2. Liga: TSV 1860 München:Das alte Gesicht

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Der TSV 1860 München beendet die traurige Saison beim 1:2 in Nürnberg mit dem elften sieglosen Spiel in Serie - und sondiert den Markt nach möglichen Verstärkungen.

Volker Kreisl

So ganz war es nicht auszumachen, warum sich diese Fußballer, mit denen 1860-Trainer Ewald Lienen seit etwas mehr als zehn Tagen zu tun hat, in der zweiten Halbzeit ein klein wenig verbesserten. Vielleicht lag es daran, dass Lienen, wie Sportdirektor Miroslav Stevic behauptete, vor der zweiten Halbzeit eine "gute Ansprache in der Kabine gehalten hat".

Löwen-Kette: Torben Hoffmann, Mathieu Beda und Peniel Mlapa im Kampf um den Ball. (Foto: Foto: Getty)

Vielleicht fruchtete auch Lienens Maßnahme, "drei Mittelfeldspieler zusammenzuziehen", um kompakter gegen den Ball spielen zu lassen, die Mittelfeldraute des 1. FC Nürnberg besser zu stören und somit endlich auch etwas Zugriff aufs Spiel zu erlangen, statt nur zuzuschauen. Vielleicht aber auch hatten die Nürnberger einfach keine Lust mehr, noch volle Pulle zu rennen.

Denn in Mainz waren ja immer mehr Tore gefallen, weshalb dem Club auch ein Sieg nichts nutzte, bald stand fest: Der FCN muss in die Relegation. Gewiss, es ging noch um die Torjägerkanone für Marek Mintal, aber der lag ja mit seinem Tor in der ersten Halbzeit ohnehin gut im Rennen - am Ende reichten ihm seine 16 Treffer. Ansonsten ging es für die Nürnberger nur noch darum, ein paar jüngere Spieler auszuprobieren, sich nicht zu verletzen, und Torwart Raphael Schäfer und Abwehrspieler Javier Pinola durften keine gelbe Karte mehr sehen. Insgesamt hieß die Devise: Kraft sparen und in Würde gewinnen. Das war den Franken mit dem 2:1 (2:0) gelungen, weshalb sich für die Sechziger nach dem elften sieglosen Spiel in Serie die Frage stellte, ob sie diese traurige Saison trotz eines weitgehend desolaten Auftritts noch halbwegs in Würde beschlossen.

Benjamin Lauth hatte noch mal getroffen und zudem eine weitere Chance vertan, aber von einer anderen Mannschaft, die da aus der Kabine kam, um sich mit Leidenschaft freizuspielen, konnte nun doch keine Rede sein. Man sei in der Lage gewesen, den Ball laufen zu lassen, hatten Stevic und Lienen erkannt, der Gesamteindruck besserte sich trotzdem nicht wesentlich. Hängen bleibt Stevics Einschätzung über den ersten Durchgang: "Das beste Beispiel dafür, wie man nicht Fußball spielt."

Drei Erfahrene und acht Talente, die teils noch recht grün hinter den Ohren sind, hatte Lienen aufgestellt, sie haben teils gewiss eine beachtliche Veranlagung, aber es fehlten ihnen die Orientierung und das Gefühl für den Nebenmann. Die Abwehr erlangte Stärke allein durch das dichte Zusammenrücken möglichst vieler Beine, im Einzelduell gegen spiel- und passstarke Stürmer waren Lienens Verteidiger überfordert wie bei den beiden Gegentoren.

Die größte Präsenz und Übersicht zeigten Nikola Gulan, 20, und Julian Baumgartlinger, 21, aber Impulse nach vorne vermochten sie auch nicht zu geben. Wie überhaupt auffällig viele Flanken und Zuspiele in Zonen des Platzes landeten, die kein 1860-Mitspieler je erreichen konnte. Passend war das insofern, als die betreffenden Absender und Adressaten gar nicht wissen, ob sie je wieder bei 1860 miteinander spielen.

"Fakt ist, diese Mannschaft hat nächste Saison ein anderes Gesicht", sagte Stevic. Dumm ist, dass ausgerechnet Baumgartlinger und Gulan wohl nicht dazu gehören. Baumgartlinger wird von 1860 umworben, "wir haben ihm ein sehr gutes Angebot gemacht", sagte Stevic. Doch ungewiss bleibt, ob diese Offerte sein Vertrauen in den Verein und dessen Bereitschaft, sein Talent nachhaltig zu fördern, doch noch mal entscheidend stärkt. Zuletzt hatte er keine Chance, sich anzubieten.

"Er ist sicherlich noch verbittert", sagte Stevic, ähnlich verhalte es sich mit Gulan, "ich sehe kaum eine Chance mehr, ihn noch mal auszuleihen." Außerdem signalisierte Stevic Interesse an Goran Sukalo (TuS Koblenz), der einst bei der SpVgg Unterhaching angestellt war. Die Kandidaten Mladen Krstajic und Matthias Lehmann sind hingegen mittlerweile auch bei Partizan Belgrad beziehungsweise dem FC Augsburg im Gespräch.

© SZ vom 25.05.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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