Bayern-Sieg gegen Moskau:Schweinsteiger drängt zurück ins System

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Staunen vor Schweinsteiger: Moskaus Eremenko, r., im Duell mit dem Bayern-Kapitän. (Foto: Guenter Schiffmann/AFP)

Erstes Spiel von Beginn an seit dem WM-Finale: Bastian Schweinsteiger zeigt beim Sieg des FC Bayern in der Champions League gegen Moskau seine Autorität auf dem Platz. Vor allem Sebastian Rode ist entzückt.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Hinkte er etwa? Als Bastian Schweinsteiger im Bauch der Fröttmaninger Arena auf weißen Socken aus der Kabine spazierte, sah es für einen kurzen Moment so aus, als würde er seinen linken Fuß ein wenig nachziehen. Hatte er sich womöglich verletzt? In einem unbedeutenden Spiel gegen ZSKA Moskau? In seiner ersten Partie von Beginn an seit dem WM-Finale gegen Argentinien in Rio de Janeiro?

Die Wahrnehmung täuschte, weil Schweinsteiger kurz anhielt und an seiner Wasserflasche herumspielte, er verlor das Gleichgewicht und machte einen zusätzlichen Trippelschritt. Er lief ganz normal, Schweinsteiger humpelte nicht. Er nahm noch einen kräftigen Schluck und sagte: "Ich freue mich, dass wir 3:0 gewonnen haben." Mehr nicht. Nichts darüber, wie es war, das erste Mal seit Monaten mal wieder bei Anpfiff einer Begegnung auf den Rasen gelaufen zu sein. Schweinsteiger sprach lieber über die Mannschaft. "Die Spieler, die sonst weniger spielen, haben heute gut funktioniert. Wir haben ein sehr hohes Niveau, auch in der Champions League."

Fast alle, die er gerade in Gedanken aufzählte, werden allerdings nicht mehr zurückkommen, wenn im neuen Jahr die K.-o.-Runde beginnt. Wenn es um die wirklich ehrvollen Auftritte geht. Moskau war ein Spiel mit Freunschaftscharakter, die Bayern standen schon als Gruppenerster fest, vor den Toren von Thomas Müller (18.), Sebastian Rode (84.) und Mario Götze (90.). Zum dritten Mal in der Vereinshistorie erreichten die Münchner mit fünf Siegen in sechs Spielen das Achtelfinale.

Trainer Pep Guardiola ließ sich mal wieder etwas Neues einfallen. Ohne Tüfteln geht es bei ihm nicht. Er hatte schon in den Tagen davor angekündigt, dass er experimentieren werde. Dass seine Testreihe aber so radikal ausfallen würde, damit hatten nur die wenigsten gerechnet. Der 18-jährige Gianluca Gaudino kam unverhofft zu seinem ersten Auftritt im Elitegeschäft, auch der abwanderungswillige 19-jährige Pierre-Emile Højbjerg spielte, ebenso der 20-jährige Mitchell Weiser. Und natürlich Rode.

Der ehemalige Frankfurter gehörte formal einer Viererkette an, doch wie so oft im Guardiola-System spielte der formale Rechtsverteidiger mehr im Mittelfeld als in der Abwehr. "Alle haben das sehr gut gemacht", lobte Guardiola anschließend. Es war wohl die kürzeste Pressekonferenz in seiner Trainergeschichte. Nach sechs Sätzen war alles vorbei. Dennoch war es das einzig verlorene Münchner Duell des Abends: Moskaus Trainer Leonid Slutski hatte noch weniger zu sagen.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Eisregen statt Sandstrand

Bastian Schweinsteiger ist am wärmsten angezogen. Gianluca Gaudino zeigt seinem Vater, wie Hackentricks gehen. Und Pierre-Emile Højbjerg entfernt sich weiter vom FC Bayern. Die Münchner beim 3:0 gegen ZSKA Moskau in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Einen seiner Sätze verwendete Guardiola für Bastian Schweinsteiger. "Ich bin sehr, sehr zufrieden mit ihm", bekannte er. Auch Rode imponierte dessen Auftritt. "Basti hat eine unglaubliche Präsenz auf dem Platz", sagte er. "Er kann ein Spiel entscheiden."

Wenn Rode so über einen Kollegen spricht, klingt er selbst nach einem halben Jahr als Angestellter des FC Bayern so aufgeregt und distanziert wie jemand, der in einem Preisworträtsel einen Trainingsauftritt beim deutschen Rekordmeister gewonnen hat. Dabei hatte der 24-Jährige mit seinem Kopfball das späte 2:0 erzielt. Nach Vorarbeit von Schweinsteiger. "Schon wieder", merkte Rode an und lächelte. "Ich könnte mich daran gewöhnen." Schon gegen Hoffenheim hatte es die Kombination Vorlage Schweinsteiger, Tor Rode gegeben.

Die Zuschauer haben gegen Moskau eine Ahnung davon bekommen können, wie prägend Schweinsteiger für das Spiel der Münchner werden kann, wenn er wieder voll genesen und im Spielbetrieb integriert ist. Mit seinen Pässen ordnete er das Spiel, sorgte für Struktur und Präzision. Es wird spannend zu beobachten zu sein, wie die beiden Autoritätskicker Schweinsteiger und Xabi Alonso zusammenpassen werden. Der Spanier kam diesmal nicht zum Einsatz.

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Durch das 1:0 bei NK Maribor erreicht Schalke 04 doch noch als Gruppenzweiter das Achtelfinale der Champions League. Uchida klärt gleich doppelt auf der Linie - doch für die größten Emotionen sorgt der eingewechselte Max Meyer.

"Jetzt sind wir erst einmal froh, dass Basti zurück ist", sagte Manuel Neuer. Während der Nationaltorhüter der Achtelfinal-Auslosung am Montag recht entspannt ("Können wir sowieso nicht beeinflussen") entgegenblickt, sehnt Rode die Veranstaltung herbei. "Das ist ja meine erste Auslosung für das Achtelfinale. Ich hoffe, dass wir nicht gleich auf Paris treffen." Unter den Gruppenzweiten dürften die Franzosen das mit Abstand schwerste Los sein.

Für Rode ist in diesen Tagen alles neu und aufregend. Ob denn Bastian Schweinsteiger vor der Partie noch Worte an die Mitspieler gerichtet habe? Rode schüttelte den Kopf. "Bastian muss nichts sagen, wir alle sind nur glücklich, wenn er mit uns auf den Rasen läuft." So viel Glück an einem eigentlich unbedeutenden Abend gibt es derzeit wohl nur in München.

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