2. Liga: 1860 verliert gegen Ahlen:Immer wieder Kirschstein

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Ein verkorkster Abend: 1860 München verliert das Kampfspiel gegen den Tabellenletzten Ahlen mit 0:1 - und muss sich damit von höheren Zielen verabschieden.

Markus Schäflein

Unter der Sicherheitskonferenz haben diesmal nicht nur die Autofahrer und Geschäftsleute in der Münchner Innenstadt gelitten, denen die Straßensperren zu schaffen machten; diesmal trafen die Auswirkungen auch den Fußball-Zweitligisten TSV 1860 und das Deutsche Sport-Fernsehen.

Aleksandar Ignjovski (re.) von 1860 München und Momar N'Diaye von Rot-Weiß Ahlen kämpfen in der Münchner Allianz Arena um den Ball. (Foto: Foto: dpa)

Weil am Wochenende alle Polizisten beschäftigt waren, wurde kurzerhand die Begegnung des Tabellenelften gegen den Tabellenletzten Rot-Weiß Ahlen auf den Montag verlegt, was dem DSF ein mäßiges "Topspiel der Woche" und 1860 eine Minuskulisse von 14800 Zuschauern bescherte. Zu allem Übel verloren die Löwen den Kampfkick trotz deutlicher spielerischer Überlegenheit und einiger Torchancen 0:1 - damit haben sich ihre vagen Hoffnungen, in dieser Saison noch die Spitzengruppe zu erreichen, erledigt. "Darüber brauchen wir nicht mehr zu reden", sagte Trainer Ewald Lienen. "Wir hatten genug Chancen, um drei oder vier Tore zu erzielen."

Schnelle Konter

Die Ahlener, die zuletzt mit einem 0:0 in Kaiserslautern und einem 1:0 gegen Oberhausen auf sich aufmerksam gemacht hatten, setzten wie erwartet auf kompakte Defensive und schnelle Konter, bei denen sich vor allem die Winterzugänge Momar N'Diaye und Julian Jänner hervortaten; gegen Jänner hatte 1860-Linksverteidiger Marcos Antonio, der den gesperrten José Holebas ersetzte, viel Mühe; N'Diaye besaß nach einem der vielen weiten Schläge die erste Torchance des Spiels, aber 1860-Torwart Gabor Kiraly klärte mit vollem Einsatz an der Strafraumgrenze (7.). Die Löwen hatten ihre ersten Tormöglichkeiten nach 18 Minuten nach einem Eckstoß; erst scheiterte Sascha Rösler mit einem Kopfball an Ahlens Torwart Sascha Kirschstein, dann auch Mathieu Beda im Nachschuss.

Nach 27 Minuten passierte, was aus Sicht der Löwen nicht passieren durfte: Ahlen ging in Führung. Benjamin Kern, der im Winter vom FC Augsburg zu Rot-Weiß gewechselt war, traf zum 0:1; kein Spieler des TSV 1860 hinderte ihn nach einem Querpass von Tim Gorschlüter an seinem kraftvollen Schuss aus 22Metern. "Der hat viel zu viel Zeit, da muss ein Mittelfeldspieler sein, der war nicht da", sagte Lienen, "wie schon öfter waren wir in der ersten Halbzeit nicht präsent genug." Die treuen Zuschauer begannen nach dem 0:1 zu pfeifen, die Löwen wurden nervöser: Mit Fehlpässen im Aufbau und Unkonzentriertheiten in der Abwehr kamen sie Ahlen entgegen, die erste Halbzeit verstrich ermüdend.

Spiel wurde unterbrochen

Aufregung herrschte dafür kurz nach der Pause, allerdings nicht aus sportlichen Gründen. Kirschstein hatte regelkonform Rösler am Kopfball gehindert, die 1860-Fans protestierten und bewarfen den Torhüter mit Feuerzeugen, eines davon traf ihn am Kopf. Das Spiel wurde unterbrochen, den Löwen droht eine Geldstrafe. "Liebe Löwenfans, lasst euch nicht provozieren vom Ahlener Torwart", interpretierte Stadionsprecher Stefan Schneider die Situation äußerst fragwürdig. Danach spielten fast nur noch die Münchner gegen immer tiefer stehende Ahlener, waren allerdings viel zu einfallslos, um das Bollwerk zu überwinden. Es dauerte bis zur 65. Minute, bis Kirschstein wieder eine Parade zeigen musste: Nach einem Freistoß von Alexander Ludwig klärte er einen Kopfball von Beda spektakulär.

Kurz darauf wechselte Lienen, um die Offensive zu beleben; Djordje Rakic kam für Rösler und zu seinem ersten Einsatz bei 1860. Fast hätte sich Rakic schon nach drei Minuten mit einem Tor eingeführt: Kirschstein hatte einen Schuss von Benjamin Lauth direkt vor Rakics Füße gefaustet, doch der Angreifer war zu überrascht. Die Chancen für 1860 häuften sich: Kirschstein faustete einen Schuss von Charilaos Pappas über das Tor (70.), Rakic köpfelte nach der Ecke unbedrängt am Tor vorbei. Kirschstein hatte sich mit einer Serie von sehenswerten Paraden mittlerweile längst zum besten Ahlener des Abends entwickelt.

Bei 1860 kamen noch Biancucchi für Aigner (71.) und Uzoma für den am Arm verletzten Marcos Antonio (80.). Der starke Beda kam zu seiner dritten große Chance, er schoss aus dem Getümmel an den Pfosten. Am Ende hatte 1860 auch noch Pech, dass der Schiedsrichter eine merkwürdige Rudereinlage des eingewechselten Ahleners Lartey nicht als Handspiel wertete und den Elfmeter versagte. Zwei Fans gelangten nach dem Schlusspfiff auf den Platz und attackierten den Schiedsrichter; das wird die Geldstrafe noch erhöhen und passte zu dem verkorksten Montag.

© SZ vom 09.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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