Kurz nach dem 2:0 nahm Trainer Peter Bosz seinen besten Spieler vom Platz. Jarmolenko habe noch "Probleme, 90 Minuten durchzuhalten", sagte er zwar, aber auch 66 Minuten hatten dem Linksfuß genügt, um seinen Wert zu unterstreichen. Trotz seines für einen Außenspieler hochgewachsenen Körpers (1,89 Meter) schaffte es Jarmolenko immer wieder, sich freie Räume zu erschließen, war beständig anspielbar und von den Hamburgern meist nur durch Fouls zu stoppen. Es sei "schon brutal, wie schnell Andrej zu einem Unterschiedsfaktor geworden ist - und das in jedem Spiel", lautete das Lob des Abends von Manager Michael Zorc.

Sehr wichtig ist aus Dortmunder Sicht, dass Jarmolenko mit Chefstürmer Aubameyang prächtig zu harmonieren scheint. Dass in Marco Reus, André Schürrle und Mario Götze gerade einige Offensivkräfte fehlen, fällt gar nicht so sehr auf. Und auch nur noch sehr wenige Menschen im Umfeld des BVB trauern aktuell Ousmane Dembélé hinterher.

So lässt sich als Zwischenfazit der jungen Saison sagen, dass Dortmund zwar einen fantastisch veranlagten Spieler verloren, in Jarmolenko aber sehr guten Ersatz gefunden hat - und das für eindeutig weniger Geld. Auch die Mitspieler scheinen froh zu sein, diesmal einen Kollegen bekommen zu haben, der nicht 19, 20 oder 21 Jahre alt ist, sondern einiges an Erfahrung und Wettkampfhärte mitbringt. Anders lassen sich die Worte seines Teamkollegen Nuri Sahin kaum interpretieren, der nach dem Spiel über Jarmolenko sagte: "Er ist eben ein richtiger Mann."

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