26.04.2023 - 11:00 Uhr
Beendet
Ding Liren
1,0 : 0,0
Jan Nepomnjaschtschi
Ding Liren
Jan Nepomnjaschtschi
D.Liren
J. Nepomnjasch.
    1.d4 Nf6 2.Nf3 d5 3.e3 c5 4.Nbd2 cxd4 5.exd4 Qc7 6.c3 Bd7 7.Bd3 Nc6 8.O-O Bg4 9.Re1 e6 10.Nf1 Bd6 11.Bg5 O-O 12.Bxf6 gxf6 13.Ng3 f5 14.h3 Bxf3 15.Qxf3 Ne7 16.Nh5 Kh8 17.g4 Rg8 18.Kh1 Ng6 19.Bc2 Nh4 20.Qe3 Rg6 21.Rg1 f4 22.Qd3 Qe7 23.Rae1 Qg5 24.c4 dxc4 25.Qc3 b5 26.a4 b4 27.Qxc4 Rag8 28.Qc6 Bb8 29.Qb7 Rh6 30.Be4 Rf8 31.Qxb4 Qd8 32.Qc3 Ng6 33.Bg2 Qh4 34.Re2 f5 35.Rxe6 Rxh5 36.gxh5 Qxh5 37.d5+ Kg8 38.d6
a
b
c
d
e
f
g
h
8
7
6
5
4
3
2
1
ZugSpielerFigurNach
38.LirenBauerd6
37.NepomnjaschtschiKönigg8
37.LirenBauerd5+
36.NepomnjaschtschiDamexh5
36.LirenBauergxh5
35.NepomnjaschtschiTurmxh5
35.LirenTurmxe6
34.NepomnjaschtschiBauerf5
34.LirenTurme2
33.NepomnjaschtschiDameh4
33.LirenLäuferg2
32.NepomnjaschtschiSpringerg6
32.LirenDamec3
31.NepomnjaschtschiDamed8
31.LirenDamexb4
30.NepomnjaschtschiTurmf8
30.LirenLäufere4
29.NepomnjaschtschiTurmh6
29.LirenDameb7
28.NepomnjaschtschiLäuferb8
28.LirenDamec6
27.NepomnjaschtschiTurmag8
27.LirenDamexc4
26.NepomnjaschtschiBauerb4
26.LirenBauera4
25.NepomnjaschtschiBauerb5
25.LirenDamec3
24.NepomnjaschtschiBauerdxc4
24.LirenBauerc4
23.NepomnjaschtschiDameg5
23.LirenTurmae1
22.NepomnjaschtschiDamee7
22.LirenDamed3
21.NepomnjaschtschiBauerf4
21.LirenTurmg1
20.NepomnjaschtschiTurmg6
20.LirenDamee3
19.NepomnjaschtschiSpringerh4
19.LirenLäuferc2
18.NepomnjaschtschiSpringerg6
18.LirenKönigh1
17.NepomnjaschtschiTurmg8
17.LirenBauerg4
16.NepomnjaschtschiKönigh8
16.LirenSpringerh5
15.NepomnjaschtschiSpringere7
15.LirenDamexf3
14.NepomnjaschtschiLäuferxf3
14.LirenBauerh3
13.NepomnjaschtschiBauerf5
13.LirenSpringerg3
12.NepomnjaschtschiBauergxf6
12.LirenLäuferxf6
11.NepomnjaschtschiBauerO-O
11.LirenLäuferg5
10.NepomnjaschtschiLäuferd6
10.LirenSpringerf1
9.NepomnjaschtschiBauere6
9.LirenTurme1
8.NepomnjaschtschiLäuferg4
8.LirenBauerO-O
7.NepomnjaschtschiSpringerc6
7.LirenLäuferd3
6.NepomnjaschtschiLäuferd7
6.LirenBauerc3
5.NepomnjaschtschiDamec7
5.LirenBauerexd4
4.NepomnjaschtschiBauercxd4
4.LirenSpringerbd2
3.NepomnjaschtschiBauerc5
3.LirenBauere3
2.NepomnjaschtschiBauerd5
2.LirenSpringerf3
1.NepomnjaschtschiSpringerf6
1.LirenBauerd4
Fazit
Das ausgesprochen wilde zwölfte Spiel der Schach-WM 2023 endet mit dem Sieg des chinesischen Großmeisters, der den Gesamtstand auf 6,0 zu 6,0 ausgleicht. Damit ist klar, dass dieser WM-Kampf über die vollen 14 Partien gehen wird, denn für den Sieg braucht es 7,5 Punkte. Der Chinese wählte für die heutige Partie das Colle-System, in dem sich Jan Nepomnjaschtschi jedoch lange Zeit extrem präzise verteidigte und sich nach 25 Zügen einen signifikanten Vorteil erarbeitete. Die Stellung war objektiv vermutlich schon gewonnen, als der Russe sich mit 26... b4 den ersten von mehreren Patzern leistete. Mit geringer Tiefe bewerten gängige Computer-Engines gleich drei Züge von Jan Nepomnjaschtschi als grobe Patzer und beziffern seine heutige Genauigkeit mit gerade einmal 73%. Der Russe, der die Partie mit 34... f5 sogar einzügig weggeworfen hat, ist damit heute ähnlich zusammengebrochen wie vor zwei Jahren im WM-Kampf gegen Magnus Carlsen. Zwar ist noch nichts entschieden. Dennoch ist nicht davon auszugehen, dass die Nacht für Jan Nepomnjaschtschi allzu ruhig wird, der morgen zum letzten Mal die weißen Figuren führen wird. Um 11:00 Uhr sind wir dann im Liveticker wieder mit dabei.
