Aston Martin als Sponsor von 1860 München:Luxuswagen für den Arbeiterverein

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Die James-Bond-Nobelkarosse auf der Brust der Löwen: Ausgerechnet der britische Sportwagenhersteller Aston Martin wird neuer Hauptsponsor beim ehemaligen Münchner Arbeiterverein TSV 1860. Warum die ungleichen Partner zusammenpassen, begründen die Münchner eigenwillig.

Sebastian Gierke

Auf der Pressemitteilung stehen die Logos in gleicher Größe nebeneinander. Rechts das von 1860 München, der doppelschwänzige Löwe mit der langen Zunge, dieses gewichtige Urviech. Und links das Logo von Aston Martin. Britisch, elegant, leicht, hinterlegt mit gerippten Flügeln.

Ein Aston Martin One-77, vorgestellt auf der IAA Frankfurt: Der britische Automobilhersteller ist neuer Hauptsponsor beim TSV 1860 München. (Foto: Bloomberg)

Die beiden so unterschiedlichen Firmenembleme werden bald zusammenfinden - auf der Brust der Löwen-Spieler. Dort, wo jetzt noch "Münchens große Liebe" auf hellblauem Grund von der Verbundenheit des Vereins mit seiner Stadt zeugt, wird schon beim nächsten Spiel der Löwen gegen den FSV Frankfurt "Aston Martin" prangen.

Der britische Sportwagenhersteller ist der neue Hauptsponsor der Löwen. Der lange von Chaos und Misswirtschaft gebeutelte Verein aus dem Münchner Arbeiterviertel Giesing, auf dessen Straßen Aston Martins immer noch seltener sind als Pferdekutschen, kooperiert mit der britischen Luxusautomarke. In der Pressemitteilung steht: "Der Traditionsverein und die Traditionsmarke" finden zusammen.

Es wird wohl nicht lange dauern, bis das Klagen der Traditionalisten einsetzt. Die hatten schon beim Einstieg des "Scheichs" gemosert. Dabei ist Hasan Ismaik, seit dieser Saison Gesellschafter bei 1860 München, gar kein Scheich. Das Geschrei war trotzdem groß.

Die wichtige Fangruppierung "Cosa Nostra" stieg nach dem Einstieg Ismaiks aus, zog sich aus der Kurve zurück, macht keine Stimmung mehr im Stadion. "Es ist mit unserem Verständnis von Fußball und Fandasein schlicht und einfach nicht vereinbar, dieses Konstrukt mit Stimmung und choreographischen Elementen zu bedienen", lautete die Begründung.

Dem Konstrukt hat Ismaik nun einen weiteren Baustein hinzugefügt. Denn natürlich hat Ismaik die Kooperation mit Aston Martin initiiert. Ob aus persönlicher Verbundenheit mit der Marke, ist nicht bekannt. "Gemeinsam setzen wir Stein auf Stein und führen die Löwen langfristig wieder dahin, wo sie hingehören", sagte Ismaik in München.

Laut Aussage des Vereins ist zunächst ein mittelfristiges Engagement geplant. Über die finanzielle Höhe ist noch nichts bekannt. Allerdings unterstützt Aston Martin die Löwen offenbar mit dem höchstdotierten Sponsoringvertrag seit acht Jahren. Robert Schäfer, Geschäftsführer des TSV 1860 München, erklärte: "Die Partnerschaft mit Aston Martin freut uns sehr und ist ein Riesenerfolg. Sie zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, den Verein gemeinsam mit Hasan Ismaik nach vorne zu bringen. Mit der Kultmarke Aston Martin haben wir einen hochkarätigen und internationalen Partner gewonnen, der als traditionsreicher Sportwagenhersteller mit langer Geschichte genau versteht, wo die Wurzeln unseres Kultvereins liegen."

"Münchens große Liebe" steht auf den Trikots des TSV 1860.  Noch. (Foto: dapd)

Eine etwas eigenwillige Argumentation. Schließlich ist 1860 ja Kult, weil es auf eine lange Tradition als Verein der Arbeiter in der bayerischen Landeshauptstadt verweisen kann. Der Kult Aston Martins hingegen speist sich aus Beschleunigungswerten, edlem Interieur und dem Agenten im Auftrag ihrer Majestät, James Bond, der die Sportwagen reihenweise zu Schrott fuhr oder zur Explosion brachte.

Wie 1860 mitteilt, ist das Engagement in München für Aston Martin das erste im deutschen Profifußball und das erste Sponsoring-Engagement in dieser Dimension überhaupt. Dr. Ulrich Bez, CEO von Aston Martin, erklärte: "Der TSV 1860 München ist ein spannender Partner für uns. Wie Aston Martin verfügt der Verein über große Strahlkraft. Beide Marken sind höchst authentisch und stark emotional geprägt, und sie erfreuen sich einer hohen Loyalität ihrer Anhänger."

Das mit der Loyalität der Anhänger ist bei 1860 München allerdings längst nicht mehr so ganz sicher. Man darf jedenfalls gespannt sein auf die Trikot-Verkaufszahlen, wenn erst einmal der Luxus auf der blauen Brust geschrieben steht.

Was der Verein noch nicht erklärt hat: Stellt Aston Martin auch die Dienstwägen? Brettern Coach Reiner Maurer oder Stürmer Benjamin Lauth bald im Sportwagen zum Training? Und welche Folgen hätte das für Giesing?

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