Die Sonntagsspiele der Bundesliga:Acht Monate später - Hamburg siegt daheim

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Ein Hamburger Heimerfolg, wer hätte daran noch geglaubt? Dank der Tore von Paolo Guerrero und Marcell Jansen schlägt der Hamburger SV die TSG Hoffenheim mit 2:0 und arbeitet sich damit langsam aus dem Tabellenkeller - lange hatte das Team zuvor keinen Sieg im eigenen Stadion geschafft. Augsburg verliert mit 1:2 beim VfB Stuttgart, obwohl der Aufsteiger besser in die Partie startet. Am Ende macht ein Stuttgarter Angreifer den Unterschied.

Wie das so geht mit dem schönen und zugleich erfolgreichen Fußball hatte in Hamburg bekanntlich zuletzt die deutsche Nationalmannschaft eindrucksvoll vorgeführt. An diesem Sonntag, fünf Tage nach dem berauschenden 3:0-Erfolg der DFB-Elf gegen die Niederlande, zeigte nun auch der HSV in der heimischen Arena eine unerwartet positive Leistung: Das 2:0 (1:0) gegen 1899 Hoffenheim war der erste Heimsieg nach acht Monaten und saisonübergreifend insgesamt zehn erfolglosen Versuchen.

Paolo Guerrero (Bildmitte) traf gegen Hoffenheim zum 1:0 - später entschied Marcell Jansen die Partie.  (Foto: dpa)

Vor 46.237 Zuschauern, darunter etwa 300 mitgereiste Gäste-Fans aus dem Kraichgau, erzielten Stürmer Paolo Guerrero (25. Minute) und Marcell Jansen (65.) die Tore zu einem verdienten HSV-Heimsieg und dem ersten dreifachen Punktgewinn für Trainer Thorsten Fink im vierten Anlauf - es hatte also ein wenig gedauert, ehe der neue Hamburger Coach die Fans an der Waterkant einmal mit einem richtigen Erfolg beglücken konnte.

Hoffenheims Coach Holger Stanislawski konnte dagegen mit seinem neuen Klub den Erfolg aus dem Februar nicht wiederholen, als er mit dem späteren Absteiger FC St. Pauli das Stadtderby beim großen HSV mit 1:0 gewinnen konnte. "Das ist ein fantastisches Gefühl und die Anerkennung der Leistung unserer Spieler in den letzten fünf Wochen. Wenn wir weiter so wie heute spielen, siegen wir auch weiter", sagte Hamburgs Manager Frank Arnesen. Den Eindruck bestätigte auch Fink: "Wir haben daran geglaubt und gefightet. Sicher wäre noch mehr drin gewesen, aber am Ende war der Sieg verdient."

Überlegen Hamburger

In der abschließenden Partie des 13. Spieltags begann der Hamburger SV am Sonntagabend stark und hatte bereits in der zweiten Minute die erste große Chance zur Führung: Guerrero setzte sich nach einem tollen Pass von Gojko Kacar auf der rechten Seite gegen Verteidiger Jannik Vestergaard durch, zog in den Strafraum und scheiterte aus spitzem Winkel an Schlussmann Tom Starke. Danach war allerdings erst einmal wenig los auf dem Feld und einzig HSV-Trainer Fink sorgte für Begeisterung, als er einen Querschläger mit der Brust stoppte und volley zurück aufs Feld spielte.

Dort begannen plötzlich die Hoffenheimer, die Initiative zu übernehmen und nach vorne zu spielen. Nach einem ersten Warnschuss von Sebastian Rudy aus etwa 25 Metern (13. Minute), den HSV-Schlussmann Jaroslav Drobny noch problemlos halten konnte, hatte Sejad Salihovic die größte Gelegenheit zur Führung für die Gäste: Tobias Weis legte den Ball von der Grundlinie auf den Bosnier zurück, doch der verfehlte das Tor aus rund zehn Metern um wenige Zentimeter. Nur eine weitere Minute später schickte Salihovic Mitspieler Fabian Johnson steil, doch Hamburgs Verteidiger Jeffrey Bruma und Drobny konnten mit vereinten Kräften in letzter Sekunde klären.

Mitten in die Drangphase der Gäste erzielte der HSV die Führung: Hoffenheims Verteidiger Andreas Beck wollte ein Zusammenspiel zwischen Marcus Berg und Guerrero verhindern, grätschte den Ball aber zu dem Peruaner, der im ersten Versuch noch am Pfosten scheiterte, den Nachschuss aber zur 1:0 verwandelte. Es war die erste Führung unter Trainer Fink, in den drei Ligaspielen zuvor hatte der HSV dreimal hinten gelegen und am Ende Unentschieden gespielt. Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte entwickelte sich ein offenes Spiel, ohne große Strafraumszenen - bis kurz vor der Pause: In der Nachspielzeit der ersten Hälfte war es erneut Guerrero, der nach einer Ecke durch Gökhan Töre im Strafraum frei zum Schuss kam, aber etwas zu hoch zielte.

