Sprachlabor (56):Trialog und Triagnose

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger erklärt eine saubere Deklination.

AUS DEM ARCHIV. Vor etwa drei Jahren ging der FAZ der Brief einer Leserin zu, die dem Blatt ein "sprachliches Gespenst" austreiben wollte: den Trialog, der immer dann erscheine, wenn nicht zwei miteinander reden, sondern drei. Die Frau erinnerte daran, dass die Vorsilbe dia beim Dialog nichts mit zwei (griechisch dyo, lateinisch duo) zu schaffen habe, sondern soviel wie durch, während oder zwischen bedeute. Der Trialog sei mithin so albern, wie wenn man eine von drei Ärzten gegebene Diagnose eine Triagnose nennen würde. Das mit Verlaub Triabolische an der Sache ist, dass sich auch in unserem Blatt diverse Trialoge finden, darunter sehr oft der "Trialog der Religionen". Kürzlich wurde über den von der Quandt-Stiftung erfundenen "Trialog der Kulturen" berichtet, was Leser Dr. Z. zu dem weiterführenden Hinweis animierte, dass der Dekalog ebenfalls kein Gespräch sei, schon gar keines zu zehnt.

Der Duden. Das Ziel von Konrad Duden (1829-1911) war die Vereinheitlichung der deutschen Orthografie. 1880  veröffentlichte er das 187 Seiten dicke 'Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache'. Das Werk gilt als der "Urduden". (Foto: ag.ddp)

DIE DATIV-ENDUNG-en steht zwar dem Mensch-en zu, nicht aber dem Autor, obwohl er doch auch ein Mensch ist. So will es die Grammatik, der man sich allenfalls im Scherz entziehen könnte: "Später flogen dem Autoren / Schmähkritiken um die Ohren" oder so. In allen übrigen Fällen aber wollen wir, wie uns "Uraltabonnent" B. rät, dem Autor geben, was des Autors ist, nämlich eine saubere Deklination: der Autor, des Autors, dem Autor, den Autor.

DIE WENIGSTEN werden heute noch wissen, was man unter Pfründen versteht. Dabei handelte es sich um Kirchenämter, die auch Benefizien genannt wurden und die, wie es im Kirchenrecht heißt, mit einer nutzungsfähigen Vermögensmasse ausgestattet waren und den Amtsinhaber zum Fruchtgenuss berechtigten. Das Wort Pfründe hat sich erhalten und wird oft mit dem Adjektiv fett gekoppelt, um anzudeuten, dass Pfründner wenig leisten und doch ganz gut davon leben. Bei uns wurde, sehr zum Missfallen des Lesers S., die Pfründe als Pluralwort präsentiert, als gäbe es das zugehörige Singularwort Pfrund. Es heißt aber in der Einzahl die Pfründe, in der Mehrzahl die Pfründen, und wenn dann auch noch der Fruchtgenuss stimmt, ist ja alles in bester Ordnung.

© SZ vom 27./28.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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