Am Sonntag, an dem Tag, an dem Bernhard Langer versuchte, seinen dritten Masters-Titel nach 1985 und 1993 zu erringen, sah er verändert aus. Er trug plötzlich einen Sponsor-Schriftzug auf seiner Schirmkappe. Nach dem überraschenden dritten Platz nach drei Runden beim ersten Major des Jahres in Augusta hatte eine Flugzeugcharter-Firma mitbekommen, dass der deutsche Statesman des Golfs die Werbefläche auf dem Kopf nicht vermietet hatte. Dabei sah ihm alle Welt nun zu. Gespräche gingen über Nacht hin und her, zwischen Unternehmen und Langers Management, Freimeilen wurden drauf gepackt, und so kam es, dass der formidable 58-Jährige bei seiner 33. Teilnahme bei diesem Spektakel wenigstens mit einem finanziellen Nachschlag samt nützlicher Extraleistung das Gelände verließ.
24. wurde Langer, nach Runden von 72, 73 und 70 Schlägen benötigte er zum Abschluss 79 Schläge (sieben über Par). Hatte er zum Drittrunden-Führenden Jordan Spieth nur zwei Schläge Rückstand, betrug die Lücke zum Sieger Danny Willett elf Schläge. Natürlich klingt das nach Absturz, nachdem der Senior zuvor mal wieder die Golfwelt so verblüfft hatte mit seinem cleveren Spiel. Aber es war kein Absturz. Der Golfsport hatte nur gezeigt, warum selbst Spitzenakteure Schwankungen haben.
Warum Langer nicht die Pointe liefern konnte, auf die sich die staunende Golfgemeinde gefreut hatte, erklärte er anhand einer Kausalkette. "Meine Drives waren nicht mehr ganz so genau", sagte er dem Online-Portal Golfpost, "aus dem Rough tue ich mich schwerer, weil ich den Ball nicht kontrollieren kann, was die Länge betrifft." Ergo: "So ist dieser Golfplatz. Wenn man einen halben Meter zu lang ist, ist das zu weit." Was das Heimtückische und oft Faszinierende am Golfsport ist, nahm Langer, seit 1976 Profi und Sieger bei mehr als 100 Turnieren weltweit, immer noch staunend wie ein Neuling zur Kenntnis: "Ich lag früh drei über Par - ohne einen schlechten Schlag gemacht zu haben." Was nicht hieß, dass er nur zufrieden mit sich war und nicht selbstkritisch. "Heute gingen die Putts nicht rein, das war der Unterschied. Einige habe ich falsch gelesen", gab er zu.
Der älteste Masters-Sieger bleibt damit Jack Nicklaus (USA), der vor 30 Jahren mit 46 triumphiert hatte. Wie 2009, als der Amerikaner Tom Watson nah dran war, mit 59 Jahren bei der Open Championship zu gewinnen und gar erst im Playoff scheiterte, ging Langer die letzte Konsequenz ab, um sich zurückzukämpfen. Aber er genoss den Abstecher zum Major, sonst spielt er ja, meist siegreich, auf der Champions Tour der Ü50-Klasse. "Es macht Spaß, als 58-Jähriger in dieser Position zu sein und mit den Besten der Welt zu spielen. Ich schlage manchmal 50 Meter kürzer als die anderen, aber wenn du genau weißt, wo der Ball hinmuss, kannst du trotzdem Par spielen", sagte er.
Auch die jüngere Generation erfreute sich an ihm. "Es war unheimlich beeindruckend zu sehen, was Bernhard auf dem Platz macht, besonders wenn man bedenkt, wie weit er nach dem Abschlag zurückliegt", sagte Jason Day. Der Weltranglisten-Erste aus Australien wurde Zehnter, er hatte die dritte Runde mit Langer absolviert - und da einen Schlag mehr benötigt (71). Martin Kaymer wiederum, nach einer versöhnlichen 72er-Runde noch 49. mit zwölf über Par, schwärmte von Langer: "Es ist erstaunlich, wie man jede Woche so motiviert und inspiriert sein kann." Sein Urteil über seinen Mentor, gefällt in einem englischsprachigen Interview, ist kaum wohl anzufechten: "It's pure passion."