Sprachlabor (217):Ein tapfer geführter Kampf

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Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main. (Foto: ag.dpa)

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger und der reinliche Sprachgebrauch.

DAS UMSTRITTENE, wie eine Quecke wuchernde Wort zeitgleich findet sich bereits im Grimm, und zwar als Synonym für gleichzeitig . Als Beleg wird Schottels "Ausführliche Arbeit Von der Teutschen HaubtSprache" genannt, auf deren Seite 475 der Eintrag "zeitgleich/ coaevus " steht. Das lateinische coaevus aber bedeutet gleich alt und gehört laut Georges zur Sphäre der Kirchenschriftsteller. Man kann indessen auch ohne Kenntnis dieser schönen Marginalien sagen, dass zeitgleich eines nicht bedeutet, nämlich gleichzeitig . Der Kampf gegen diese Bedeutungsverschiebung wird von einigen Unentwegten tapfer geführt, muss jedoch, angesichts des Stumpfsinns vor allem in den Medien, verloren gegeben werden. Unsere Leserin M. hat das Thema aus aktuellem Anlass wieder einmal aufgerufen: Vom Duell Merkel gegen Steinbrück hatte es geheißen, es sei zeitgleich auf vier Sendern ausgestrahlt worden. Tatsächlich wurde es gleichzeitig gesendet, nämlich von 20.30 bis 22 Uhr, und dass die vier Sendungen gleich lang dauerten, also zeitgleich waren, nehmen wir bei dieser Lage der Dinge als Dreingabe.

DER "DEPPENAPOSTROPH" gehört zu jenen Fehlern, auf denen die Freunde reinlichen Schriftgebrauchs mit Wonne herumhacken. Bei der Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache ging die Mainzer Germanistin Damaris Nübling auch auf diesen Punkt ein. Wie aus dem Tagungsbericht im Sprachreport hervorgeht, muss ein Apostroph à la "Susi's Nagelstudio" gar nicht so deppert sein, wie allgemein unterstellt wird. Er habe schon früh "der Schonung und Konstanthaltung von Wortkörpern" gedient, sei demnach nicht unbedingt als angelsächsischer Import oder Zeichen für Sprachverfall zu werten, sondern als Service für den Leser geschriebener Sprache. So gesehen, wäre der Apostroph gewissermaßen Susi's Habeas-Corpus-Akte.

DA UNSER LESER W. an der Uni Nijmegen lehrte, hat er ein Herz für diese Stadt und findet es erstaunlich (so seine diplomatische Wortwahl), dass Nijmegen bei uns als "Städtchen" geführt wurde, noch dazu als eines "an der Maas". Seine Demarche geht dahin, dass Nijmegen mit 166 000 Einwohnern eine veritable Stadt ist, die älteste nebenbei der Niederlande, und dass es an der Waal liegt. Was diese angeht, so ist sie kein Flüsschen, sondern ein Fluss, nämlich der südliche und bei Weitem größte Arm im niederländischen Rheindelta.

"JOB TROTZ WIDERWORTE": Unserem Leser E. fiel bei dieser Überschrift "Eis mit Früchte" ein, und er schüttelte sich.

© SZ vom 05./06.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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