36. gxh5 Dxh5 | 37. d5+ Kg8 | 38. d6
Jan Nepomnjaschtschi lässt sich noch drei weitere Züge des Chinesen zeigen, deaktiviert dann allerdings die Uhr und reicht Ding Liren die Hand, der nun auf 6,0 zu 6,0 ausgleicht. Was für eine Partie!
Jan Nepomnjaschtschi
35... Txh5
Über 16 Minuten lang dauert die schwer mitanzuschauende Pein des Russen, der dann aber nicht direkt aufgibt, sondern mit Txh5 fortsetzt.
Der Russe hadert
Seit über fünf Minuten sitzt Jan Nepomnjaschtschi jetzt schon teils fassungslos, teils verärgert und teils am Boden zerstört am Brett. Die Zeit läuft derweil erbarmungslos ab und es gibt keinerlei Rettung mehr für den Russen. Nach Dxf2 und d5 wäre es sogar schon ein Matt in 13. 35... f3 lässt sich derweil mit Lf1 widerlegen.
Ding Liren
35. Txe6
Ding Liren greift auf e6 zu und Jan Nepomnjaschtschi begreift nun, was er angerichtet hat. Der Russe schüttelt den Kopf, führt Selbstgespräche am Brett und rutscht nervös hin und her. Im Endeffekt ist diese Stellung absolut aufgabereif, was der russische Großmeister gerade ebenfalls realisieren dürfte.
Jan Nepomnjaschtschi
34... f5
Wahnsinn! Jan Nepomnjaschtschi stellt mit noch 19 Minuten und elf Sekunden auf der Uhr einzügig die Partie ein! Was denkt der Russe sich mit diesem Zug bloß? Nach Txe6 kann Nepo praktisch aufgeben. f3 ist keine Drohung, da der Läufer auf f1 den Bauern auf h3 gedeckt halten kann. Auch nach dem Qualitätsopfer sollte nichts anbrennen. Absolut ausgeschlossen, dass Ding Liren diesen auf dem Silbertablett servierten Sieg jetzt auslässt!
33... Dh4 | 34. Te2
Der Russe führt seine Dame in den Angriff zurück und stellt die konkrete Drohung auf, sich auf f2 zu bedienen, weshalb Ding Liren sofort antwortet und den Bauern mit Te2 deckt. Perspektivisch kann er damit auch die Türme auf der e-Linie verdoppeln.
Ding Liren
33. Lg2
Ding Liren spürt offenkundig den Druck auf der Uhr. Nach fast sechs Minuten Bedenkzeit ist seine Restzeit bei 13 Minuten und 22 Sekunden angekommen. Der Zug 33. Lg2 ist ausgesprochen passiv und prophylaktisch. Damit ermöglicht er es wiederum Jan Nepomnjaschtschi, sich aus der Passivität heraus zu befreien.
32. Dc3 Sg6
Beide Großmeister spielen weiterhin sehr schnell. Womöglich auch deutlich zu schnell, denn die bestmöglichen Züge werden momentan nahezu ausnahmslos immer verpasst. Schon jetzt dürfte dieses kuriose zwölfte Spiel der Schach-WM jene Partie mit der niedrigsten Präzision beider Spieler sein.
31. Dxb4 Dd8
Ding Liren schnappt sich den b-Bauern, woraufhin Jan Nepomnjaschtschi den auf f8 angegriffenen Turm passiv mit seiner Dame decken muss. Auf einmal ist sämtliches Gegenspiel des Russen vom Brett verschwunden. Beide Spieler haben noch etwas mehr als 20 Minuten Zeit, um die folgenden neun Züge auszuführen, was die Aufgabe für Nepo nicht gerade einfacher macht, sich zu verteidigen.