Nach der Pause waren erneut die Hamburger aktiver, immer wieder angetrieben durch den starken Töre im Mittelfeld und den stets torgefährlichen Guerrero in der Spitze. Den völlig enttäuschenden Hoffenheimern fiel gegen die gut gestaffelte HSV-Defenisve nichts mehr ein, lediglich durch Standards und Weitschüsse hatten sie kleinere Gelegenheiten.

Für die Entscheidung sorgte Jansen, als er in der 65. Minute energisch in den Strafraum dribbelte und aus halb linker Position ebenso entschlossen zum 2:0 einschoss. Der HSV hat durch den ersten Heimsieg seit dem 19. März beim 6:2 gegen den 1. FC Köln wieder für etwas Ruhe im Klub gesorgt. Hoffenheim steckt durch die vierte Auswärts-Niederlage hintereinander weiter im Mittelfeld fest - deutlich hinter den eigenen Erwartungen und Ansprüchen.

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Die Stimmen im Überblick

Dank des Doppel-Torschützen Martin Harnik ist der VfB Stuttgart mit dem ersten Sieg seit mehr als fünf Wochen wieder auf einen Europapokal-Platz vorgerückt. Mit einem 2:1 (1:0)-Erfolg über den Tabellenletzten FC Augsburg beendete der VfB am Sonntag seine kleine Schächephase in der Bundesliga und verdrängte Bayer Leverkusen von Rang sechs. Der Österreicher Harnik machte den sechsten Saisonsieg der nicht immer überzeugenden Schwaben mit seinem Doppelpack (41./51. Minute) perfekt, Tobias Werner traf für den tapferen Bundesliga-Neuling zum 1:1 (47.).

Khalid Boulahrouz (links) herzt den zweifachen Stuttgarter Torschützen Martin Harnik. (Foto: dapd)

Für die Augsburger wird die Lage nach der siebten Saisonniederlage immer brenzliger - zumal die offensiven Lösungen dieser hoch engagierten Mannschaft kaum erkennbar sind. Die Stuttgarter jubelten hinterher einigermaßen verschämt - sie waren das reifere, bessere Team, aber an diesem Tag gab es keinen Grund, auf die Leistung stolz zu sein. "Wir kommen einfach nicht aus den Puschen. Wir können glücklich sein, dass es 1:0 für uns steht. Das ist mit Abstand die schlechteste Halbzeit von uns", schimpfte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic in der Pause.

"Schwerer Arbeitssieg"

Nach der Pause steigerte sich die Mannschaft von VfB-Trainer Bruno Labbadia zumindest vorübergehend deutlich. So war der sechste Saisonsieg vor 60 000 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena zumindest halbwegs verdient. "Wir waren in der zweiten Hälfte aktiver", sagte Bobic später und akzeptierte das Spiel als "schweren Arbeitssieg".

Die Gäste-Mannschaft von Trainer Jos Luhukay versteckte sich keineswegs, obwohl der Aufsteiger stark ersatzgeschwächt antreten musste. Mittelstürmer Sascha Mölders startete den ersten glücklosen Versuch (11.) der Gäste, die beste Chance zur Führung hatte der spätere Torschütze Werner mit einem satten Volleyschuss nach einer Ecke (40.).

Doch im Gegenzug gingen die Gastgeber in Führung: Nach Flanke von Cacau und einem Gerangel im Strafraum traf Harnik volley aus sieben Metern - es war sein fünfter Saisontreffer. Mit seinem sechsten Tor, einem fulminanten Schrägschuss nach wunderschönem Sololauf, avancierte der Österreicher endgültig zum Matchwinner.

"Müssen uns wieder mal keinen Vorwurf machen"

Beim Ausgleich hatte Tobias Werner die Kugel aus 17 Metern in den Winkel gezirkelt - sein erstes Saisontor war spektakulär, am Ende aber nicht genug. "Wir müssen uns eigentlich wieder mal keinen Vorwurf machen", sagte Werner nach dem Spiel.

Insgesamt ging vor der Pause auf beiden Seiten nicht viel. Zwar war durchaus Tempo im Spiel, aber den Kombinationen im Mittelfeld fehlte die Präzision. Bezeichnend für die Angriffsleistung des VfB war, dass ausgerechnet Abwehr-Mann Khalid Boulahrouz neben Hajnal der beste Offensivspieler war. Tamas Hajnal war mit einem Freistoß aus fast 30 Metern knapp gescheitert (8.).

Labbadia stand neben Boulahrouz auch Angreifer Pawel Pogrebnjak wieder zur Verfügung, der einen doppelten Bänderriss auskuriert hat. In der VfB-Innenverteidigung feierte Georg Niedermeier, der den gesperrten Maza ersetzte, nach langer Verletzungspause sein Saison-Debüt - die lange Pause war dem ehemaligen Bayern-Spieler durchaus noch anzumerken. Ibrahima Traoré mischte in der Bundesliga erstmals für den VfB von Beginn an mit. Der Nationalspieler aus Guinea kam im Sommer - aus Augsburg.

© SZ vom 21.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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