Basketball:Bamberg schafft Ausgleich beim FC Bayern

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Münchens Steffen Hamann und Anton Gavel von den Brose Baskets beim Halbfinal-Spiel. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Kaum ist Spielgestalter Anton Gavel zurück, gelingt Bambergs Basketballern in einer intensiven Partie der 1:1-Ausgleich im Playoff-Halbfinale gegen die Bayern. FCB-Coach Pesic gratuliert dem überlegenen Gegner zum 93:83 - und kritisiert einen Referee ungewöhnlich scharf.

Von Ralf Tögel

Natürlich ließ es sich Uli Hoeneß nicht nehmen, sein Projekt vor dem vermeintlich größten Schritt in eine bedeutende Zukunft an Ort und Stelle zu unterstützen. Der Präsident war nach dem Triumph seiner Fußballer in London geradewegs zu seinen Basketballern geeilt, die ihm gerne einen weiteren Sieg beschert hätten. Gegen einen Gegner, der nicht sonderlich beliebt ist in der Landeshauptstadt, und den die Münchner nur zu gerne beerben würden als Dominator der Liga.

Damit müssen sie sich allerdings bis auf weiteres gedulden, Serienmeister Bamberg hat mit einer beeindruckenden Leistung den vorentscheidenden Nackenschlag abgewendet und als erstes Team den Münchnern unter deren Trainer Svetislav Pesic mit 93:83 Punkten eine Heimniederlage beigebracht.

Den 6700 Zuschauern im ausverkauften Münchner Dome blieb kaum Zeit, um Luft zu holen. Die Intensität, mit der beide Mannschaften von der ersten Sekunde an loslegten, verdeutlichte, was auf dem Spiel stand. Im Gegensatz zum ersten Duell stand der Titelverteidiger dieses Mal allerdings in Bestform auf dem Parkett, ein entscheidender Unterschied - mit dem Namen Anton Gavel.

Der hatte den ersten Termin mit den Bayern fiebrig im Bett liegend verpasst, dieses Mal war er da. "Ich habe seit Freitag trainiert", sagte er nach dem Spiel, "ich bin noch nicht bei 100 Prozent." Bambergs Manager Wolfgang Heyder sah in seinem Spielmacher ebenfalls den entscheidenden Mann: "Man hat gesehen, wie wichtig Anton für uns ist, an seiner Seite hat Alex Renfroe ein sehr gutes Spiel gemacht."

Wieder fand Bamberg schneller in die Partie. Angeführt vom starken Flügelspieler Sharrod Ford lagen die Gäste schnell 10:2 in Führung. Und wie im ersten Spiel kamen die Bayern schnell zurück. Mit einem Dreier von Brandon Thomas (10 Punkte) und einem Korbleger von Münchens Topscorer Lawrence Roberts (16) stellten die Münchner zur ersten Sirene den Anschluss her (21:23). Vor allem die großen Spieler Roberts und Jared Homan (10) wussten in dieser Phase zu überzeugen.

Im zweiten Viertel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch auf hohem Niveau, die Fehlerquote beider Teams blieb niedrig, die Wurfquote hoch. Allerdings trat das ein, was Bayern-Trainer Pesic befürchtet hatte. Der hatte schon vor dem Spiel mitten in die allgemeine Euphorie hinein die fehlende Konstanz seiner Mannschaft in der Defensive kritisiert. Das dürfe nicht noch einmal passieren. Auf die Bestätigung seiner Warnung hätte der Bayern-Coach gerne verzichtet, er behielt aber recht.

"Gegen eine Mannschaft, die so gut organisiert ist, muss man vor allem im Eins-gegen-Eins besser sein. Da haben wir heute versagt." Im dritten Viertel flachte das Niveau etwas ab, mit der Fehlerquote nahm indes die Hektik zu. Mit großem Willen kämpften sich die Gastgeber heran, der Ausgleich aber wollte im ganzen Spiel nur einmal gelingen (23:23, 21.). Vom Münchner Spieler der ersten Partie war bis zum letzten Viertel wenig zu sehen, Tyrese Rice gelangen in den ersten drei Abschnitten nur drei Punkte, auch seine elf Punkte im letzten Viertel halfen nicht mehr.

Rice wirkte bisweilen übermotiviert, kam aber auch in den Genuss einer Bewachung durch den besten Abwehrspieler der Liga: Anton Gavel. Bambergs Spielmacher übernahm im letzten Abschnitt vollends die Kontrolle, setzte seine Nebenleute ein und punktete selbst. Auf Bamberger Seite überzeugten neben Gavel (17) und Renfroe (15) auch Casey Jacobsen (16) und Bostjan Nachbar (11). Auf Seiten der Münchner trafen neben Roberts, Thomas und Homan noch Benzing (12) und Rice (14) zweistellig.

Wie schmerzhaft für Pesic die verpasste Chance war, konnte man schon während der Partie deutlich sehen, als der Trainer mehrfach wild gestikulierend auf Referee Moritz Reiter zulief, von dem er seine Mannschaft massiv benachteiligt sah. Pesic gratulierte den Bambergern zwar nach dem Spiel zu einem "verdienten Sieg, "aber solche Leute hat der Basketball auf diesem Niveau nicht verdient". Die Niederlage wollte er aber nicht entschuldigen: "Wir haben es versäumt, die richtigen Entscheidungen zu treffen". Aber: "Wir werden uns steigern." Sein Gegenüber Chris Fleming war einfach nur froh, "den Heimvorteil zurückgeholt zu haben."

Im zweiten Halbfinale hat sich Oldenburg ebenfalls den Heimvorteil zurückgeholt. Gegner Ulm musste nach dem Auswärtssieg (86:84 n.V.) im ersten Heimspiel der Halbfinalserie best of five eine 62:70-Heimniederlage einstecken. Noch schwerwiegender als die Heimniederlage dürfte allerdings die Verletzung von Spielmacher Per Günther sein, der bereits nach zwei Minuten mit Verdacht auf Muskelfaserriss vom Parkett musste und dem jetzt eine längere Pause droht.

© SZ vom 27.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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