2. Liga: TSV 1860 München:Zärtlichkeit mit Folgen

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1860 München findet gegen Bochum erst ins Spiel, als ein Spieler die rote Karte sieht - und verliert dennoch 1:3. Weil die Löwen in der Schlussphase zu offensiv agieren und ihr Torwart patzt.

Albert Linner, Fröttmaning

Kai Bülows Abgang war ebenso sanft wie der Auslöser für seinen verfrühten Abschied. Als wollte er nochmal beweisen, dass er überhaupt nicht fest zutreten kann, stupste er aus Frust das Treppengeländer am Spielertunnel an, allerdings fast unmerklich. Kurz vor der Halbzeit war der Innenverteiger von Schiedsrichter Tobias Welz vom Platz gestellt worden - nach einem ebenso sanftes Einsteigen gegen den Bochumer Matthias Ostrzolek im eigenen Strafraum. Der nahm diese Zärtlichkeit dankend an und glitt zu Boden, was der Unparteiische mit Strafstoß und roter Karte ahndete.

TSV 1860 München: Einzelkritik
:Sanfte Extremisten

Nach einer harten roten Karte für Kai Bülow taucht Lauth plötzlich aus dem Nichts auf. Doch Torwart Kiraly zeigt beim 1:3 gegen den VfL Bochum, dass er auch patzen kann. Der TSV 1860 in der Einzelkritik.

Albert Linner, Fröttmaning

Das Team von Löwen-Trainer Reiner Maurer hatte zwar auch in Unterzahl noch alle Möglichkeiten, das Spiel erfolgreich zu gestalten. Aber bei der 1:3-Niederlage seiner Mannschaft gegen den VfL Bochum war Bülows Hinausstellung für Maurer "die entscheidende Szene". Maurer sah die Aktion wie die Mehrzahl der gut 16.000 Zuschauer in der Münchner Arena: "Das war völlig unberechtigt. Das war schon der vierte entscheidende Fehler gegen uns. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison."

Doch schon bis zu dem Platzverweis war der ambitionierte Gast aus Bochum die bessere Mannschaft gewesen. Während die Sechziger kaum einen Angriffe ordentlich zu Ende spielten, tauchte der VfL immer wieder gefährlich vor Gabor Kiraly auf. Nach 45 Minuten standen für die Gäste 9:1 Torschüsse zu Buche.

Dass es aber zur Halbzeit nicht 0:0, sondern 0:1 stand, hatte Bochum dennoch dem Schiedsrichtergespann und dessen überharter Entscheidung gegen Bülow zu verdanken. Ostrzolek war der Abwehr für einen kurzen Moment entwischt, Bülow bedrängte den Bochumer, was der Schiedsrichter auf Anraten seines Assistenten als Foulspiel wertete - Zlatko Dedic verwandelte den Elfmeter.

Nach dem Seitenwechsel suchte man Reiner Maurer vergeblich an der Seitenlinie. Er hatte sich nach der strittigen Entscheidung etwas zu heftig bei Schiedsrichter Welz beschwert und musste die zweiten 45 Minuten von der Tribüne aus verfolgen. Was er sah, gefiel Maurer nicht schlecht: "Wir sind gut aus der Halbzeitpause gekommen."

Tatsächlich gestaltete seine Mannschaft die Partie trotz Unterzahl ausgeglichener als noch vor dem Platzverweis. Das lag zum einen an der Leidenschaft, mit der die Löwen nun spielten. Zum anderen verlegte sich Bochum zunehmend darauf, die knappe Führung zu verwalten. Bochums Trainer Friedhelm Funkel war damit gar nicht einverstanden: "Da muss man ruhiger spielen und den Ball laufen lassen."

Die Löwen wollen zu viel

Fast folgerichtig traf 1860 zum Ausgleich. Innenverteidiger Stefan Ball schaltete sich mit nach vorne ein und spielte mit einem schönen Pass Benjamin Lauth frei. Der ließ sich diese Chance nicht entgehen und traf mit seinem neunten Saisontor zum 1:1 (72.). Nur zwei Minuten später scheiterte Kapitän Daniel Bierofka mit einem Schlenzer an Bochums Torwart Andreas Luthe.

Bei so viel Drang nach vorne ließen jedoch die Konter des VfL nicht lange auf sich warten. "Die Löwen wollten nach dem Ausgleich vielleicht zu viel", analysierte Funkel. Mirkan Aydin nutzte eine solche Konterchance zur erneuten Führung (78.).

Dabei kam ihm auch der einzige Fehler von Löwen-Schlussmann Gabor Kiraly zu Gute. Hatte er bis dahin gut gehalten, ließ der Keeper Aydins Schuss unter sich durchrutschen - "ein nicht unhalbares Tor", wie Maurer milde urteilte. Fünf Minuten später ließ Kapitän Christoph Dabrowski das dritte Bochumer Tor und damit die Entscheidung folgen.

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