6. Spieltag der Bundesliga:Podolski entzaubert Leverkusen

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Der erste Derby-Sieg seit über 15 Jahren: Ein starker Lukas Podolski führt Köln zu einem 4:1-Sieg beim Champions-League-Teilnehmer. Bei Wolfsburgs 1:3 in Hoffenheim muss Mittelfeldspieler Hasebe ins Tor - und in Nürnberg wird die Halbzeitpause verlängert. Kaiserslautern bejubelt gegen Mainz den ersten Saisonsieg.

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Nach über 15 Jahren hat der 1. FC Köln mit einem 4:1 (2:0) wieder einen Sieg in der Fußball-Bundesliga beim Nachbarn Bayer Leverkusen geschafft. Vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena schossen Milivoje Novakovic, Nationalstürmer Lukas Podolski und Mato Jajalo die Kölner Tore im 53. Lokalderby. Die Kölner hatten zuletzt am 6. April 1996 bei Bayer 04 gewonnen. Leverkusen verlor in der Nachspielzeit auch noch André Schürrle, der die Rote Karte wegen eines groben Fouls gezeigt bekam.

Den Unterschied machten Novakovic und Podolski. Drei Treffer resultierten aus der Co-Produktion der beiden Stürmer. Zunächst erzielte Novakovic nach starker Vorlage von Podolski das Kölner Führungstor (44.). Im zweiten Durchgang war dann Nationalspieler Podolski nach Zuarbeit des slowenischen Angriffskollegen zweimal zur Stelle (47. und 54.). Der Leverkusener Treffer durch Simon Rolfes war zu wenig (70.). Mato Jajalo schoss nach dem Platzverweisw für Schürrle noch den vierten Treffer für Köln (90.+4).

"Wir haben das Spiel dominiert und gezeigt, was wir können. Dafür haben wir die ganze Woche trainiert, aber das ist erst der Anfang", gab sich Novakovic nach dem Spiel kämpferisch.

Obwohl Bayer-Trainer Robin Dutt seine Mannschaft vier Tage nach dem Champions League-Auftakt beim FC Chelsea (0:2) auf vier Positionen veränderte, fehlte den Gastgebern über weite Strecken die Frische. "Das war indiskutabel", stellte Dutt verärgert fest. Auch Michael Ballack, der überraschend von Beginn an auf dem Platz stand, spielte schwach und wurde in der 53. Minute beim Stand von 0:2 ausgewechselt.

Werder Bremen eroberte erstmals seit vier Jahren und acht Monaten wieder die Tabellenführung - und das totz 74-minütiger Unterzahl. Der Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf reichte beim 1. FC Nürnberg ein 1:1 (1:0), um zumindest bis Sonntag auf Platz eins zu stehen. In der 24. Minute gelang ausgerechnet Mehmet Ekici, der im Sommer von Nürnberg zu Werder gewechselt war, die Bremer Führung. Philipp Wollscheid glich vor 43.121 Zuschauern in einer temporeichen Partie in der 62. Minute aus.

Werder, in der vergangenen Saison nur knapp dem Abstieg entgangen, ließ sich in seinem 1600. Bundesligaspiel auch von der Roten Karte gegen Nationaltorwart Tim Wiese (16.) wegen einer Notbremse nicht aus dem Konzept bringen - und schon gar nicht vom Regen. Die Partie stand zwischenzeitlich vor dem Abbruch, denn sintflutartiger Regen hatte zu Ende der ersten Halbzeit für chaotische Platzverhältnisse gesorgt. Nachdem der Regen nachgelassen hatte, setzte Schiedsrichter Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) die Partie mit 20-minütiger Verspätung fort.

"Langweilig war es nicht", kommentierte Schaaf das Spiel. "Wir haben dafür gesorgt, dass richtig was los war. Wir haben uns durch den Platzverweis geschwächt und dafür gesorgt, uns in eine schlechte Situation zu bringen. Trotzdem haben wir das Tor erzielt. Anschließend hat sich die Mannschaft gewehrt und ihre Aufgabe sehr diszipliniert umgesetzt. Unter diesen Bedingungen war der Punkt verdient."

