Hamburg:„G20 sind Teil des Problems“: Alternativgipfel

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Hamburg (dpa/lno) - Kurz vor dem G20-Treffen in Hamburg wollen Kritiker der wichtigsten Wirtschaftsmächte bei einem alternativen Gipfel einen Politikwechsel fordern. Die Vertreter zahlreicher Organisationen werfen den Staats- und Regierungschefs Mitverantwortung für die globalen Krisen vor. "Für uns sind die G20 Teil des Problems", sagt Achim Heier vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac. Beim Gipfel der globalen Solidarität am Mittwoch und Donnerstag in der Kulturfabrik Kampnagel werden bis zu 1500 Teilnehmer erwartet. Einen Tag danach beginnt der G20-Gipfel in der Hamburger Messe. Dort kommen die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer sowie EU-Vertreter zusammen.

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Hamburg (dpa/lno) - Kurz vor dem G20-Treffen in Hamburg wollen Kritiker der wichtigsten Wirtschaftsmächte bei einem alternativen Gipfel einen Politikwechsel fordern. Die Vertreter zahlreicher Organisationen werfen den Staats- und Regierungschefs Mitverantwortung für die globalen Krisen vor. „Für uns sind die G20 Teil des Problems“, sagt Achim Heier vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac. Beim Gipfel der globalen Solidarität am Mittwoch und Donnerstag in der Kulturfabrik Kampnagel werden bis zu 1500 Teilnehmer erwartet. Einen Tag danach beginnt der G20-Gipfel in der Hamburger Messe. Dort kommen die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer sowie EU-Vertreter zusammen.

DIE KRITIK: Die Liste der Vorwürfe der Organisatoren des alternativen Gipfels an die G20 ist lang. „Wirtschaftswachstum ist der G20 wichtiger, als die globale Erwärmung und die Vernichtung der Lebensgrundlagen zu stoppen“, schreiben sie. Bei der Bekämpfung von Armut und Flucht gebe es nur Lippenbekenntnisse. Viele der G20-Regierungen schränkten die Rechte von Beschäftigten ein und verschärften mit ihrer Politik die Umverteilung von unten nach oben.

LÖSUNGEN FINDEN: Auf zahlreichen Podien und in Workshops sollen beim Alternativgipfel Probleme wie Hunger, Flucht, Umweltzerstörung und Rassismus analysiert werden. Die Teilnehmer des alternativen Gipfels wollen nach Strategien suchen: Wie verhindert man, dass die Schere zwischen Armen und Reichen sich vergrößert? Wie sieht eine gute Friedenspolitik aus? Oder wie kann Geschlechter-Gerechtigkeit durchgesetzt werden?

DIE VERANSTALTER: Ein breites Bündnis aus rund 75 Initiativen hat sich nach Angaben der Gipfel-Organisatoren zusammengeschlossen. Allerdings ist bei dieser hohen Zahl zu berücksichtigen, dass beispielsweise der Flüchtlingsrat oder die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung mehrmals gezählt werden, weil sie aus unterschiedlichen Bundesländern vertreten sind. Zu den weiteren Teilnehmern gehören die Naturschutzorganisation Robin Wood und die Interventionistische Linke. „Diese breite Mischung von Organisationen verspricht natürlich Spannung“, sagt Heier von Attac. Auch wenn die Überzeugungen und Forderungen sehr unterschiedlich seien. „Zusammengefunden haben wir uns in der Überzeugung, dass die G20 die globalen Krisen dieser Welt nicht lösen, sondern in vielen Punkten eher verschärfen.“

FEHLENDE NAMEN: Wer sich die Liste der offiziellen Partner des Alternativgipfels anschaut, vermisst die eine oder andere große Organisation. Die Sichtweisen waren an manchen Stellen wohl doch zu verschieden. Einige Initiativen entschieden sich deshalb, lediglich einzelne Veranstaltungen mitzugestalten. So beispielsweise „Brot für die Welt“: „Die Vielfalt und Buntheit des Alternativgipfels ist einerseits eine Stärke dieses zivilgesellschaftlichen Forums, andererseits ist es damit auch schwierig, eine gemeinsame Grundlage aller Akteure für Inhalte und Strategien zu finden“, sagte Klaus Seitz von dem kirchlichen Hilfswerk. „Deshalb haben wir davon abgesehen, dem Trägerbündnis beizutreten.“

DIE GÄSTE: Teilnehmer aus gut 20 Ländern werden beim Alternativgipfel erwartet. Die Eröffnungsrede hält die indische Globalisierungskritikerin Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises. Die Amerikanerin Ann Wright, die 2003 als hohe Offizierin aus Protest gegen den Irakkrieg der Armee den Rücken gekehrt hatte, wird auf einem Podium über Friedenspolitik diskutieren. Auch der kurdisch-syrische Politiker Salih Muslim und Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan haben zugesagt.

DER UNTERSCHIED: Der Alternativgipfel ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten Civil20 (C20). Dieser Gipfel der Zivilgesellschaft fand bereits am 18./19. Juni in Hamburg statt. Damals übergaben Vertreter von rund 200 Nichtregierungsorganisationen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Forderungskatalog an die G20. Die C20 sind als offizielle Beteiligungsgruppe der G20 anerkannt. „Der C20-Prozess reicht einfach nicht aus“, meint Heike Löschmann von der Heinrich-Böll-Stiftung, die beim C20 und beim Alternativgipfel mitwirkt. Ein gemeinsames Forderungspapier soll es bei dem nun anstehenden Treffen der Zivilgesellschaft nicht geben.

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