1860-Sieg gegen Fürth:Der Himmel über München klart auf

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1860 feiert seinen ersten Heimsieg, Sanchez lässt sich von seinen Mitspielern feiern. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Gelungener Einstand für Trainer von Ahlen: Im ersten Spiel unter seiner Regie zeigt der TSV 1860 München beim 2:0 gegen Greuther Fürth eine seiner besten Saisonleistungen. Nun stellt sich die Frage, wie es für den Coach weitergeht.

Von Andreas Babst

Das Spiel begann mit einer Lüge, einer dreisten noch dazu. Auch wenn die Sonne nicht immer scheine, bleibe der Himmel über 1860 weiß und blau, sagte der Stadionsprecher. Der Himmel über der Münchner Arena war am Freitag aber matt grau gefärbt.

Und selbst der metaphorische Himmel über 1860 war vor der Partie mit dunklen Wolken verhangen: Trainer Ricardo Moniz war am Mittwoch entlassen worden, weil sechs Punkte aus sieben Partien und Platz 13 in der zweiten Bundesliga den Ansprüchen des Vereins nicht genügen. Einmal mehr musste Assistent Markus von Ahlen als Trainer einspringen.

Alle loben Moniz

Und siehe da: An diesem grauen Freitagabend zeigte der TSV im Spiel gegen Greuther Fürth eine seiner besten Saisonleistungen und gewann mit 2:0 (1:0). Von der beängstigenden Konzeptlosigkeit aus den vergangenen Partien war nichts mehr zu sehen. Von Anfang an kontrollierten die Münchner das Spiel, traten so auf, wie es sich der gescheiterte Moniz immer gewünscht hatte: Sie schalteten schnell um, spielten kompromisslos über die Flügel und erarbeiteten sich Chancen. Schon in der sechsten Minute traf Okotie nach Vorlage von Adlung zum 1:0. Das 2:0 sollte in der zweiten Halbzeit Ilie Sanchez besorgen, per sehenswertem Lupfer (74.).

Markus von Ahlen hatte zwar die Spielidee seines ehemaligen Chefs Moniz übernommen, besetzte einzelne Positionen aber anders. Den formschwachen Innenverteidiger Gary Kagelmacher ersetzte er durch Kai Bülow, Daniel Adlung durfte von Anfang an auf dem Flügel spielen und der junge Ex-Kapitän Julian Weigl sich im Mittelfeld behaupten. Gar nicht im Aufgebot war Leonardo, der im bislang angestrebten 4-3-3 meist wie ein Fremdkörper wirkte.

Von Ahlens Verzicht auf den von Moniz so geschätzten Spielmacher barg durchaus Brisanz. Das Fehlen von Leonardo hätte als Symbol der Emanzipation des neuen Trainers von seinem Ex-Chef interpretiert werden können. Soweit wollte von Ahlen aber nicht gehen: "Leonardo war wegen der Rotation nicht im Kader", sagte er. Überhaupt waren alle TSV-Akteure sehr bemüht, Ricardo Moniz zu loben und ihm einen Anteil am ersten Heimsieg zuzuschreiben.

"Von Ahlen hat die Arbeit von Moniz weitergeführt. So wie wir heute gespielt haben, ließ Moniz in der Vorbereitung spielen", sagte Kapitän Christopher Schindler. Und Torschütze Rubin Okotie bemerkte "die Handschrift von Ricardo Moniz im Spiel". Er sagte aber auch: "Die neuen Spieler haben frischen Wind gebracht, sie waren heute der Schlüssel zum Erfolg."

Beide hatten Recht. Denn tatsächlich spielte 1860 so, wie es Moniz wohl immer vorschwebte, doch waren es vor allem von Ahlens Neue, die das Spiel prägten. Daniel Adlung, der wie ein Ochse die Seitenlinien entlangpflügte und immer wieder den Pass in die Spitze versuchte. Oder Kai Bülow, der kaum einen Zweikampf verlor und laut Kapitän Schindler "einer der Besten auf dem Feld war".

"Es wäre nicht fair, einen Spieler herauszuheben. Die ganze Mannschaft hat eine sehr gute Leistung geboten", sagte von Ahlen nach dem Spiel. Einen erwähnte er zuvor aber doch im Speziellen: "Es war ein sehenswertes Tor von Ilie Sanchez."

Traumtor von Sanchez

Der Spanier kam in der 74. Minute vor dem Strafraum an den Ball, Rodri hatte gerade dem Verteidiger Stephan Fürstner den Ball in der Vorwärtsbewegung abgegrätscht. Sanchez blickte kurz auf, sah Torwart Wolfgang Hesl in Erwartung eines Fürther Angriffs zu weit vor seinem Tor stehen und lupfte den Ball wunderbar ins Tor - so wunderbar, dass sein fragwürdiger Jubel mit Sturmgewehr-Geste fast nicht ins Gewicht fiel.

Nach dem Spiel musste sich Markus von Ahlen, der bereits zum dritten Mal als Interimstrainer bei 1860 einspringt, natürlich zu seiner Zukunft äußern. Wird es irgendwann nochmal klappen mit der Festanstellung als Chefcoach? "Mein Bedürfnis war es schon immer, längerfristig für den Verein zu arbeiten." sagte von Ahlen, und dass es für ihn klar gewesen sei, "für den Verein einzuspringen."

Und was meint Sportchef Gerhard Poschner? "Unsere Planung ist klar. Wir vertrauen Markus, wir wissen, was wir an ihm haben. Wir werden uns die nächsten Tage mal hinsetzen und alles besprechen", sagte er dem Fernsehsender Sky. Auch in ein paar Wochen werde von Ahlen noch Trainer sein, "in welcher Funktion werden wir sehen."

Der echte Himmel war nach diesen Worten zu später Stunde schon schwarz. Der metaphorische Himmel hingegen dürfte für 1860 nach dem Sieg gegen Fürth ein wenig aufgeklart sein.

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