Anschlag auf Fenerbahce-Teambus:Türkische Polizei fasst mutmaßliche Attentäter

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Faustgroße Einschusslöcher in der Scheibe: Auf den Teambus von Fenerbahce wurde mit einem Gewehr geschossen. (Foto: dpa)
  • Die türkische Polizei hat den vermeintlichen Schützen des Anschlags auf den Mannschaftsbus von Fenerbahce festgenommen - auch ein Komplize wurde ausgemacht.
  • Die beiden Verdächtigen werden derzeit verhört.
  • Bei der Attacke saß auch ein früherer Profi von Bayer Leverkusen im Bus des Istanbuler Klubs.

Polizei sammelt Erkenntnisse

Seit Karsamstag rätselt die Fußball-Welt über die Hintergründe der Schüsse auf den Mannschaftsbus des türkischen Meisters Fenerbahce Istanbul, nun könnte Licht ins Dunkel kommen. Wie der Gouverneur von Trabzon am Dienstag bekannt gab, hat die Polizei den mutmaßlichen Schützen sowie einen Komplizen festgenommen. "Sie werden nun verhört", sagte Adil Celal Öz. Es gebe "Hinweise darauf, dass einer der beiden die Kolonne von Rize aus verfolgt und der anderen den bewaffneten Überfall begangen hat", führte Öz aus. Türkischen Medienberichten zufolge handelt es sich bei den Tätern um Männer im Alter von 27 und 38 Jahren. Der mutmaßliche Komplize solle den Angriff gefilmt haben.

Während die Ermittler der Wahrheit schrittweise näher kommen, sind die unmittelbar Betroffenen nach wie vor bestürzt über das Ausmaß der Gewalt. "Es war ein Riesenschock für uns alle. Das Schlimmste, was ich je erlebt habe", sagte Fenerbahce-Spieler Michal Kadlec der Bild-Zeitung. Der 30-Jährige, von 2008 bis 2013 für Bundesligist Bayer Leverkusen aktiv, führte aus: "Das war eine geplante Operation. Da wusste jemand, dass wir über eine Brücke fahren müssen. Ein Wunder, dass die Sache so ausgegangen ist."

Wie Michal Kadlec die Szenen erlebte

Nach Attacke gegen Fenerbahce
:Wie der türkische Fußball in den Abgrund trudelt

Die Türkei ist schockiert über eine neue Gewalteskalation im Fußball: Auf dem Rückweg vom Spiel in Rize gerät der Fenerbahce-Bus unter Beschuss. Zu den Hintergründen der Tat gibt es wilde Theorien.

Von Tobias Schächter

Dabei schien die Fahrt zum Flughafen nach dem 5:1-Erfolg bei Caykur Rizespor im Umkreis der Stadt am Schwarzen Meer zunächst ohne besondere Vorkommnisse zu verlaufen. "Alles war ruhig. Ich schrieb eine Nachricht, als es plötzlich knallte. Der Bus geriet ins Schleudern. Ich dachte, ein Reifen wäre geplatzt. Der Sicherheitsmann neben dem Fahrer schrie: Halt an! Dann sprang unser Teamarzt drei Reihen vor mir auf. Für die Leute vorne war es der blanke Horror." Die Spieler blieben körperlich unversehrt, auch dem verletzten Fahrer gehe es nun "besser".

Ex-Bundesligaprofi Erdal Keser kritisierte bei Sport1 die Vorkommnisse: "Das wirft ein ganz schlechtes Licht auf die gesamte Türkei." Auch er hat als Profi Attacken auf Mannschaftsbusse erlebt: "Aber da flogen nur Steine. Wenn wir heute über diese Erlebnisse reden, dann können wir schmunzeln. Das, was am Samstag passiert ist, ist eine ganz andere Dimension der Gewalt."

Spekulationen um die Hintergründe

Ob die erbitterte Rivalität zwischen Fenerbahce und Trabzonspor als Erklärung für den Anschlag dient, bleibt abzuwarten. Das Gewaltproblem im Fußball ist aber beileibe nicht zu unterschätzen, wie auch die - vergleichsweise glimpflichen - Angriffe auf die Mannschaftsbusse von Borussia Dortmund sowie von Frankreichs Meister Paris St. Germain ebenfalls am Osterwochenende gezeigt haben. In der Türkei setzt man einstweilen auf Beruhigung durch "Fußball-Entzug". Am Montag erklärte Fenerbahce, bis zur Aufklärung des Anschlags keine Spiele mehr zu bestreiten. Der türkische Verband TFF zog nach und sagte den nächsten Spieltag der Süper Lig am kommenden Wochenende komplett ab.

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