Sprachlabor (59):Ein abscheuliches Wort

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger erklärt eine falsche Trennung, den feinen Unterschied und äußert eine Bitte.

EIN INTERESSANTER DISKURS hat sich aus dem in dieser Kolumne kürzlich verwendeten Wort "nutzungsfähig" ergeben. Es war zwar ein Zitat, aber nicht deutlich genug als solches ausgewiesen, weswegen unser Leser L. in einem grimmigen Brief darauf verwies, dass das "nutzbar" heißen müsse. Auf unsere Antwort, das "abscheuliche" Wort sei aus einer anderen Sphäre übernommen worden, erwiderte Herr L., dass hier von "abscheulich" keine Rede sein könne: Es sei "schlicht und einfach falsches Deutsch". Dem ist zuzustimmen, da sich die Wortbildungen mit -bar sehr charakteristisch von denen mit -fähig unterscheiden, siehe das Paar gehbar/gehfähig. Dass es, wie das Paar brauchbar/

Ein Duden auf einem Brett des Wortspiels 'Scrabble' inmitten von Buchstaben-Spielsteinen. (Foto: ag.ddp)

gebrauchsfähig zeigt, aber auch zu "synonymischen Konkurrenzen" (Fleischer: Wortbildung) kommen kann, sei trotzdem angemerkt, mag es für die Causa nutzbar vs. nutzungsfähig gleich völlig nutzlos sein.

DER GLEITAAR gehört zu den Habichtartigen, ernährt sich von Kleinsäugern und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Alles in allem hat er es also nicht leicht, weswegen wir uns bei ihm in aller Form dafür entschuldigen, dass er in einer Rezension in "Glei-taar" getrennt wurde.

DER FUSSBALLER Wayne Rooney verstauchte sich kürzlich den Knöchel. Das passierte, als er, wie es bei uns hieß, "dem unverhofft energetisch dribbelnden Mario Gomez" auszuweichen versuchte, und unser Leser B. hat sich darüber sehr amüsiert. Ein Versuch, den Unterschied zwischen energisch und energetisch festzustellen, lief ins Leere respektive zu dem Fußballklub Energetik Pavlodar, bei dem aber kein Mario Gomez spielt. Unter "G" findet man dort nur Evgeniy Galenko, Igor Goryachev und Vladimir Gurtuev.

UND HIER NOCH ETWAS aus der beliebten Rubrik "In eigener Sache". Es hat sich als vernünftig erwiesen, zu jeder Leserkritik den Originaltext aufzurufen, ein Verfahren, das sehr von der Genauigkeit der Einsendung abhängt. Deshalb die Bitte: Nennen Sie uns Ross und Reiter so präzise wie möglich oder schicken Sie uns den beanstandeten Artikel in natura. Ironische oder gallige Randglossen sind für die Bearbeitung kein Hindernis, im Gegenteil.

© SZ vom 24./25.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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