Karlsruhe:Sicherheits-Diskussion: Weihnachtsmärkte als Exportartikel

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Karlsruhe (dpa/lsw) - Weihnachtsmärkte sind beliebt und gewinnen für Schausteller zunehmend an Bedeutung. "Sie sind ein touristischer Faktor", sagte Albert Ritter, der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) am Donnerstag. Und ein "Exportartikel", so Ritter in Hinblick auf deutsche Weihnachtsmärkte in den USA, England und den Niederlanden. Dass Städte Volksfeste und Märkte wegen erhöhter Terrorgefahr besser sichern wollen, können Schausteller nachvollziehen. Sie wehren sich aber dagegen, dass diese Kosten auf sie abgewälzt werden.

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Karlsruhe (dpa/lsw) - Weihnachtsmärkte sind beliebt und gewinnen für Schausteller zunehmend an Bedeutung. „Sie sind ein touristischer Faktor“, sagte Albert Ritter, der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) am Donnerstag. Und ein „Exportartikel“, so Ritter in Hinblick auf deutsche Weihnachtsmärkte in den USA, England und den Niederlanden. Dass Städte Volksfeste und Märkte wegen erhöhter Terrorgefahr besser sichern wollen, können Schausteller nachvollziehen. Sie wehren sich aber dagegen, dass diese Kosten auf sie abgewälzt werden.

„Sicherheit ist eine hoheitliche Aufgabe“, betonte Ritter anlässlich der Hauptvorstandssitzung des Verbandes in Karlsruhe. Er sprach sich erneut gegen komplette Einzäunungen aus. Städte sollten vielmehr Straßen und Plätze durch Maßnahmen wie versenkbare Poller sichern. „Feste dürfen keine Festungen werden.“ Volksfeste, die Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenführten, stünden für einen offenen Umgang miteinander.

Trotz Terrorangst und Konkurrenz durch lokale Events oder Freizeitparks blicken die Schausteller auf eine gute Saison zurück, die Ritter mit einer „Silbermedaille“ beschreibt. Die Branche setzte vor drei Jahren - neuere Zahlen liegen nicht vor - 3,7 Milliarden Euro um, davon allein 1,05 Milliarden Euro auf Weihnachtsmärkten.

Der Anschlag am 19. Dezember 2016 auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten war eine „Zäsur“, sagte DSB-Hauptgeschäftsführer Frank Hakelberg. Es habe die Verletzbarkeit solcher Veranstaltungen vor Augen geführt. Die Menschen hätten sich davon aber nicht abschrecken lassen. „Es kamen trotzdem danach so viele, wenn nicht mehr Menschen zu den Weihnachtsmärkten.“

Schaustellern machen neben erhöhten Sicherheitsanforderungen bürokratische Hürden und - im Vergleich zu stationären Geschäften - höhere Stromkosten zu schaffen. „Das ist eine Ungleichbehandlung, die aufhören muss.“ Auch sehen sie nicht ein, dass sie für historische Karussells mit Holzpferden - trotz erwiesener Sicherheit - EU-Sicherheitsnormen wie moderne Fahrgeschäfte erfüllen müssen.

Der Verband hält an seinem Vorhaben fest, dass Volksfeste als immaterielles Kulturgut anerkannt werden - als lebendige Weitergabe von Brauchtum „von Generation zu Generation“. Bislang habe das die UNESCO-Kommission Deutschland abgelehnt. Im Schaustellergewerbe arbeiten rund 40 000 Beschäftigte, davon ein Drittel Saisonkräfte. Vom Imbiss bis zur Achterbahn - etwa 5000 Familienunternehmen beschicken bundesweit 9900 Volksfeste und 1450 Weihnachtsmärkte, die jährlich mehr als 230 Millionen Besuche verzeichnen.

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