Berlin:Mehr als 40 Berliner Politiker von Online-Angriff betroffen

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Berlin (dpa/bb) - Ein massiver Online-Angriff auf deutsche Politiker und Prominente treibt auch die Berliner Landespolitik um. Auf einer von Unbekannten via Twitter verbreiteten Liste finden sich Datensätze von mehr als 40 Berliner Politikern: Telefonnummern, Adressen, E-Mails oder andere teils sensible Daten wurden so veröffentlicht.

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Berlin (dpa/bb) - Ein massiver Online-Angriff auf deutsche Politiker und Prominente treibt auch die Berliner Landespolitik um. Auf einer von Unbekannten via Twitter verbreiteten Liste finden sich Datensätze von mehr als 40 Berliner Politikern: Telefonnummern, Adressen, E-Mails oder andere teils sensible Daten wurden so veröffentlicht.

Es handelt um rund 25 Mitglieder des Abgeordnetenhauses sowie darüber hinaus im wesentlichen um aktive und frühere Bundestagsabgeordnete. Während im Landesparlament nach ersten Erkenntnissen Linke, CDU und SPD betroffen sind, findet sich unter den Bundespolitikern auch mindestens je ein Berliner Vertreter der Grünen und der FDP. Informationen über Senatoren wurden offensichtlich nicht geleakt.

Im Abgeordnetenhaus am stärksten betroffen ist die Linke mit mehr als der Hälfte ihrer 27 Abgeordneten. Nach einer ersten Übersicht seien überwiegend Handynummern veröffentlicht worden, sagte Sprecher Thomas Barthel am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. In mindestens einem Fall sei ein Facebook-Account gehackt worden, Daten des Accounts seien nun im Netz aufgetaucht.

Prominentestes Opfer des Datenklaus in der Berliner CDU ist die Landesvorsitzende Monika Grütters, die von einem besorgniserregenden Vorgang sprach. Betroffen ist nach eigenen Angaben auch CDU-Generalsekretär Stefan Evers. Laut SPD wurde die Handynummer ihres Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh veröffentlicht - er will sie dennoch behalten. Auf der fraglichen Liste stehen auch noch einige andere SPD-Abgeordnete.

Vom CDU-Abgeordneten Christian Gräff stellten Unbekannte via Twitter einen Personalausweis sowie einige andere Daten ins Netz. Es handele sich um einen bereits abgelaufenen Ausweis, sagte Gräff dazu der dpa. Aus den Fraktionen der Grünen, der AfD und der FDP hieß es, deren Abgeordnete seien nach ersten Erkenntnissen nicht betroffen.

Bei dem großen Online-Angriff wurden über einen inzwischen gesperrten Twitter-Account persönliche Daten hunderter Personen des öffentlichen Lebens im Internet veröffentlicht. Die Attacke trifft neben Politikern wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auch Schauspieler und Fernsehmoderatoren. Einige Informationen wurden schon 2017 ins Netz gestellt, in großem Umfang wurden Daten dann im Dezember 2018 veröffentlicht. Doch erst Donnerstagabend wurde ein größerer Kreis darauf aufmerksam.

Wer für den Online-Angriff verantwortlich ist, wie er an die Daten gelangte und welche Motivation dahintersteckt, war zunächst unklar. Aus den Berliner Fraktionen hieß es, ihre Server seien nicht gehackt worden. Auch die Parlamentsverwaltung teilte mit, dass es in dem Zusammenhang keine Hinweise auf eine Attacke auf die IT-Strukturen des Berliner Abgeordnetenhauses gebe. Die Innenverwaltung leitete nach Angaben von Sprecher Martin Pallgen eine Prüfung der Vorgänge ein.

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Bundestag erfuhr, geht das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gegenwärtig davon aus, dass die Daten aus öffentlichen Bereichen des Internets wie Sozialen Medien oder Webauftritten stammen sowie teilweise aus privaten „Clouddaten“.

„Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig der sensible und verantwortliche Umgang mit zu schützenden eigenen und fremden Daten ist“, sagte Grütters, die auch Kulturstaatsministerin im Bundeskabinett ist. Im Zeitalter der Digitalisierung aller Lebensbereiche müssten ein effektiver Datenschutz sowie Medien- und Netzkompetenz einen hohen Stellenwert haben. Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionschefin Silke Gebel.

„Die Widerstandsfähigkeit unserer informationstechnischen Systeme steht in Frage, wenn es gelingt, so einen breiten Angriff auf zum Teil sehr persönliche Informationen aus unterschiedlichen politischen Parteien und Gliederungen zu fahren“, mahnte der Berliner FDP-Netzpolitiker Bernd Schlömer. Evers sagte, Schaden entstehe schon dadurch, „wenn man versucht, durch Prangermechanismen Politiker unter Druck zusetzen“.

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