Anti-Faschismus-Banner auf St. Pauli:DFB neutralisiert Protest

Lesezeit: 2 min

Bundestrainer Joachim Löw beobachtet seine Spieler - in neutralisierter Atmosphäre. (Foto: dpa)

Die deutsche Nationalelf trainiert im Stadion des FC St. Pauli und lässt ein Banner, auf dem "Kein Fußball den Faschisten" steht, lieber abhängen. Die Häme ist gewaltig - die Fans des Hamburger Klubs erheben schwere Vorwürfe gegen den DFB.

Abschlusstraining der deutschen Nationalmannschaft im Millerntorstadion. Bundestrainer Joachim Löw schreitet majestätisch über den Rasen, beobachtet die Übungen seiner Spieler. Die Atmosphäre ist friedlich, nur ein Bild verstört: Auf der Gegengerade prangt in riesigen Lettern "Kein Fußball". Rechts daneben ein grünes Banner, das etwas verdecken soll.

Der FC St. Pauli, der am Millerntor spielt, ist für seine linke Fanszene bekannt. "Kein Fußball den Faschisten" steht deshalb seit Jahren auf der Gegengerade. Eine eindeutige politische Botschaft, die die meisten St.-Pauli-Fans ebenso eindeutig unterschreiben würden.

Doch dann kam die Nationalmannschaft - und der Schriftzug wurde abgehängt. Zumindest halb. "Kein Fußball" also. Kein Wort von "Faschisten".

Was war passiert? Der DFB ist bemüht, seine Veranstaltungen in einer Umgebung frei von politischen Statements durchzuführen. Nur eigene Aktionen sind erlaubt, unter anderem verlesen die Mannschaftskapitäne bei Länderspielen häufig Statements gegen Rassismus.

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Die Häme im Netz über die Aktion am Millerntor ist trotzdem riesig.

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Dass ausgerechnet die Nationalelf, das Aushängeschild des deutschen Fußballs, die Antifaschismus-Kampagne nicht wie selbstverständlich unterstützt, kann niemand verstehen.

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"Dass der DFB für Toleranz wirbt und gegen Diskriminierung kämpft, wisst ihr", schrieb der DFB dazu auf seiner Facebook-Seite: "Das Stadion am Millerntor wurde wie alle anderen DFB-Veranstaltungsorte neutralisiert. Das bedeutet, dass das Stadion frei von Werbung gemacht wird, aber auch von politischen Äußerungen - egal welcher Art."

In der Fanszene des FC St. Pauli stößt diese Haltung auf Unverständnis. In einem Offenen Brief an den Verband äußert der Fanklubsprecherrat des Hamburger Vereins offen Kritik am Vorgehen des DFB. "Kein Fußball den Faschisten! Dies ist eine unserer Leitlinien, unsere Art des Denkens und des Handelns. Wir leben den Antirassismus im großen und im kleinen Stil", schreiben die Fanvertreter, "wir setzen hier auch auf deutliche Aussagen und gingen bisher - gerade nach den bisherigen Kampagnen des DFB - davon aus, dass Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit auch im Sinne des DFB sind."

Dass der Verband als Trainingsgast am Millerntor ohne vorherige Absprache den Slogan teilweise verhängte, passt den St. Pauli-Anhängern gar nicht. "Entfernen heißt für uns, die Aussage nicht mit zu tragen. Dies ist ein offener Schlag ins Gesicht nicht nur unserer Fanszene, die im Übrigen für ihre antifaschistische Arbeit ausgezeichnet wurde. Nein, dies ist ein Affront gegenüber allen Fussballfans, die sich tagein und tagaus antifaschistisch und antirassistisch verhalten, entsprechende Choreos erarbeiten, Aufklärungsarbeit verrichten und so dem Rechtsruck in den Stadien entgegenschreiten."

Damit haben sich die Fans klar positioniert und den DFB unter Zugzwang gebracht. Am Nachmittag äußerte sich dann auch Verbands-Pressesprecher Jens Grittner. "Wir sind inhaltlich klar auf der Linie des FC St. Pauli", sagte Grittner der dpa: "Das sind gelebte Werte, mit denen auch wir uns identifizieren. Der DFB ist gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Faschismus, das stellen wir auch permanent durch zahlreiche Aktionen und Initiativen unter Beweis, etwa durch die Vergabe des Julius Hirsch Preises." Fragt sich nur, warum es dann so schwer ist, die eindeutige Botschaft im Stadion einfach hängen zu lassen.

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