1. FC Nürnberg:Endlich stabil

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Liebt es offensichtlich, wenn ein Plan funktioniert: Damir Canadi. (Foto: Zink/imago)

Im Pokal wirbelt Club-Trainer Canadi Taktik und Aufstellung durcheinander. Nikola Dovedan erweist sich erneut als Retter.

Von Johannes Kirchmeier

Der Nürnberger Trainer Damir Canadi hielt sich seine Hände vors Gesicht, er drehte sich einmal um seine eigene Achse und schrie: "Meeeiiii!" Seine Spieler hatten gerade einen aussichtsreichen Konter im DFB-Pokalspiel beim FC Ingolstadt 04 abgestoppt. Der Ausdruck des Ärgers kurz vor der Halbzeitpause am Freitagabend war also angebracht. Denn es trug sich genau das Gegenteil davon zu, was Canadi unter seinem Grundsatz vom "dynamischen Fußball" versteht, den er mit seinem 1. FC Nürnberg eigentlich spielen will.

Den Platz verließ der 49-Jährige im roten Club-Poloshirt trotzdem mit einem breiten Grinsen, denn in der zweiten Halbzeit wurde seine Mannschaft schließlich doch noch dynamischer. 1:0 (0:0) gewannen die Franken so in der ersten Pokalrunde beim Drittligisten Ingolstadt, weil sich Nikola Dovedan wie schon am ersten Zweitliga-Spieltag in Dresden (1:0) als Retter auf fremdem Platz erwies. In der 87. Minute sprang der Österreicher in eine flache Flanke von Sebastian Kerk und traf für den Favoriten: "Es war ein Weltklasseball von Kerki hinter die Abwehr", fand Dovedan. Canadi durfte jubeln - und auch ein bisschen durchatmen nach der 0:4-Heimniederlage vor einer Woche gegen den Hamburger SV. "Das Spiel hat uns noch in den Knochen gesteckt", sagte der Coach nach der Partie.

Das galt wohl auch für ihn selbst: In seinem dritten Pflichtspiel mit dem FCN ging er ja bereits ins Risiko. Statt mit der eingeprobten Dreierkette verteidigten die Nürnberger per Viererkette. Sechs Spieler der Startelf gegen Hamburg tauschte Canadi zudem aus, lediglich Torwart Christian Mathenia fiel aus, weil er bei der Geburt seiner Tochter Ilvy war. Canadis Maßnahmen wirkten sich positiv aus, brachten der Mannschaft die zuletzt vermisste Stabilität zurück. Im anderen Fall wäre Canadi wohl auch etwas in Erklärungsnot geraten.

Neu begann unter anderem auch der unter der Woche verpflichtete gebürtige Schweinfurter Johannes Geis - nach gerade einmal drei Trainingseinheiten mit der Mannschaft. "Das Spiel ist immer das beste Training, um ihn schnell zu integrieren", fand Canadi. Der Mittelfeldspieler Geis galt vor ein paar Jahren als großes Talent, beim FSV Mainz 05 und dem FC Schalke 04, doch die Entwicklung stockte. Nun wagt er nach einer schwierigeren Zeit einen Neustart nahe der Heimat. Und zumindest in Ingolstadt verstärkte der 25-Jährige das Team schon einmal auf Anhieb. "Er hat gute Bälle gespielt und das Spiel gut verlagert", lobte Canadi. Geis brachte von Beginn an Struktur ins Nürnberger Spiel, zudem wurde durch den starken Freistoß- und Eckballschützen jede Standardsituation zur gefährlichen Waffe. Einen Freistoß schoss Geis nur Zentimeter neben das Tor (65.), seine erste Torvorlage wurde noch wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen. "Ich habe mir da noch ein bisschen was aufgehoben", sagte Geis. Überraschenderweise spielte er sogar durch. "Das war nicht der Plan. Wir wollten ihn 60, 70 Minuten laufen lassen", sagte Canadi. Doch der Coach merkte schnell, dass er nicht so einfach auf ihn verzichten konnte, um die kurze Heimreise ohne weiteren Ärger antreten zu können.

© SZ vom 12.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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