Barcelona-Stürmer Pedro:Gezerre um den heldenhaften Edeljoker

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Abschiedskuss oder Liebeserklärung? Barcelonas Pedro ist mit seiner Rolle beim Champions-League-Sieger unzufrieden. (Foto: Getty Images)
  • Pedro avanciert mit seinem entscheidenden Tor im Spiel gegen den FC Sevilla zum vermeintlichen Helden.
  • Der Außenstürmer sieht es anders. Er ist unzufrieden mit seiner Situation beim FC Barcelona und liebäugelt mit einem Wechsel zu ManU.
  • Seine Mannschaftskollegen wollen auch kommende Saison mit dem Spanier Titel gewinnen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Die spanischen Reporter in Tiflis hatten ihre Geschichten voller historischer Analogien quasi schon fertig formuliert, als der Mann, den sie alle nur Pedro nennen, erkennen ließ, dass alles ganz anders war als damals, im Jahr 2009. Im seinerzeitigen Supercup-Finale hatte Pedro in der 115. Minute den Siegtreffer für den FC Barcelona gegen Schachtjor Donezk erzielt. Und am Dienstagabend erzielte er wieder den Siegtreffer des Supercup-Finals, wieder in der 115. Minute. Diesmal war aber nicht nur der Gegner ein anderer als damals, er hieß diesmal FC Sevilla. Sondern auch der Jubel: Pedro versprühte keine Freude. Sondern erschütternden Zorn.

Denn nachdem er Sevillas Torwart Beto durch einen Abstauber überwunden und das Tor zum 5:4-Sieg erzielt und Barças fünften Supercup-Sieg sichergestellt hatte, rannte er in Richtung der Eckfahne - und trat sie wie einen imaginären Gegner in einem Karate-Kampf um. Wenig später ließ er in einem Liveinterview mit TV3 aus Katalonien erahnen, wen er gern getreten hätte: Barças neuen Sportdirektor Robert Fernández.

Unverständnis bei Pedro

Der hatte gesagt, dass Pedro gehen wolle: "So hat er es uns gesagt. Wir wollen das nicht. Aber es ist seine Entscheidung." Das wollte Pedro nicht auf sich sitzen lassen. Und so setzte er - die Arme vor der Brust verschränkt, die Miene düster - zu einem explosiven Monolog an. Er wisse gar nicht, wie Fernández dazu komme, derlei zu behaupten; sie hätten in ihrem Leben "nur zwei Worte" miteinander gewechselt.

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"Unglücklich" sei das, sagte Pedro, doch das war wohl nur das diplomatischste Adjektiv, das ihm durch den Kopf schoss. "Es ist ja sogar behauptet worden, es ginge mir ums Geld, was eine einzige Respektlosigkeit ist." Er sei und werde Zeit seines Lebens barcelonista bleiben. Nur: Die Lage sei schwierig. "Es geht um Kontinuität und Spielzeit - und das nun schon seit Jahren."

Seine Tragik ist, dass er hinter einem gewissen Lionel Messi, einem gewissen Luis Suárez und einem gewissen Neymar hintanstehen muss. Umso demütigender war, dass Trainer Luis Enrique ihn trotz der Mumps-Erkrankung Neymars auf der Bank ließ. An dessen Stelle war Rafinha aufgeboten worden, der Bruder von Bayern-Profi Thiago. Luis Enrique sagte: "Pedro hat vor zwei Tagen das Training wegen Beschwerden an den Adduktoren abgebrochen." Hier und da wurde auch geraunt, dass der Trainer Pedro die Tür weisen wollte. Wer aber was will, ist nicht so klar wie die Vertragslage, auf die Barça immer wieder verweist.

Pedro hatte im Juni bis 2019 verlängert, seine festgeschriebene Ablöse liegt weiterhin bei 150 Millionen Euro - es sei denn, er spielt, wie in der vergangenen Saison, weniger als 60 Prozent der Spielzeit. Dann beträgt sie 30 Millionen Euro. Manchester United würde Pedro zu diesem Preis gern holen, aber angeblich ebenso gern in Raten bezahlen.

Barça wiederum will Pedro angeblich halten - und beharrt für den Fall der Fälle auf einer sofortigen Zahlung. Hinhaltetaktik? Verständlich wäre das: Barça ist bis Januar 2016 mit einer Transfersperre belegt, könnte den Stürmer aus Teneriffa nicht mal dann ersetzen, wenn der Markt einen ähnlich hochdekorierten Spieler hergäbe: Pedro ist Welt- und Europameister, mehrmaliger spanischer Meister, Champions-League-, Pokal- und Supercup-Sieger.

Mitspieler halten zum Flügelstürmer

Das Gezerre um Pedro stößt vielen in der Kabine auf, die Schwergewichte solidarisierten sich mit ihm. "Ich freue mich für ihn, er hat's verdient. Ich hoffe, er hilft uns auch in Zukunft", sagte Kapitän Andrés Iniesta. "Egal, was er entscheidet, wir werden ihm immer nur das Beste wünschen", sagte Messi.

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Der Argentinier hatte den fulminanten Start Sevillas (Ever Banega, 3. Minute) mit zwei kunstvoll verwandelten Freistößen beantwortet (7./16.). Was folgte, war eine Irrsinns-Partie, in der Barça durch Rafinha (43. Minute) und Suárez (52.) mit 4:1 führte, ehe José Antonio Reyes (57.), Kevin Gameiro (72.), und Yevhen Konoplyanka (81.) ausglichen.

Sie bereiteten Barças deutschem Torwart Marc André ter-Stegen damit einen schlimmen Abend. Und sorgten für die Verlängerung, die Pedro brauchte, um in Minute 115 in die ungeliebte Paraderolle zu schlüpfen und heldenhafter Edeljoker eines epischen Finals zu werden.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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