Sprachlabor (58):Ein Generationenproblem

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger schätzt Einwürfe und erklärt "brandschatzen".

DIE ABFOLGE der Generationen macht immer wieder Probleme. Meistens passiert es, wenn Bezeichnungen auftauchen, die jüngeren Kollegen nicht mehr geläufig sind, so dass sie dann beispielsweise schreiben, der früheste namentlich bekannte "Nachfahre" Karls des Großen sei Artaxerxes I., genannt Langhand, gewesen. Vollends wirr wird die Sache im ohnedies schon schwer überschaubaren Reich der Metapher. Kürzlich rekapitulierte der Sportteil die fußballerischen Beziehungen, insbesondere die Transfers, zwischen München und Stuttgart, wobei Dieter Hoeneß, der vormalige Schwabenpfeil, zur "Mutter" all dieser Transporte erhoben wurde. Leser D. war einigermaßen irritiert, und wir mit ihm. Man muss annehmen, dass sich auch Transporte auf die konventionelle Art fortpflanzen, und wenn dem so ist, kann Hoeneß unmöglich die Mutter gewesen sein. Aber der Vater? Vielleicht, wer weiß.

Der Band 'Zitate und Aussprüche' aus der Duden-Standardreihe. (Foto: ag.dpa)

DIE EINWÜRFE unserer Leserin K. sind hochgeschätzt, weil witzig, um nicht zu sagen sophisticated. Als im Streiflicht zu lesen war, dass ein Gericht normalerweise munde und, "wenn es hoch kommt", ein Genuss sei, fragte sie uns sofort nach dem Lokal, wo das Essen auch noch schmecke, "wenn es wieder hoch kommt". Schön spitzfindig, aber leider daneben! Hätte unser Autor dieses unappetitliche Phänomen im Auge gehabt, hätte er "wenn es hochkommt" geschrieben. Er meinte aber etwas wie "wenn es ganz gut geht" oder "im Glücksfall", und da schreibt man das Wort getrennt, wie das ja auch schon der Psalmist tat: "Vnser leben wehret siebenzig jar / wenns hoch kompt so sinds achzig jar etc."

MIT EINEM RUFZEICHEN hat Leser H. seinen Wohnort Neunkirchen am Brand versehen, womit er dem Nachdruck verleihen wollte, was ihn gleich zweimal gestört hatte. Es war dies die Verwendung des Wortes "brandschatzen" in dem Sinn, als werde dabei eine Stadt oder ein Straßenzug in Brand gesteckt. In Wirklichkeit geht es bei der Brandschatzung um das genaue Gegenteil, nämlich darum, von einer Stadt dafür Geld zu erpressen, dass sie von Brand und Plünderung verschont bleibt. Mit dem heutigen Kriegsrecht ist diese Methode nicht mehr zu vereinbaren; entsprechend vorsichtig sollte man auch mit dem Wort umgehen.

© SZ vom 17./18.4.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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