Sprachlabor (184):Alles offen

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Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main. (Foto: ag.dpa)

SZ-Redakteur Hermann Unterstöger rückt einige Unklarheiten wieder zurecht.

WES DAS HERZ VOLL IST, des gehet der Mund über. Genau das widerfuhr Leser H., und so führte er bewegte Klage, dass allerorten Hasen begraben lägen, Wehmutstropfen flössen, Latten hochgehängt würden und Sachen aufs Tablett kämen, wenn nicht gar aufs Trapez. Grund seines Ausbruchs war der Titel "Monti lässt sich alle Türen offen". In der Tat kann man gerade in der Politik die Türen nicht einfach offen lassen. Bei der dort herrschenden Zugluft empfiehlt es sich, sie mit aller Kraft offen zu halten. Andererseits, wie der Holländer zu sagen pflegt: Offene Tür und offener Mund bringen manchen auf den Hund.

WENN FUSSBALLMANAGER den Hut nehmen, ist das keine Kleinigkeit, aber so wie bei Jürgen Rollmanns Trennung vom Bundesligisten FC Augsburg hätte man auch nicht in die Harfe greifen müssen. Das wenigstens findet unser Leser S., und zur Begründung führt er den Passus an, demzufolge "Rolli the Mouth" das Stilmittel des Triptychons zu ungeahnter Schönheit getrieben habe. Herr S. vermutet, dass damit das Trikolon gemeint war, eine rhetorische Figur, mit der schon der antike Redner Gorgias seine Zuhörer traktiert haben soll und die von "Veni, vidi, vici" bis zu "Quadratisch, praktisch, gut" reicht. Triptycha sind dreiteilige Bilder, meist Altartafeln, doch dass sie jetzt auch schon von Fußballmanagern gemalt werden, da sei Gott vor.

ALS LETZTE AMTIERENDE GROSSHERZOGIN kennt man die von Gerolstein, und selbst sie ist nur eine Operettenfigur. Unser Leser Dr. Z. ärgert sich, dass bei uns hin und wieder Adelstitel vorkommen, als gehörten wir zur Regenbogenpresse. Jüngstes Ärgernis war für ihn die "Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin", die nach seiner Ansicht "Frau von Schwerin" oder so ähnlich heißen könne, nie aber "Großherzogin". Recht hat er: Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin hat 1918 zu bestehen aufgehört. Letzter Großherzog war Friedrich Franz IV., in der Republik wurde der Titel in den bürgerlichen Namen "Herzog zu Mecklenburg" umgewandelt.

WALSERS TAGEBUCH, ein ewiges Drama! Im Streiflicht ging es kürzlich um die Hündin Tessa, von der sich der Autor erträumte, dass sie das verlorene Tagebuch fände und eines Morgens vor Walsers Tür stünde, das Journal "in den Lefzen haltend". Leser G. schickte uns daraufhin den Umriss eines "Deutsch Kurzhaar Vorstehhundes" mit der Erläuterung, dass Hunde ein Tagebuch nie mit den Lefzen trügen, sondern mit dem besonders kräftig muskulierten Fang. Dafür ein herzliches Weidmannsdank!

© SZ vom 19./20.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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