Sprachlabor (80):Zwei arabische K-Laute

Lesezeit: 2 min

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger stößt auf ein scharfes Urteil und eine heikle Aufgabe.

AL-QAIDA/-KAIDA zum vorläufig letzten Mal! Die Frage, ob man al-Qaida oder al-Kaida schreibt, hat nicht nur bei normalen, also des Arabischen unkundigen Lesern ihr Echo gefunden. Es meldeten sich auch Fachleute, unter ihnen Professor Dr. K., der uns, was die Orientalistik angeht, schon das eine und andere Licht aufgesteckt hat. Ihm zufolge ist aus Gründen, deren Aufzählung hier zu weit führen würde, das "Q" die wissenschaftlich wie auch historisch korrekte Wiedergabe des arabischen Qaf , und so gesehen, müsste auch der Irak "Iraq" geschrieben werden. Professor K. erwähnt in dem Zusammenhang auch die ägyptische Hauptstadt al-Qahira, über die freilich das italienische Kairo den Sieg davongetragen habe, bei uns jedenfalls. Ganz anderer Ansicht ist der Kollege Ch., der den Leser im Auge hat: Diesem seien die zwei arabischen K-Laute egal, und so sollten es auch wir Schreiber halten. In altorientalischen Märchen wäre man mit der Sache spätestens jetzt zum Qadi gegangen . . .

Rechtschreib-Duden im Eingangsbereich einer Bremer Buchhandlung. (Foto: AP)

NICHTS ALS UNBILL scheint von der maroden Hypothekenbank HRE auszugehen, und weil da kein Ende abzusehen ist, setzten zwei Kollegen, die darüber berichteten, die Unbill in den Plural. Leider wählten sie dafür die Form "Unbillen", mit der sie den Unwillen unseres Lesers B. erregten. Was hat es mit diesem Wort auf sich? Man kann oft hören, dass die Unbill ein Singularwort sei und sich den Plural bei Bedarf vom Unbild ausleihe: die Unbilden. Dazu steht im Grimmschen Wörterbuch ein ziemlich scharfes Urteil, das hier im Original wiedergegeben sei: "roh-äuszerlichste betrachtung sieht in unbilden den plur. von unbill." Um die Sache zart-innerlichst zu betrachten, so läuft es wohl darauf hinaus, dass wir die Unbill im Singular belassen, sie vielleicht überhaupt nicht allzu oft strapazieren, und dass wir den Plural des Unbilds dem Wetterbericht vorbehalten, den sprichwörtlichen "Unbilden der Witterung".

UND NOCH EINMAL die Banken: Es sei, hieß es bei uns, "eine Sisyphos-Aufgabe", die Welten von Deutscher Bank und Postbank zusammenzuführen. Dazu merkt Leser B. (nicht der von den Unbillen, ein anderer) an, dass man den guten alten Sisyphos für eine zugegebenermaßen schwere Arbeit nicht ohne weiteres in Anspruch nehmen könne. Dessen Arbeit - das ewige Wälzen eines Steins - sei zwar auch schwer gewesen, sehr schwer sogar. Ihr Witz, wenn man so will, sei aber nicht die Mühsal gewesen, sondern die beabsichtigte Vergeblichkeit, die man beim Wälzen der zwei Banken ja nicht unterstellen wolle. Herr B. hält übrigens auch diese Kolumne für eine Sisyphos-Arbeit, glaubt aber nicht, dass ihr Autor wider die Götter gefrevelt habe. Für so viel gute Meinung dankt: Hermann Unterstöger

© SZ vom 25./26.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: