TSV 1860 München:"Superbitter und absolut zu Unrecht"

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Unglücklicher Start ins Startelf-Debüt: Sechzigs 17-jähriger Innenverteidiger Leandro Morgalla (rechts, gegen Joseph Boyamba). (Foto: Oliver Zimmermann/Foto2press/Imago)

Die Notelf des TSV 1860 München verliert das Drittliga-Spitzenspiel bei Waldhof Mannheim aufgrund von zwei Handelfmetern - einem berechtigten und einem sehr umstrittenen.

Von Markus Schäflein

Mit dieser Aufstellung hatte niemand gerechnet. Dass Kapitän Stefan Lex dem TSV 1860 München im Drittliga-Spitzenspiel bei Waldhof Mannheim fehlen würde, war bekannt - er musste nach korrekt gezählten fünf gelben Karten aussetzen. Doch dann fehlten kurzfristig auch noch drei weitere Stammspieler: Semi Belkahia, Dennis Dressel und Quirin Moll. Über die Gründe schwieg sich der Klub zunächst aus, es war zu hören, sie seien erkrankt. Nach der Partie teilte der TSV dann mit, es habe vor der Abreise "uneindeutige und daher verdächtige Ergebnisse" bei den routinemäßigen Corona-Schnelltests gegeben, von denen sich drei Betroffene im Nachhinein durch PCR-Tests als positiv erwiesen. Insgesamt fehlten den Löwen letztlich zehn Akteure - um die Einwechselbank aufzufüllen, nahmen dort neben lauter Teenagern zwei Torhüter Platz.

Ein Teenager stand auch auf dem Feld - der erst 17-jährige Leandro Morgalla sprang in der Innenverteidigung an der Seite von Stephan Salger ein, denn neben Belkahia fehlte auch Niklas Lang (krank, aber kein Corona) kurzfristig. Und Morgallas Startelfdebüt startete so unglücklich, wie es die ganzen Umstände für Sechzig waren: Gerade einmal 100 Sekunden waren gespielt, die weiß-blauen Rauchschwaden aus dem Löwen-Fanblock noch nicht verzogen, da unterlief ihm ein Handspiel im Strafraum, der Elfmeter zum 0:1 leitete eine 0:3-Niederlage ein. Torwart Marco Hiller klärte zunächst artistisch mit dem Fuß gegen Dominik Martinovic, doch Marcel Costly traf reaktionsschnell per Nachschuss.

"Es war ein sehr chancenarmes Spiel, die Tore sind sehr unglücklich gefallen", meint Köllner

Wie sich der junge Morgalla dann vor der imposanten Kulisse von 11760 lauten Zuschauern gegen das Schicksal wehrte, stand am Sonntagnachmittag exemplarisch für die ganze TSV-Mannschaft. Ein grober Schnitzer unterlief ihm noch, der kurz nach dem Seitenwechsel fast zum 0:2 geführt hätte, ansonsten zeigte sich Morgalla solide. "Es ist nicht einfach, so etwas wegzustecken, er hat es dann trotzdem superordentlich gemacht", lobte Kollege Salger bei Magentasport. Aber superordentlich war für die Sechzig-Notelf halt viel zu wenig gegen zielstrebigere und bissigere Mannheimer. In der ersten Hälfte waren die Münchner bloß damit beschäftigt, weiteren Schaden zu verhindern.

Nach dem Seitenwechsel kamen sie dann deutlich besser ins Spiel und durch Marcel Bär, der aus spitzem Winkel an Torwart Timo Königsmann scheiterte (54.), zu ihrer besten Chance. Doch nach (wie üblich) 60 Minuten zündeten die Ultras, die erstmals nach ihrem Stimmungsboykott wegen der Corona-Maßnahmen wieder in Erscheinung traten, erneut Pyrotechnik. Die Partie wurde unterbrochen, und nach der Fortsetzung gab es umgehend den zweiten Elfmeter für Mannheim. Diesmal war es die Hand Godens, doch im Gegensatz zum ersten Strafstoß war es umstritten, ob Kevin Goden wirklich etwas Strafwürdiges getan hatte.

Für Salger war die Entscheidung des bayerischen Schiedsrichters Florian Badstübner "ein Witz", "superbitter und absolut zu Unrecht", denn: "Er versucht, den Arm wegzuziehen." Diesmal trat Joseph Boyamba an, dem all dies recht egal war, und er ließ Hiller keine Abwehrchance (66.). 1860-Trainer Michael Köllner fasste es so zusammen: "Es war ein sehr chancenarmes Spiel, die Tore sind sehr unglücklich gefallen." Badstübner lag aus seiner Sicht gar zwei Mal falsch: Beim 0:2 müsse man "den Schiedsrichter fragen, wie er zu der Entscheidung kommt". Und vor dem 0:1 und Morgallas Handspiel hatte Köllner bei einem endlosen Kopfball-Wirrwarr im und um den Strafraum ein "Doppelfoul" gegen seine Spieler gesehen.

Nach der Länderspielpause kommt der Tabellendritte Saarbrücken zum Direktduell nach Giesing

Und sonst noch? In der 72. Minute wechselte Köllner Marco Mannhardt, 19, und Lorenz Knöferl, 18, ein, in der 84. Minute kam Milos Cocic, 18. In der fünften Minute der Nachspielzeit düpierte Pascal Sohm, 30, Mannhardt und erhöhte auf 3:0.

Sechs Punkte Rückstand hat der TSV 1860 nun auf den Relegationsplatz drei, sieben Spiele verbleiben noch. Das klingt aussichtsloser, als es ist: Die Löwen hoffen ja noch darauf, dass Türkgücü aus der Wertung genommen wird und sich der Rückstand auf den Dritten Saarbrücken dadurch um fünf Zähler verkürzt. Und nach der Länderspielpause, in der am Samstag das Toto-Pokal-Halbfinale beim Regionalligisten Aubstadt ansteht, kommt just jener 1. FC Saarbrücken zum Direktduell ins Stadion an der Grünwalder Straße (Samstag, 2. April). Dann sollten neben Lex auch Belkahia, Dressel, Lang und Moll wieder mitwirken können. Innenverteidiger Salger wollte sich für die Partie dennoch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: "Wir bleiben dran, wir wollen uns nichts vorwerfen lassen. Aber wir sind nur eine Randnotiz im Aufstiegskampf." Für eine Randnotiz war an jenem Sonntagnachmittag in Mannheim allerdings ganz schön viel vorgefallen.

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