Sprachlabor (192):Feminine Bezugswörter

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Kultfilm "Der Rosenkrieg": Nach 17 Ehejahren will sich Barbara (Kathleen Turner, l.) von Oliver (Michael Douglas, r.) scheiden lassen. Der Kampf um das gemeinsame Haus eskaliert jedoch zu einem Ehekrieg auf Leben und Tod. (Foto: dpa)

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger klärt heikle Fragen.

DIE ROSENKRIEGE zwischen den Häusern York und Lancaster zu schildern, würde jeden Rahmen sprengen, und man ordnet sie auch nicht danach ein, ob sie schön oder hässlich waren. Umso erstaunter war Herr M., als er bei uns lesen musste, Frau XY habe einem Rosenkrieg geglichen. Der kuriose Vergleich war durch diesen etwas ungeschickt konstruierten Relativsatz zustande gekommen: "Seine drei Kinder reden seit der Scheidung von seiner Frau, die einem Rosenkrieg glich, nicht mehr mit ihm." Das Relativpronomen die konnte an zwei feminine Bezugswörter anschließen, an die Scheidung und an die Frau , eine Unklarheit, die es bei der Scheidung von seinem Weib nicht gegeben hätte - aber wer schreibt schon so. Paradebeispiel aus der Grammatik: "Suche Wohnung für vierköpfige Familie, die verkehrsgünstig liegt."

NORA GOMRINGER "verhalf der Slam-Poetry in Deutschland zum Durchbruch und gehört selbst zu den vitalsten Vertretern der Spoken Word-Szene: Ihre packenden Performances begeistern auch junge Menschen für Lyrik." Leser A. stimmt damit in der Sache überein, findet aber, dass man's in der Written Word-Szene mit Anglizismen auch übertreiben kann.

DIE ALTE und gar nicht so simple Frage, was denn schwerer sei, ein Kilo Blei oder ein Kilo Federn, lassen wir für heute im weiten Feld der Physik stehen. Stellen wir uns lieber zusammen mit Leser G. der bei uns aufgestellten Behauptung, dass Gold "höllisch schwer und damit in größeren Mengen ein Transportproblem" sei. Herr G. ist anderer Ansicht. Gold, sagt er, habe eine sehr hohe Dichte, wodurch sein Transport erleichtert werde: "1 kg Gold kann man bequem in die Hosentasche stecken, mit Stroh oder Holz geht das nicht." Mag sein. In der Praxis ist es indessen so, dass die Hosentasche bald reißt und einem das Gold auf die Zehen fällt. Da wäre man dann froh, wenn man Stroh geladen hätte.

DAS VERB "EVAKUIEREN" bedeutet seiner lateinischen Wurzel nach so viel wie entleeren , weshalb es eigentlich nicht angeht, Menschen zu evakuieren. Hier ist die Sprache ihren eigenen Wegen gefolgt und hat das Wort peu à peu neu "aufgeladen", sodass es heute gängig ist, bei einem Erdbeben die Bevölkerung zu evakuieren und nicht mehr wie früher die Stadt. Es wurde nun bei uns die Formulierung gebraucht, dass "zwei Patienten transplantiert" worden seien. In der Medizin scheint das die inzwischen übliche Redeweise zu sein. Leser S. hat trotzdem Schwierigkeiten, sich mit der Verpflanzung von Menschen anzufreunden.

© SZ vom 16./17.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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