Sprachlabor (224):Unbedachter Umgang

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Die traditionellen Mainzer "Schwellköpp" tanzen am 11. November 2013 am Fastnachtsbrunnen in Mainz (Rheinland-Pfalz) zum Start der Fastnachtssaison durch die Menge. (Foto: dpa)

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger schreibt zu komischen Formulierungen.

DER WAFFENNARR wird im Duden als "Liebhaber von Waffen" definiert, er steht damit in einer Reihe mit dem Auto-, dem Pferde-, dem Fußball- und wohl auch dem Frauennarren. Was ihn von diesen unterscheidet, ist der Umstand, dass es bei ihm in Einzelfällen nicht bei der Narretei bleibt. Statt seine Flinten zu putzen, in edle Vitrinen zu stellen und in Gottes Namen auch zu liebkosen, nimmt sie der fehlgeleitete Waffennarr eines Tages, lädt sie und geht amoklaufen. Unser Leser B. hat diese Perversion der Liebhaberei im Sinn, wenn er fragt, ob so ein Mensch denn mit der Schellenkappe losziehe, und dazu rät, "den unbedachten Umgang mit dieser verniedlichenden Formulierung" zu lassen.

UNSER WIRTSCHAFTSTEIL muss sich oft mit spröden Themen befassen und verschafft sich hin und wieder dadurch Luft, dass er blumig formuliert und zu gewagten Metaphern greift. "Quo vadis, Silberpreis?" und "Triumph schnürt das Mieder enger" sind Klassiker dieses Genres. Der Fall Klaeden wurde nun - zur Freude unseres ehemaligen Kollegen R., der auf solche Blüten nach wie vor heiß ist - als Lehrstück dafür definiert, "wie Lobbyismus vollmundig startet und dann nach hinten losgeht". Als CDU-Mann dürfte Eckart von Klaeden wissen, dass Helmut Kohl dazu schon vor Jahren Gültiges gesagt hat, nämlich: "Entscheidend ist, was hinten rauskommt."

WOLFGANG HILDESHEIMER hat zwar eine Menge schrulliger Gestalten erfunden, so den Lyriker Sylvan Hardemuth, den Denker Crispin Ansorge und den Klaviervirtuosen Frantisek Hrdla. Der Maler Pinx aber ist nicht von ihm. Die Akademie der Schönen Künste stellt zurzeit Collagen Hildesheimers aus. In unserem Vorbericht war eine davon abgebildet, wobei wir den von der Akademie gelieferten Bildtext "o. T. (Hans Asper Pinx.)" getreulich übernahmen. Dieser Text rührt daher, dass Hildesheimer einen Stich verwendete, dem ein Gemälde Hans Aspers zugrunde lag, was nach alter Sitte mit "Hans Asper pinx(it)" kundgetan wurde: Hans Asper hat es gemalt. Dass bei uns das Verbum pinx(it) groß geschrieben wurde und in der Tat wie ein Nachname aussah, verleitete Leserin W. zu sanftem Hohn; dass wir den alles entscheidenden Punkt hinter pinx setzten, mag uns zur Ehrenrettung dienen.

DASS MIT DEM LETZTEN auch das Neueste gemeint sein kann, ist klar. Dennoch war Leser J. zu Recht amüsiert, als er las, dass Unzählige vor einem Laden "auf die letzte Playstation" warteten. Wieso die Mühe, fragt er, wenn es eh nur noch eine gibt?

© SZ vom 23./24.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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