1860 München:Zum Vertrauen gezwungen

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Der erste Streich: Dennis Erdmann (rechts, mit Erik Tallig) bejubelt seinen 1:0-Führungstreffer. (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty)

Beim 3:1 im Derby gegen Unterhaching zeigt sich, dass der TSV 1860 auch stark dezimiert Drittligaspiele gewinnen kann.

Von Christoph Leischwitz

Am vergangenen Freitag war genau das eingetreten, was Schwarzseher unter den Blauen immer befürchtet hatten, weil der Kader bei 1860 München klein ist und die Saison in der dritten Liga so lang. Da saßen zum Derby gegen die SpVgg Unterhaching Quirin Moll (langzeitverletzt), Stephan Salger und Marius Willsch (beide gesperrt) nur auf der Tribüne. Kurz vor Anpfiff humpelte in Daniel Wein auch noch ein weiterer Defensivspieler in die Kabine. Noch dazu hatten die Löwen drei Spiele in Serie nicht gewonnen. Die Situation in den Köpfen beschrieb Sechzigs Trainer Michael Köllner später so: "Haching konnte gefühlt nur gewinnen, wir nur verlieren." Einen Tag davor hatte Köllner noch gesagt, dass er den Not-Sechser Dennis Dressel ja eigentlich eher weiter vorne sieht.

Doch dann zeigte sich, zumindest gegen einen Abstiegskandidaten, dass es dann eben doch für drei Punkte in Liga drei reicht - auch mit einer arg dezimierten, schnell improvisierten Startelf. Zwar gaben sich die Unterhachinger kratzbürstig und zweikampfstark, sie waren aber eben auch qualitativ limitierter als die Hausherren im Grünwalder Stadion.

Niklas Lang, 18, bestreitet sein allererstes Drittligaspiel

Bei so viel fehlenden Defensiv-Routiniers war zu erwarten, dass Aufbau- und Umschaltspiel des TSV darunter leiden würden. Doch es war eben auch auffällig, dass es trotz Umstellung auf eine Dreierkette - die laut Köllner übrigens nichts mit Weins Ausfall zu tun hatte - zu keinen nennenswerten Problemen kam. Auch nicht auf der rechten Seite, wo "ein ganz ein junger Bursche" (Köllner), der 18-jährige Niklas Lang, sein allererstes Drittligaspiel bestritt. Gut möglich, dass Lang schon vorher einmal zum Einsatz gekommen wäre, immerhin gehört er schon länger zum Kader. Er verletzte sich allerdings im Oktober und musste sich als fünfter Innenverteidiger wieder herankämpfen. Sein bis Freitag letztes Pflichtspiel hatte er im vergangenen September für die U21 im Bayernligaspiel beim SV Pullach bestritten. Weshalb Köllner auch sagte, dass Lang gegen Ende ein bisschen "die Puste ausgegangen" sei. In der Nachspielzeit durfte ein weiterer 18-jähriger Abwehrspieler, Marco Mannhart, noch eine Minute Drittliga-Erfahrung sammeln.

Man müsse ja nicht immer "hundert Sachen ausprobieren", sagte Köllner, der immer wieder betont, wie gerne er jungen Spielern das Vertrauen schenke. In diesem Fall sogar ziemlich großes Vertrauen: Köllner setzte Langs Schnelligkeit gegen jene von Hachings Flügelspieler Luca Marseiler. Dass in der Dreierkette dann auch noch Semi Belkahia spielte, der noch ein Stück entfernt davon ist, Stammspieler zu sein, darf man ebenfalls als Vertrauensbeweis des Trainers verstehen. In der Summe allerdings war Köllner zu derlei Maßnahmen schlicht gezwungen.

Stürmer Sascha Mölders bleibt der Unersetzbare im Team

Ohne die von Köllner gepriesene Kaltschnäuzigkeit im Torabschluss wäre es freilich schwer geworden, drei Punkte zu holen; Stürmer Sascha Mölders, diesmal dank eines Fallrückziehers zum 2:1 Mann des Spiels, bleibt der Unersetzbare im Team. Zwei Tage nach seinem 36. Geburtstag, am 22. März, empfängt 1860 München den klaren Spitzenreiter Dynamo Dresden; bis dahin wird es vor allem darum gehen, sich gegen Abstiegskandidaten wie den MSV Duisburg und den VfB Lübeck keine Ausrutscher zu leisten, um den Anschluss an die Aufstiegszone zu halten. Am Samstag in Duisburg ist nun Richard Neudecker gelbgesperrt. Es warten also weitere gute Gelegenheiten, den Nachwuchsspielern Vertrauen zu schenken.

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