2. Bundesliga:1860 München: Bedient in Braunschweig

Lesezeit: 3 min

Der TSV 1860 München unterliegt am ersten Spieltag der neuen Zweitliga-Saison beim Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Nach dem Spiel ärgern sich die Löwen über Fehler - und warten auf den Besuch des Investors beim ersten Heimspiel.

Markus Schäflein, Braunschweig

Die Fensterläden der Kassenhäuschen waren geschlossen, die blau-gelb gekleideten Fans strömten vom Stadion weg - nach Hause oder in die umliegenden Kneipen. Das erste Heimspiel von Eintracht Braunschweig war ausverkauft, die Begeisterung nach dem Zweitligaaufstieg ist enorm - und das bekam der TSV 1860 München zu spüren, der das Pech hatte, dass er dort seine Saison beginnen musste.

Gedränge vor dem 1:1: Braunschweigs Torwart Marjan Petkovic (links) wehrt sich gegen Kevin Volland und Stefan Buck. (Foto: dapd)

Am Ende verloren die Löwen 1:3, so hatte es bereits zur Pause gestanden. Aus der geplanten Euphorie nach der Rettung durch Investor Hasan Ismaik wurde vorerst nichts. "Das war nix", sagte der neue Sportdirektor Florian Hinterberger, "im Prinzip haben wir vernünftig Fußball gespielt, aber du kannst nicht drei Tore in einer Halbzeit kriegen. Vor allem nicht solche."

Schon in der sechsten Minuten mussten die Münchner den ersten Gegentreffer hinnehmen - nach einem Freistoß von Nico Zimmermann setzte sich Dennis Kruppke per Kopf gegen die 1860-Zugänge Collin Benjamin und Dennis Malura durch.

Von der Kombination aus Rückstand und hitziger Atmosphäre ließen sich die Münchner aber überraschend wenig beeindrucken, sie dominierten das Spiel und kamen zum Ausgleich. Nachdem der Schiedsrichter das Luftduell von Stefan Buck mit Braunschweigs Torhüter Marjan Petkovic nicht geahndet hatte, herrschte größte Verwirrung im Strafraum, die Kevin Volland schließlich zum Ausgleich nutzte (22.).

Da schien die Welt wieder in Ordnung zu sein, doch dann passierten "Sachen, die nicht passieren dürfen" (Hinterberger). Erst ließ der Rechtsverteidiger Malura Zimmermann gewähren, der den Ball in den entfernten oberen Torwinkel schoss (35.) - "da muss man im Eins-gegen-Eins alles versuchen, den Schluss zu blocken", klagte Hinterberger, "das war besprochen, dass der Zimmermann gerne auf den rechten Fuß geht."

Am dritten Treffer trug dann unstreitig Innenverteidiger Stefan Buck die Schuld, nach dessen Ballverlust Kruppke aufs Tor zulief und quer passte auf den ungedeckten Dominick Kumbela, der flach einschoss (40.). Hinterberger war bedient: "Es wird schwierig, wenn du einen Gegner klar beherrscht hast und ihn dann so ins Spiel bringst. Da nutzt die ganze gute Spielanlage nichts, die wir ja wohl gehabt haben."

Es war in dieser Phase das erwartet hektische Spiel. Ein paar schlechte Minuten der Münchner reichten, um es zu entscheiden. Kurz nach der Pause, als die Löwenfans gerade mit Böllern und Rauch für Ärger (und sicherlich eine Geldstrafe) sorgten, foulte Buck dann Kumbela im Strafraum, doch Kruppke drosch den Elfmeter weit über das Tor.

Wenig später verließ Buck dann den Platz mit Gelb-Rot, als er den durchbrechenden Kruppke erneut regelwidrig gestoppt hatte (58.). Buck durfte sich maßgeblich angesprochen fühlen, als Trainer Reiner Maurer klagte: "Einige Leistungsträger waren heute nicht der Lage, eine vernünftige Leistung abzurufen."

Zu zehnt versuchten die Löwen noch alles, Daniel Halfar scheiterte an der Querlatte (60.) Benjamin Lauth verpasste eine scharfe Hereingabe von Arne Feick (73.), der eingewechselte Stefan Aigner prüfte Braunschweigs Torhüter Petkovic zwei Mal (74., 76.).

Dass man mit der zweiten Hälfte und den Bemühungen um ein Anschlusstor zufrieden sein konnte, darüber herrschte bei 1860 weitgehend Einigkeit. "Trotz Unterzahl hatten wir noch Torgefahr", stellte der insgesamt nicht allzu missgelaunte Torhüter Gabor Kiraly klar, und Lauth meinte: "Wenn man hinterherläuft, ist es immer schwer. Wir müssen mal die ersten 50 Minuten analysieren, da waren unzählige Fehler, die wir abstellen müssen."

Wenn sich die Löwen aufrichten wollen, dann kommt ihnen womöglich die Erkenntnis zupass, dass der von Maurer erwartete "Pokalspiel-Charakter" an diesem Nachmittag zum Tragen gekommen war. Auch Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht erkannte, dass vor wildgewordener Kulisse der kämpfende Außenseiter gewonnen hatte: "Individuell sind die Sechziger sensationell besetzt", sagte Lieberknecht, "wir haben viele Dinge aufgezeigt bekommen, es war beeindruckend, in welcher Geschwindigkeit die umgeschaltet haben."

Beim ersten Heimspiel am Samstag gegen den Karlsruher SC sollten die Löwen noch einmal umschalten, und zwar auf Erfolg - dann kommt Hasan Ismaik in die Arena, der sich den Ausflug nach Braunschweig sparte. Und auch der neue Vizepräsident wird erscheinen: Wolfgang Hauner, ein alter Bekannter als Funktionär bei 1860, wurde am Freitagabend gewählt. Vor vier Wochen lernte er Präsident Dieter Schneider erstmals kennen - und die Chemie stimmte. Markus Schäflein

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: