Jahreswechsel:Löw stellt sich dem WM-Titeldruck

Berlin (dpa) - Für viele Fans und Experten steht fest: Trotz seines jüngst verlängerten Vertrages ist die Fußball-WM im kommenden Sommer für Joachim Löw als Bundestrainer der finale Anlauf für einen Titel.

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Berlin (dpa) - Für viele Fans und Experten steht fest: Trotz seines jüngst verlängerten Vertrages ist die Fußball-WM im kommenden Sommer für Joachim Löw als Bundestrainer der finale Anlauf für einen Titel.

Der Bundestrainer weiß um die Sehnsucht der gesamten Nation, 2014 in Brasilien nach 18 Jahren wieder einen großen Pokal zu gewinnen. "Natürlich ist es unser Ziel, dort das Maximale zu erreichen. Wir werden uns weltmeisterlich vorbereiten. Ich denke auch, dass wir aufgrund der letzten vier Jahre zum Favoritenkreis zählen. Wir stellen uns dieser Aufgabe, und wir stellen uns diesem Druck", erklärte Löw zum Jahresabschluss 2013.

"Wir haben wieder einen Schritt nach vorn gemacht", sagte der DFB-Chefcoach, der seinen Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund bis zur EM 2016 in Frankreich ausgedehnt hat, zur Bilanz im Vorjahr zur WM. "Es ist gut gelaufen, einige Spieler haben sich weiterentwickelt, einige konnten wir integrieren", betonte Löw.

Es habe natürlich auch Rückschläge durch Verletzungen gegeben. Schweinsteiger, Gündogan, Khedira zählte Löw besonders auf. "Ich denke, das konnten wir bislang ganz gut kompensieren. Aber klar, wir werden diese Spieler 2014 unbedingt brauchen. Auch Miroslav Klose und Mario Gomez brauchen wir dann in einer Topform", ergänzte der 53-Jährige. Vor allem die Kreuzbandverletzung des Real-Madrid-Stars Sami Khedira, die das WM-Aus bedeuten könnte, ist bitter.

Von den zwölf Länderspielen 2014 wurden neun gewonnen, das Direktticket für Brasilien wurde in der Qualifikation souverän gebucht. Zwei Partien in diesem Jahr endeten unentschieden und nur eine ging auswärts beim 3:4 gegen die vom ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann betreute USA verloren - allerdings mit einer B-Elf.

In Brasilien wird es ein Wiedersehen mit Klinsmann geben. Dessen US-Boys sind neben Portugal und Ghana Vorrundengegner der deutschen Mannschaft. "Wir alle gehen jetzt mit großer Motivation an die Arbeit der nächsten Monate. Denn wir sehen, dass die Entwicklung dieser Mannschaft noch nicht zu Ende ist", erklärte Löw.

Insgesamt 35 Spieler setzte der Bundestrainer 2013 ein, darunter die fünf Neulinge Max Kruse (Borussia Mönchengladbach), Sidney Sam, Philipp Wollscheid (beide Bayer Leverkusen), Nicolai Müller (Mainz 05) und beim letzten Länderspiel in England (1:0) Torwart Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund.

Mit der späten Berufung von Routinier Weidenfeller und dem weiteren Verzicht auf Bundesliga-Topstürmer Stefan Kießling von Bayer Leverkusen machte Löw vor allem eines klar: Er ist der Chef. "Ein Nationaltrainer sollte nicht immer wie das Fähnchen im Wind sein, sondern nach seiner eigenen Überzeugung handeln", sagte Löw.

Kein Akteur kam in allen zwölf Länderspielen zum Einsatz. Die meisten absolvierten die England-Legionäre Per Mertesacker (FC Arsenal) und André Schürrle (FC Chelsea/je 10). Die 35 erzielten Tore verteilten sich auf 16 Spieler. Topschütze war Thomas Müller vom FC Bayern München mit sechs Treffern. Dahinter folgte Schürrle (4).

"Wir sind der vollen Überzeugung, dass wir eine sehr gute WM spielen werden", sagte Löw mit Blick auf das neue Jahr. Allerdings wurde er zuletzt nicht müde, auf die schwierige sportliche Aufgabe im Fußball-Traumland Brasilien und die besonderen Bedingungen dort zu verweisen: "Die Mannschaft muss zu hundert Prozent funktionieren. Wenn jemand denkt, wir Deutschen müssen nur an den Zuckerhut fliegen und einfach den WM-Pokal abholen, diese Leute verkennen die Situation."

In den Vorrunden-Spielorten Salvador (16. Juni gegen Portugal), Fortaleza (21. Juni gegen Ghana) und Recife (26. Juni gegen die USA) herrscht auch im brasilianischen Winter ein schwül-heißes Wetter. "Start ist erst am 16. Juni, vier Tage nach dem Eröffnungsspiel: Das ist ein Vorteil", bemerkte Teammanager Oliver Bierhoff, der 1996 in England mit seinem Golden Goal im EM-Finale in London den letzten Titel für Deutschland gesichert hatte: "Da gewinnen wir etwas Zeit und die Trainer etwas Luft in der Vorbereitung." Mit einem Test am 5. März in Stuttgart gegen Chile eröffnet das Löw-Team das WM-Jahr.

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