Bayern München: Toni geht:Servus, Luca - der lange Abschied

Lesezeit: 3 min

FC Chelsea oder AS Rom? Luca Toni macht beim FC Bayern keine Tore mehr, sorgt aber noch für Schlagzeilen. Dabei war er einst der Renaissance-Held von München.

In München war er auf dem Höhepunkt seines Könnens, als er zusammen mit seiner attraktiven Frau in der Nähe des Friedensengels für Werbeaufnahmen posierte. Außerdem kam das SZ-Magazin auf die nachhaltige Idee, die Gestik des italienischen Mittelstürmers mit Renaissance-Bildnissen zu vergleichen.

Auf dem Spielfeld suchte man Luca Toni in der jüngeren Vergangenheit vergeblich - zuletzt war der Spieler des FC Bayern sogar nur noch als Tribünen-Hocker "aktiv". (Foto: Foto: AP)

Immer sah man: Luca Toni ist mehr als ein Profifußballer, er ist ein Symbol für dolce vita, für italienische Lebenskunst. Leider nur hat der Mann seit langem für den FC Bayern München nicht mehr ins Tor geschossen. Zuletzt war er nicht einmal mehr Bankdrücker, sondern nur noch Tribünenhocker - eine große Gestalt mit wallendem Haar, in irgendeinen blauen Anorak gehüllt.

Nur selten Liebling des Trainers

Als er zum letzten Mal auf dem Spielfeld antrat (gegen den FC Schalke 04), wurde er zur Halbzeit ausgewechselt. Luca Toni verließ das Stadion. Mit Trainer Louis van Gaal kann er genauso wenig wie mit dessen Vorgänger Jürgen Klinsmann. Nur mit Ottmar Hitzfeld war der Weltmeister von 2006, der emsig für seine Heimat Emilia-Romagna wirbt, zurechtgekommen.

Luca Toni, 32, muss also bald weg aus München. "Servus, Luca!", heißt es für den einstigen Torschützen vom Dienst. Und immer klarer wird, dass er in der internationalen Fußball-Szene wohl eher als eine Art "Notnagel" gesehen wird.

Der Transferpoker um den Profifussballer Toni geht jedenfalls in die letzte Runde. In Italien wird der Wechsel des Stürmers vom FC Bayern München zum AS Rom schon als perfekt gemeldet - doch aus der englischen Premier League meldet der FC Chelsea sein Interesse an.

Der Londoner Klub von Nationalspieler Michael Ballack will den bei Bayern ausgemusterten Italiener nach Informationen der Boulevardzeitung The Sun als Ersatz für Top-Torjäger Didier Drogba verpflichten. Drogba ist vom 10. bis 31. Januar mit der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste beim Afrika-Cup im Einsatz.

Was für eine Blamage! Toni für zwei Wochen als Drogba-Vertretung?

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wo man Luca Toni in München nach seinem Weggang am schmerzlichsten vermissen wird.

Italienischen Medien zufolge soll sich Toni jedoch schon für den AS Rom und die Serie A entschieden haben. "Der Deal ist noch nicht perfekt, aber ich gehe zur Roma", zitiert die Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport den Angreifer, der bei Bayern München dem Spieler Mario Gomez den Vortritt lasssen muss.

Am 2. Januar wollen die Giallorossi Toni angeblich auf einer Pressekonferenz als Neuzugang vorstellen. Toni, der im Sommer 2007 für die Ablöse von elf Millionen Euro vom AC Florenz zu den Bayern gewechselt war, hofft, durch die Rückkehr nach Italien seine Chancen auf einen Platz in der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu verbessern.

Keine Lobgesänge auf Toni mehr

Tullio Tinti, Manager des Italieners, hatte über die Weihnachtstage in verschiedenen Internetportalen Meldungen als falsch zurückgewiesen, wonach sich Toni mit dem AS Rom bereits über einen Wechsel in die Serie A geeinigt habe. "Das ist nicht wahr. Rom ist ein sehr interessanter Verein. Beide Seiten sind interessiert, aber es ist noch gar nichts entschieden", so Tinti.

Die Gazzetta dello Sport hatte berichtet, Toni und der AS Rom hätten sich über einen Wechsel in der Winterpause geeinigt. Demnach haben sich die Römer bereit erklärt, Luca Tonis ausstehendes Gehalt bis zum Saisonende in Höhe von rund drei Millionen Euro netto zu übernehmen. Toni, der bei Bayern einen Vertrag bis Saisonende 2011 besitzt, soll in Rom einen Kontrakt bis zum 30. Juni 2012 unterschreiben.

In München sind die Zeiten schon vergessen, als der Stadionsprecher nach jedem Luca-Toni-Tor noch laut Grazie rief, was vom Volk mit Prego beantwortet wurde. In der Arena spielten sie in solchen Momenten Azzuro von Adriano Celentano oder Belle e impossibile von Gianna Nannini.

Der "Ohrenschrauber" bleibt in Erinnerung

Der deutsche Rekordmeister FC Bayern wird dem Angreifer keine Steine in den Weg legen. Der Verein hatte schon mehrfach signalisiert, dass Toni sich einen neuen Arbeitgeber suchen könne. Bayern-Präsident Uli Hoeneß hatte erklärt, der Verein sei bereit, den Stürmer kostenlos auszuleihen oder abzugeben. "Toni will spielen, aber er hat sich noch nicht entschieden. Ihm liegen viele Angebote von europäischen Klubs vor", sagte Tinti und kündigte eine endgültige Entscheidung für den 1.Januar an.

Luca Toni, der einstige Renaissance-Held von München, war bei verschiedenen Klubs in Italien, Spanien (Atletico Madrid), England und sogar bei Dynamo Moskau im Gespräch.

In München wird man ihn vor allem in der Diskothek P1 sowie beim Promi-Italiener Hugo's vermissen. Und dort vielleicht über seinen Torjubel, den "Ohrenschrauber", noch ein wenig reden.

© sueddeutsche.de/dpa/jja/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: