Bayern-Basketballer in der Euroleague:Brause auf der Zunge

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Robin Benzig (links) liefert sich mit seinen Teamkollegen einen Krimi gegen Zalgiris Kaunas (Foto: AFP)

Sie beginnen holprig, doch dann kommen die Bayern-Basketballer energiereich zurück: Gegen Zalgiris Kaunas schaffen die Münchner den vierten Euroleague-Erfolg in der Top16-Runde - und rücken auf den vierten Platz vor.

Von Gerald Kleffmann

Pünktlich zum Tip-off um 20.15 Uhr hatten sich die 6122 Zuschauer auf ihren Plätzen im Dome eingefunden, Fußballer des FC Bayern weilten diesmal nicht unter den heimischen Fans, das Bundesligaspiel gegen Schalke am Samstag forderte natürlich eine konzentrierte Vorbereitung. Dafür gab sich der litauische Generalkonsul Benjamin Wittstock - früher mal SPD-Gemeinderat in Planegg - die Ehre (FCB-CEO Karl-Heinz Rummenigge ist dagegen immer noch nicht bei seinen Basketballern gewesen), um dieses Duell zu sehen, das eine interessante Perspektive bot: Mit einem Sieg konnten die Münchner nicht nur eine passende Antwort auf ihre erste BBL-Saison-Heimniederlage gegen Quakenbrück geben - der vierte Erfolg in der Top16-Runde konnte auch Platz vier in der Achter-Gruppe F bringen.

Zwei Stunden später sah es nicht gut aus für Herrn Wittstock, denn der FC Bayern besiegte Zalgiris Kaunas in einer intensiven Partie 79:73 (38:40). Die Münchner haben nun vier Siege auf ihrem Konto in Europas Spitzenliga.

Das ist wahrlich respektabel. "Es ist Zeit zu zeigen, dass wir aus dieser Niederlage gelernt haben" - mit dieser Dienstanweisung hatte FCB-Coach Svetislav Pesic seine Profis aufs Parkett geschickt, die dann ihre Aufgabe allerdings mit Unkonzentriertheiten angingen. Gleich die ersten drei Angriffe fruchteten nicht, Guard Malcolm Delaney verpatzte einen Korbleger, Center John Bryant einen Dreier, Robin Benzing ließ sich wegblocken beim Sprung. Das musste nichts bedeuten, aber wenig später sollte sich eben doch erweisen, dass Sicherheit und Konsequenz in den Aktionen fehlte.

Die 22:16- Führung von Kaunas, das gewohnt stark aus der Distanz traf und sich auch beim Offensivrebound oft durchsetzte, war verdient. Leichte Ballverluste erschwerten den Bayern zusätzlich das Herankommen. Einmal beging Guard Nihad Djedovic ohne Not einen Schrittfehler, der einem Profi auf diesem Niveau selten passiert. Es holperte sichtbar.

Auch im zweiten Viertel blieb Kaunas, das bislang erst einmal gewinnen konnte in der Zwischenrunde, aggressiv und punktete vor allem über die routinierten Robertas Javtokas (18) und Sarunas Jasikevicius (15). Es war ein eigenartiges Spiel, die Münchner kamen heran (24:26), ließen abreißen (32:40), kamen heran (38:40). Ein belebendes Element bot sogleich der eingewechselte Chevon Troutman, der zuletzt in der Bundesliga von Pesic keine Berücksichtigung mehr gefunden hatte. Sechs schnelle Punkte des beim Publikum so beliebten Amerikaners erzeugten spürbar eine neue Energie, die die Mannschaft nach der Pause auch dringend benötigte. Und so ging das Katz-und Mausspiel weiter.

Ein Korbleger von Benzing bedeutete den ersten Vorsprung der Bayern (46:45). War das Hinspiel mit dem 84:66-Sieg der Münchner noch eine einseitige Angelegenheit gewesen, so entwickelte sich nun ein packendes Flipperduell. Es ging hin und her, keine Mannschaft setzte sich ab, beide Team waren jetzt quasi Katz und Maus. Die Fehlerquote stieg ob der hitzigeren Zweikämpfe an. Bayern führte (52:48), Gleichstand (52:52), Kaunas führte (55:52), die Zuschauer standen euphorisiert. Am Ende des dritten Viertels zerstörte ein 11:0-Lauf der Gäste zum 59:52 das FCB-Spiel. Würden sie in den letzten zehn Minuten kontern? High Noon im Dome, so wirkte die Stimmung.

Zwei fehlerhafte Freiwürfe von Troutman ließen die Nervosität steigen, schön war die Partie nicht. Aber prickelnd wie Brausepulver auf der Zunge. Ein Dreier von Bryce Taylor, der sich immer mehr zum Anführer mausert und wieder bester Werfer war (22), leitete einen 8:0-Lauf der Bayern ein. Ein Dunk und ein Dreier sorgten für das 67:63, aber der Krimi ging bis zum Schluss. Fast. Jeder Schuss löste Jubel und Frust aus, 69:68, 73:70. Ja, und plötzlich hieß es 77:70, 79:70, die bayerische Energie hatte die Partie entschieden. Als die Uhr die letzten Sekunden anzeigte, lärmten die Zuschauer, dass die Ohren dröhnten. "Ich bin stolz, wie wir gewonnen haben", sagte Trainer Pesic zufrieden.

© SZ vom 01.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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