Basketball-Playoffs:Einer für die schmutzigen Siege

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Wird für Bamberg immer wichtiger: Darius Miller. (Foto: imago/Zink)
  • Nach dem Ausgleich in der Playoff-Serie gegen Bayern München setzen die Brose Baskets Bamberg vor allem auf Darius Miller.
  • Der Amerikaner ist zu einem der wichtigsten Spieler geworden - auch dank seiner Vielseitigkeit.
  • Obwohl er Angebote aus der NBA hatte, entschied er sich für Bamberg. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Miller weiter in Franken bleibt.

Von Matthias Schmid, Bamberg

Darius Miller kommt fast täglich in die Trainingshalle, auch dann wenn überhaupt keine Übungseinheit ansteht. Es ist nicht unbedingt sein von allen geschätzter Arbeitsethos, der ihn so oft ins Trainingszentrum nach Strullendorf im Süden Bambergs führt, es ist vielmehr ein menschliches Bedürfnis. "Hier kann ich meine Klamotten waschen", sagt Miller. Zuhause in seiner Wohnung hat der Profi des Basketball-Bundesligisten Brose Baskets Bamberg auf eine Waschmaschine verzichtet, "weil ich das aus meiner Heimat so gewohnt war."

Es hat sich vieles im Leben des 25-Jährigen geändert, seit er Ende Februar aus den USA nach Oberfranken übergesiedelt ist, er hat einige Zeit gebraucht, um sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden, in seinem neuen Team, auf einem fremden Kontinent, den er nie zuvor bereiste. "Mittlerweile ist er ein extrem wichtiger Spieler geworden", sagt Baskets-Geschäftsführer Rolf Beyer.

"Ich versuche alles, damit wir die Spiele auch hässlich gewinnen"

Das kann man auch daran erkennen, dass er seine Spielzeit in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft gegen den Titelverteidiger FC Bayern deutlich anheben konnte, er steht nun mit knapp 27 Minuten fast acht Minuten länger auf dem Parkett als noch während der Hauptrunde. Bei Bambergs Sieg zuletzt in München spielte er auch in den letzten Spielminuten, als die Baskets mit dem letzten Wurf die Best-of-five-Serie zum 1:1 ausgleichen konnte. Am Sonntag (19 Uhr, Arena Bamberg) steht nun Partie drei an.

Brose-Trainer Andrea Trinchieri schätzt vor allem Millers Ruhe am Ball, seine Athletik unterm Korb, seine Vielseitigkeit, weil er beide Flügelpositionen besetzen kann. Miller wirft meistens nur dann, wenn er fest davon überzeugt ist, dass der Ball auch durch den Korb rauscht. "Ich habe schon einiges in meiner Karriere erlebt und versuche auf dem Feld alles, damit wir Spiele auch hässlich gewinnen", erzählt Miller.

Bamberg statt Los Angeles

Der 2,03 Meter große Amerikaner, der 102 Spiele für den NBA-Klub New Orleans Pelicans bestritt und mit Kentucky die College-Meisterschaft gewann, gibt der Mannschaft genau das, was ihr im Moment gegen wuchtige und raffinierte Münchner fehlt: Gerissenheit in den entscheidenden Momenten. "Wir sind da noch viel zu unerfahren auf diesem Niveau", sagt Trinchieri.

Genau deshalb hatte der Italiener Miller im Februar in mehreren Telefonaten davon überzeugt, doch bitte schön nach Bamberg zu wechseln, nachdem ihn New Orleans nach nur fünf Saisonspielen nicht mehr brauchte. Miller musste nicht lange überlegen, obwohl der Wechsel für ihn durchaus ein Wagnis war, weil er weder das Land noch die Liga kannte. "Ich hatte mich aber auf Brian Roberts Empfehlung verlassen", sagt Miller. Sein früherer Teamkollege von den Pelicans hatte ihm geraten, sich Bamberg anzuschließen, Roberts selbst hatte in Franken tolle Jahre erlebt und dreimal das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen.

Miller hätte das Angebot nicht annehmen müssen, ihn plagten keine Zukunftsängste, er hätte die NBA nicht verlassen müssen, ihm lag eine Offerte der Los Angeles Clippers vor. Allerdings nur probeweise, über zehn Tage. Er hat sich dagegen entschieden, "weil ich mich in Bamberg auch als Spieler bestens entwickeln kann", sagt er.

"Ich kann mir vorstellen, hier weiter zu spielen"

Denn auch ohne schmutzige Wäsche steht ihm die Trainingshalle Tag und Nacht offen. In Stefan Weissenböck haben die Baskets einen Mann engagiert, der sich der individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Spieler annimmt. "Das macht uns für herausragende Profis wie Miller auch weltweit interessant", sagt Geschäftsführer Beyer. Ob der Amerikaner dennoch über den Sommer hinaus in Bamberg bleibt, ist ungewiss. Beyer traut Darius Miller zu, sich über die Summer League wieder für einen NBA-Klub zu empfehlen. Er selbst strebt nicht zurück "Ich kann mir vorstellen, hier weiter zu spielen", sagt Miller. Er hat hier alles, was er braucht. Auch eine Waschmaschine in der Trainingshalle.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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