Basketball:Dream Team: Zwang zu Demut

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Basketballer im Anflug: Der Amerikaner Paul George dunkt gegen China. (Foto: Reuters)

Die US-Basketballer besiegen zum Auftakt leicht und locker China. Doch die Amerikaner müssen mehr leisten, als einfach nur spektakulär zu gewinnen - das beweist eine skurrile Debatte in der Heimat.

Von Jürgen Schmieder

Kurz vor dem Ende der Partie, da begeisterte Paul George die Zuschauern noch einmal mit einer spektakulären Aktion. Nach einem feinen Zuspiel von Kevin Durant stopfte er den Ball rückwärts in den Korb. Das Publikum johlte, die Kollegen applaudierten vorsichtig, Trainer Mike Krzyzewski grinste zufrieden. So hatte er sich das erste Spiel der amerikanischen Basketballer bei diesen Olympischen Spielen vorgestellt: ein lockeres 119:62, ein paar krachende Dunkings, ein paar schöne Spielzüge, ein paar feine Würfe. Vor allem aber: keine respektlosen Aktionen.

Sie befinden sich auf außenpolitischer Mission in Rio, wie alle amerikanischen Basketballteams seit seit 1992: Damals war der Begriff Dream Team entstanden, weil die Amerikaner erstmals Akteure der Profiliga NBA rekrutierten und eine Mannschaft mit Michael Jordan, Magic Johnson und Larry Bird davor nur in kühnen Träumen möglich gewesen war. Das Dream Team besiegte in Barcelona ihre Gegner mit einem Vorsprung von durchschnittlich 44 Punkten. Spektakulär war das, aber nicht arrogant.

Natürlich sollen die Amerikaner auch diesmal die Goldmedaille gewinnen, auch wenn das Dream Team eher die Zusammenstellung der Daheimgebliebenen (LeBron James, Steph Curry, Russell Westbrook, Kawhi Leonard, Chris Paul) ist. Eine Blamage wie bei den Weltmeisterschaften 2002 (Platz sechs) und 2006 (drei) und den Olympischen Spielen 2004 in Athen (Bronze) sollte ihnen - bei allem Respekt vor den anderen Favoriten Spanien und Frankreich - diesmal erspart bleiben. Sie sollen jedoch nicht nur gewinnen, die Auftritte sollen leicht und locker wirken. Sie sollen Show und Spektakel bieten, aber um Himmels Willen nicht arrogant daherkommen.

Wie knifflig diese Aufgabe ist, das war beim Vorbereitungsspiel gegen China vor knapp zwei Wochen zu beobachten. Die Amerikaner führten mit 47 Punkten, als DeMar Derozan einen Dunking mit Drehung um die eigene Achse versuchte. Es wurde tagelang darüber debattiert, ob das nun spektakulär oder respektlos gewesen sei, es entstand kurzzeitig gar eine Diskussion darüber, was das eigentlich bedeutet: die USA repräsentieren. Bill Plaschke, Kolumnist der Los Angeles Times, sagte etwa: "Wir Amerikaner haben Spaß, wir lieben das Leben, wir zeigen unsere Freude."

US-Trainer Krzyzewski mahnt seine Spieler zur Bescheidenheit

Krzyzewski sagte: "Wir hatten ein bisschen zu viel Spaß und müssen ein bisschen bescheidener auftreten." Wichtig war bei dieser Aussage das doppelte "ein bisschen", weil Krzyzewski damit sowohl Kritiker als auch Fans des Spektakels zufrieden stellte. Bei der ersten Pressekonferenz (es kamen mehr als 500 Journalisten) gaben sich die Amerikaner betont bescheiden. DeMarcus Cousins beschrieb die winzigen Zimmer (das Team wohnt nicht im Olympischen Dorf, sondern auf einem Kreuzfahrtschiff), DeAndre Jordan kündigte an, Usain Bolt so lange verfolgen zu wollen, bis der eine Limonade mit ihm trinkt.

Am Mittwochabend vor Beginn der Spiele dann wurden Cousins, Derozan und Jordan im Luxusbordell Termas Monte Carlo gesichtet. Sie hätten das Etablissement für einen Massagesalon mit integriertem Nachtclub gehalten, hieß es danach, nach dem Genuss einiger alkoholischer Getränke seien sie nach Hause gegangen. Sie haben Spaß, die amerikanischen Botschafter ihres Landes, sie lieben das Leben, sie zeigen ihre Freude - und so lange sie auf dem Parkett so agieren wie gegen China, dürfte niemand ein Problem damit haben.

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