Bundesliga-Sieg über Gladbach:Kölner Festtag mit Extra-Rauch

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Gegen Torwart Moritz Nicolas von Borussia Mönchengladbach verwandelt Florian Kainz den ersten Elfmeter - und später noch einen weiteren. (Foto: Maik Hölter/TEAM2/Imago)

Florian Kainz tritt beim 3:1 gegen Mönchengladbach gleich dreimal zum Elfmeter an - zwei verwandelt er. Trainer Steffen Baumgart ist erleichtert, die Fans feiern auf kostspielige Weise.

Von Philipp Selldorf, Köln

Bevor es losgehen konnte, durften sich die Stiftungen des DFB erst noch über einen guten Zahltag freuen. Beide Fanlager zündelten ein paar Dutzend leuchtende Raketen und tauchten das Haus in Nebel, auf der einen Seite grün auf der anderen rot. Die Partie begann mit fünf Minuten Verspätung. Sowohl der 1. FC Köln als auch Borussia Mönchengladbach dürfen also mit Post vom DFB-Kontrollausschuss und einem ordentlichen Bußgeldbescheid rechnen - beim Fixpreis von 1000 Euro pro Rakete kommt einiges zusammen.

Die Kölner werden die Strafe verschmerzen, für sie war der Sonntag ein Festtag, der Extra-Spesen rechtfertigt. Beim 3:1 (1:0) gegen den Nachbarn vom Niederrhein gelang der erste Saisonsieg, der die Dimension eines Befreiungsschlags hat. Die Bedeutung des Erfolgs war auch dem Kölner Trainer Steffen Baumgart anzusehen, der nach dem Abpfiff zu müde zum Jubeln war. Baumgart schaute so erschöpft drein, als hätte er den ganzen Tag Steine geschleppt. "Da ist schon eine ganze Menge abgefallen von mir", sagte er später, "wir sind überglücklich, das Ding gezogen zu haben, trotzdem war das nur der erste Sieg und ein Anfang".

Noch mehr leiden musste allerdings Baumgarts Kollege Gerardo Seoane: "Uns haben in der ersten Halbzeit alle Facetten des Spiels gefehlt", klagte der Borussia-Trainer. Sein Team legte eine enttäuschende Vorstellung hin, nur kurzfristig wusste es sich in der zweiten Hälfte zu steigern.

Nur ein kurzes Aufbäumen: Nico Elvedi (verdeckt) erzielt den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Borussia. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Dass die Kölner besser gespielt und den Sieg verdient hatten, brauchte nicht diskutiert zu werden - es war offensichtlich. Die Mönchengladbacher hatten dennoch Grund, mit den Umständen zu hadern. Schiedsrichter Deniz Aytekin verhängte zwei Elfmeter gegen den VfL, verwies Manu Koné wegen Foulspiels des Feldes, und als Torwart Moritz Nicolas den zweiten der Strafstöße abgewehrt hatte, ordnete Aytekin die Wiederholung an. Gladbachs Sportchef Nils Schmadtke trug deswegen nach dem Abpfiff eine ausführliche Beschwerde beim Schiedsrichter vor, was zwar angesichts der Summe von nachteiligen Entscheidungen verständlich war, aber allenfalls zur Erleichterung von angestautem Ärger taugte. Argumente hatte Schmadtke nicht zu bieten, Aytekin hatte mit Hilfe des Videokollegen jeweils das korrekte Urteil gesprochen.

Unter all den folgenschweren Eingriffen hatte die rote Karte für Koné in der 72. Minute das größte Gewicht. Das Spiel, das der 1. FC Köln in der ersten Halbzeit komplett beherrscht hatte, stand bis zum Foul des Gladbacher Mittelfeldspielers an Dejan Ljubicic vor der möglichen Wende. Weil die Kölner trotz großer Hingabe und guter Möglichkeiten eine höhere Führung versäumt hatten, waren die Borussen gemäß dem klassischen Prinzip solcher Spielverläufe mit einem einzigen geglückten Moment zurück in die Partie gekommen. Wie es für solche Wendegeschichten typisch ist, genügte dazu Schema F: Eckstoß, Kopfball Nico Elvedi - Tor. Der Ausgleich in der 61. Minute ließ das Spiel für die Borussen von vorn beginnen.

Dann traf Koné bei seiner mit Anlauf vollzogenen Grätsche Ljubicic' Knöchel, und die Vorzeichen der Begegnung drehten sich erneut. Aytekin beließ es zunächst bei Gelb, ließ sich aber bei der Überprüfung von den TV-Bildern schnell eines Besseren belehren. Und kaum waren die Kölner in Überzahl, rollten wieder ihre Angriffe. Ein Fehlgriff von Torwart Nicolas, der statt dem Ball den Kölner Luca Waldschmidt im Gesicht traf, führte zum zweiten Elfmeter der Partie. Den ersten hatte Florian Kainz souverän zur Führung verwandelt (12.), den zweiten schoss er erbärmlich in Nicolas' Arme. Doch Gladbachs Torwart hatte sich nicht vorschriftsmäßig aufgestellt - Aytekin musste den Vorgang wiederholen lassen, Kainz traf. Gladbach bäumte sich nochmal ehrenvoll auf, bis Waldschmidt kurz vor Schluss das 3:1 folgen ließ.

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