Basketball:Der "Austrian Hammer" verblüfft die NBA

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Überzeugt bei den Toronto Raptors: Jakob Pöltl (rechts) (Foto: Getty Images)
  • Jakob Pöltl ist der erste und einzige Basketballer aus Österreich in der NBA und bestimmt mit guten Leistungen nun die Schlagzeilen in Nordamerika.
  • Der 22-Jährige von den Toronto Raptors staunt selbst am meisten über seine Entwicklung.

Von Matthias Schmid

Es kommt immer häufiger nach Spielen der Toronto Raptors vor, dass Jakob Pöltl die Grundsatzfragen beantworten muss. Nicht mehr ausschließlich DeMar DeRozan, der dreimalige Allstar und prägende Spieler der vergangenen Jahre.

"Gute Frage" entgegnete der Österreicher Pöltl also, als er in der nordamerikanischen Profiliga NBA erklären sollte, warum die San Antonio Spurs unter den Körben beim Ausboxen so überlegen waren. 21 sogenannte Rebounds, Abpraller vom Ring oder Brett, sicherten sich die Texaner mehr und gewannen am Ende die Partie mit 101:97. An Pöltl lag es nicht, der 22-Jährige war mit zwölf Rebounds der beste seines Teams, dazu sammelte er noch zehn Punkte. Ein Double-Double nennen die Amerikaner eine solche Leistung in zwei unterschiedlichen Statistikkategorien, sie ist außergewöhnlich, vor allem für einen Spieler, der erst in der zweiten Saison in der besten Liga des Planeten aufläuft. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Pöltl ein Double-Double nie zuvor gelungen war.

Plötzlich gefeierter Protagonist in der schillernden NBA

Der Wiener gewöhnt sich langsam daran, nicht nur staunender Zuschauer, sondern zunehmend auch gefeierter Protagonist im aufregenden und schillernden Basketballbetrieb zu sein. Er ist der erste Österreicher, der es in die NBA geschafft hat - und in Toronto noch bekannter als zuhause in Wien.

Zuletzt beim Sieg gegen Philadelphia stellte er mit 14 Punkten einen neuen Karriere-Bestwert auf. Immer mehr Menschen in seiner Heimat bleiben in der Nacht auf, um sich seine Spiele anzusehen. Basketballer sind in Österreich keine belächelten Sportler mehr. "Inzwischen werde ich auch in Wien häufiger angesprochen", hat Jakob Pöltl im Sommer erzählt, "wenn ich in der Mariahilfer Straße einkaufen gehe." Er werde dabei sogar um Fotos gefragt, fügt er so erstaunt hinzu, als könnte er selbst nicht glauben, was er gerade erlebt. Ein Basketball-Märchen made in Austria.

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Pöltl, Sohn zweier früherer Volleyball-Nationalspieler, ist ein höflicher, zurückhaltender Mensch. Ein begabter Basketballer, aber ein Überflieger war er nicht, als er vor drei Jahren den österreichischen Erstligisten Traiskirchen Lions verließ, um sich fortan das Trikot des Collegeteams Runnin' Utes der University von Utah überzustreifen. Aber er hat früher als andere Spieler verinnerlicht, dass Talent allein nicht ausreicht, um den Traum von der NBA auch Wirklichkeit werden zu lassen. Er kam meistens als Erster in die Trainingshalle und verließ sie wieder als Letzter, er arbeitete an allen Facetten des Spiels, an seiner Fitness, an seinem Wurf, an seinem Kopf.

Daran hat sich auch nichts geändert, nachdem im vergangenen Jahr bei der großen Talentshow, den NBA-Drafts, bereits an neunter Stelle sein Name aufgerufen worden ist. Im Frühjahr dieses Jahres, als er nach seiner Premierensaison nach Europa zurückkehrte, verbrachte er nur kurze Zeit bei seiner Familie in Wien, um schon nach wenigen Tagen nach Oberfranken weiterzureisen. Dort beim deutschen Meister Brose Bamberg arbeitet ein hoch angesehener österreichischer Individualtrainer, dem die Spieler vertrauen. Mit Stefan Weissenböck feilte er vor allem an seiner Wurftechnik. "Jeder Spieler in der NBA muss werfen können", hat Pöltl festgestellt. Auch die Big Men - so wie er einer ist. Am besten auch aus der Distanz. Ein Vorbild ist natürlich Dirk Nowitzki, der deutsche NBA-Champion der Dallas Mavericks, der mit 2,13 Metern exakt so lang ist wie er. "Die erste Saison war solide", hat Pöltl vor Kurzem erzählt, "aber ich will noch einen Schritt nach vorne machen, will mich hier durchsetzen."

Als junger, europäischer Spieler ist ihm dabei bewusst, dass er sich nicht viele Schwächen erlauben darf. "Keine zwei schlechten Spiele hintereinander", wie er sagt, "sonst bist du weg vom Fenster." Pöltl macht sich deshalb auch nichts daraus, dass er im Moment die Schlagzeilen in Toronto nach dem guten Saisonstart und Rang drei in der Eastern Conference bestimmt.

"The Austrian Hammer" haben ihn die Amerikaner getauft - weil er so gerne den orangefarbenen Ball per Slam Dunk von oben in den Korb wuchtet. Ein Spitzname mit Ansage.

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