Das rheinland-pfälzische Derby gewann der 1. FC Kaiserslautern am mit 2:1 (1:1) gegen den FSV Mainz 05 - der erste Saisonsieg für Kaiserslautern. Eric-Maxim Choupo-Moting (15.) hatte Mainz, das seit nunmehr vier Partien auf einen Erfolg wartet und das nach sechs Pflichtspielen ohne Niederlage gegen die Pfälzer wieder eine Pleite kassierte, in Führung gebracht. Ein Eigentor des FSV-Innenverteidigers Bo Svensson (24.) und die Treffer des israelischen Neuzugangs Itay Shechter (54.) sowie Christian Tiffert (73.) brachten die Roten Teufel auf die Siegerstraße.

Weiter warten auf den ersten Bundesliga-Sieg muss der FC Augsburg, doch immerhin versetzten die Schwaben Hertha BSC im Aufsteiger-Duell einen Dämpfer. Der Hauptstadtclub kam gegen die Augsburger über ein 2:2 (0:1) nicht hinaus. In der Tabelle bleibt Hertha mit nun neun Punkten im Mittelfeld, Augsburg mit drei Zählern auf Rang 16. Hajime Hosogai hatte die Gäste vor 48.385 Zuschauern im Olympiastadion in Führung gebracht (20. Minute), bevor Christian Lell (46.) und Tunay Torun (57.) für die Gastgeber trafen. Jan-Ingwer Callsen-Bracker (64.) schaffte den Ausgleich für die Augsburger, die nach Rot für Sebastian Langkamp (86.) in Unterzahl die Schlussphase überstanden.

Felix Magath kommt mit dem VfL Wolfsburg nicht aus der unteren Tabellenhälfte heraus. Mit dem 1:3 bei 1899 Hoffenheim gab es für die Niedersachsen den nächsten Rückschlag, dagegen stellte das Team von Holger Stanislawski den Anschluss an die Spitzengruppe her. Der Niederländer Ryan Babel (20.) und Roberto Firmino (23./85.) schossen den vierten Saisonsieg für Hoffenheim heraus. Ashkan Dejagah (67.) gelang nur noch der Anschlusstreffer. Wolfsburgs Torwart Marwin Hitz sah zudem zehn Minuten vor dem Spielende wegen Schiedsrichterbeleidigung vom Unparteiischen Marco Fritz die Rote Karte. Da Magath zu diesem Zeitpunkt schon dreimal ausgewechselt hatte, musste mit Makoto Hasebe in der Schlussphase ein Feldspieler ins Tor - und der musste bei Firminos zweiten Treffer auch gleich hinter sich greifen.

Lukas Podolski war der überragende Spieler beim Sieg seiner Kölner in Leverkusen. (Foto: REUTERS)

Felix Magath war verärgert: "Es war schade, dass wir das positive Spiel gegen Schalke nicht genutzt haben, um hier aus Hoffenheim etwas mitzunehmen." Seine Mannschaft habe das Spiel in der ersten Halbzeit verloren, weil sie zu wenig nach vorne gemacht habe, sagte Magath. "In der zweiten Halbzeit war es dann besser, aber der Platzverweis war dann entscheidend."

TSG-Trainer Holger Stanislawski sagte trotz des Sieges: "Wir haben zu langsam gespielt, waren nicht zielstrebig genug und haben viele Chancen nicht genutzt." Zufrieden war er allein mit dem Ergebnis: "Dennoch bin ich natürlich glücklich mit dem Sieg und damit, dass wir nun zwölf Punkte haben."

Der Hamburger SV stürzt immer tiefer in den Abstiegsschlamassel der Fußball-Bundesliga ( hier der ausführliche Spielbericht). Das 0:1 (0:0) gegen Borussia Mönchengladbach im heimischen Stadion war die fünfte Saisonniederlage der weiterhin sieglosen Hanseaten im sechsten Spiel. Igor de Camargo erzielte per Kopf (66. Minute) das Tor für die in dieser Saison erstaunlich starken Gladbacher, die vorübergehend auf Platz zwei in der Tabelle vorrückten.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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