Beachvolleyball:Partystimmung statt Polemik

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"Die wissen einfach, wie der Hase läuft, das ist gut organisiert." - Julius Höfer (rechts) gehörte mit seinem Partner Benedikt Doranth zu den erfahrensten Spielern des Turniers. (Foto: Christian Einecke/CE Pix/Imago)

Die bayerischen Beachvolleyball-Meisterschaften zeigen, was der nationalen Spielklasse fehlt: Konstanz, Transparenz und gute Stimmung.

Von Karoline Kipper

Eigentlich unvorstellbar für Spitzensport in Deutschland: niemand weiß, ob und wo die höchste Spielklasse im nächsten Jahr stattfindet. Im Beachvolleyball ist das die Realität. Seit Jahren ist die German Beach Tour eine unplanbare Veranstaltung. Dieses Jahr meldetet die Vermarktungsagentur des Deutschen Volleyball-Verbands, die Deutsche Volleyball-Sport GmbH, kurz vor dem geplanten Start der Tour Insolvenz an. Es fand sich dann ein anderer Ausrichter, die New Beach Order Event GmbH (NBO). Mit "Salamitaktik" werde man die Tour nun stemmen, erklärte damals NBO-Geschäftsführer Alexander Walkenhorst. Für das Jahr 2023 sind Verhandlungen über die Austragung allerdings gescheitert.

So kam es, dass die bayerischen Meisterschaften im Münchner Olympiapark am Wochenende im Gegensatz zur nationalen Klasse einen ganz eigenen Charme versprühten. Den der Planbarkeit: "Die wissen einfach, wie der Hase läuft, das ist gut organisiert und man weiß, worauf man sich einlässt", meinte Titelverteidiger Julius Höfer. Zusammen mit seinem Partner Benedikt Doranth gehört der 30-Jährige zu den erfahrensten Spielern des Turniers.

Auf dem Gelände des zentralen Hochschulsports im Olympiapark wurden am sonnigen Samstag und am verregneten Sonntag unter jeweils 16 Frauen- und Männerteams die besten Duos aus Bayern gesucht. Während vor einer Woche der Beachvolleyball auf dem Königsplatz von den Synergien mit dem Klettern profitierte, sorgte bei den bayerischen Meisterschaften ein ebenfalls kombiniertes Konzept für eine gut gefüllte Tribüne: Auf den angrenzenden Feldern wurde parallel ein Hobbyturnier ausgetragen.

Das gefiel auch den favorisierten Spielerinnen des SV Lohhof, Giulia Deißenberger und Tabea Schwarz: "Es macht einfach Spaß und es ist schön, dass Beachvolleyball so gefeiert wird in München", sagte Schwarz. Deißenberger/Schwarz waren als Favoritinnen gesetzt worden, schieden aber im Halbfinale gegen ihre Vereinskolleginnen und die späteren bayerischen Meisterinnen Michaela Henry und Agata Leiner aus und wurden Dritte.

Die Neuauflage des Finals von 2021 gewinnen Sebastian Burgis und Johannes Klinkert

Deißenberger/Schwarz spielten dieses Jahr auch bei der deutschen "Salamitaktik"-Tour mit. Das hat ihnen einiges an Flexibilität abverlangt, aber sie nahmen es gelassen: "Wir nehmen jedes Turnier mit, das wir bekommen können. Wir sammeln dort unsere Erfahrungen und Pünktchen und Sätze und Spiele", sagte Schwarz, Deißenberger ergänzte lachend: "Und wir versuchen, mit jedem Sätzchen und Spielchen und Bällchen zu lernen." Vom aktuellen Chaos im Deutschen Volleyball-Verband (DVV) wollen sie sich nicht aus dem Konzept bringen lassen.

Zwischen den Weltmeisterschaften im Juni in Rom und den Europameisterschaften in München wurde der Sportdirektor des DVV, Niclas Hildebrand, freigestellt. "Der hat in alle Richtungen gelogen. Es gibt zwei, drei Vertraute, die ihm hinterherhecheln, alle anderen sind froh. Dieser Typ war qualitativ nicht gut genug, um Sportdirektor zu sein", sagte Alexander Walkenhorst damals der Süddeutschen Zeitung . Daraufhin verabschiedete sich einer dieser Vertrauten, Jürgen Wagner. Vor zwei Jahren wurde der Trainer, der Julius Brink und Jonas Reckermann sowie Laura Ludwig und Kira Walkenhorst zum Olympiasieg führte, als "Head of Beach" eingestellt. "In den letzten Monaten hat sich bei mir immer mehr die Überzeugung verstärkt, dass die Unterstützung für den Höchstleistungsbereich Beachvolleyball nicht im Fokus des DVV liegt", verkündete Wagner in einer Rücktrittserklärung.

"Was da im DVV abgeht, ist seit vielen Jahren bekannt", sagte der 34-jährige Doranth mit einer gewissen Resignation in der Stimme. Julius Höfer und Benedikt Doranth spielen seit zwei Jahren nicht mehr bei der deutschen Tour mit, beide haben Kinder, und mit Familie fehle die Zeit. Daher betrifft sie diese Causa voll persönlicher Fehden nicht mehr direkt. Auf dem Laufenden blieben sie trotzdem. Laut Giulia Deißenberger sei es gerade als junges Team schwierig, etwas im DVV zu bewegen: "Wir haben eine Meinung, das mit Sicherheit, aber da müssen die Erfahrenen, die in der Spitze oben sind, noch ein bisschen mehr Einfluss nehmen."

Wie so etwas funktionieren könnte, erläuterte Julius Höfer: "Der bayerische Verband ist sehr transparent. Ich bin zum Beispiel mit Spielervertreter, ich werde in die ganzen Themen eingebunden und kann das dann an die Spielerschaft kommunizieren." Für das erfahrene Duo Doranth/Höfer reichte es am Ende wieder fürs Finale: "Wir sind Titelverteidiger, von daher müssen wir ja fast sagen: Das Ziel ist der Titel", sagte Doranth. In der Neuauflage des Finals von 2021 gewannen diesmal allerdings Sebastian Burgis und Johannes Klinkert im Tiebreak.

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