Jan Nepomnjaschtschi
30... Tf8
Jan Nepomnjaschtschi findet keinen besseren Zug als seinen Turm nach f8 zu stellen. Das gibt jetzt den b-Bauern auf. Eine Gewinnstellung ist das zwar noch lange nicht. Wenn nach dem jüngsten Feuerwerk an Fehlern und Ungenauigkeiten mit der aktuellen Stellung aber jemand auf Sieg spielen kann, dann der Chinese. Jan Nepomnjaschtschi muss sich jetzt in zunehmender Zeitnot ziemlich präzise verteidigen.
Nepo grübelt im Ruheraum
Beide Spieler haben im Rahmen der letzten Züge unfassbar viele Varianten übersehen, die in eine gewonnene Stellung geführt hätten. Möglicherweise zum richtigen Zeitpunkt nimmt sich Jan Nepomnjaschtschi nun eine Auszeit im Ruheraum. Seit fünf Minuten sitzt er dort in seinem blauen Sessel und denkt am Monitor nach, wie er fortsetzen könnte. Nach wie vor ist das Potenzial gigantisch, um fehlzugreifen und die Partie einzustellen, denn die Remis-Variante hat es in sich und würde beispielsweise so verlaufen: 30... f3 31. Dxf7 Sg2 32. Dxf3 Sxe1 33. Txe1 Dh4 34. Tg1 Dg5 35. Te1 und beide Spieler hätten nichts Besseres mehr, als an dieser Stelle in die dreimalige Stellungswiederholung abzuwickeln.
29... Th6 | 30. Le4
Jan Nepomnjaschtschi geht mit Th6 zwar den Verstrickungen des Schlag-Zugs seines Gegners aus dem Weg, verpasst aber mit dem zu schnell gespielten Zug nun Sf5, was seinen Vorteil gehalten hätte. Die Bewertung der Stellung wechselt weiterhin bei praktisch jedem Zug hin und her. Nachdem Ding Liren mit Le4 fortsetzt und dem Zeitdruck stand hält, befindet sich die Partie auf einmal objektiv wieder auf Remis-Kurs.
Ding Liren
29. Db7
Ding Liren investiert zwar fast fünf Minuten seiner Zeit in den nächsten Zug, findet den Schlag-Zug Lxg6 allerdings nicht. Nach Db7 wechselt der Vorteil hingegen zu Jan Nepomnjaschtschi zurück. Was für eine irre Partie!
Jan Nepomnjaschtschi
28... Lb8
Unglaublich! In äußerst komplexer Stellung spielt Jan Nepomnjaschtschi viel zu schnell und zieht mit Lb8 einen absoluten Verlustzug. Ding Liren kann nun die Qualität gewinnen. Eine Beispielvariante wäre: 29. Lxg6 hxg6 30. d5 Dxd5 31. Dxd5 exd5 32. Sf6. Findet der Chinese diese Variante, könnte er auf einmal sogar als Gewinner aus diesem sehr wilden Spiel hervorgehen.
Ding Liren
28. Dc6
Ding Liren setzt jetzt mit dem sehr natürlichen Zug 28. Dc6 fort und bestraft damit nicht etwa die Ungenauigkeit von Jan Nepomnjaschtschi, sondern gerät erneut ins Hintertreffen.
26... b4 | 27. Dxc4 Tag8
Wow! Eigentlich ist 26... a6 fast schon ein verpflichtender Zug, nach dem Ding Liren weiterhin in passiver Stellung ohne Gegenspiel verbleibt. Nicht nur leistet sich der Russe aber mit b4 die erste Ungenauigkeit, sondern er verdoppelt dann auch noch nach Dxc4 seine Türme, anstatt mit dem Springer nach f3 zu gehen. Zwar hätte Ding Liren dann noch Dc6 gehabt. Nach Sxe1 Dxa8+ Tg8 De4 Sxc2 und Dxc2 hätte der Russe aber eine Gewinnstellung erreicht.
Ding Liren
26. a4
Guter Rat ist inzwischen teuer für den chinesischen Großmeister, der mit nur noch 30 Minuten und 26 Sekunden auf der Uhr in schlechter Stellung mit 26. a4 fortsetzt.
Jan Nepomnjaschtschi
25... b5
Der Russe rechnet abermals sauber und setzt dann mit 25... b5 fort. Weder muss er den Schlag-Zug Lxg6 fürchten noch ein Schach-Gebot, denn d5+ ließe sich mit e5 parieren. Sollte Ding Liren nach der Qualität streben, würde ihn das nach hxg6 auch den auf h5 eingesperrten Springer kosten.
Ding Liren
25. Dc3
Ding Liren hat weder Dxc4 noch De4 im Sinn, sondern zieht seine Dame nach c3. Das greift zwar auch den Turm auf g6 an. Verschwindet allerdings der weißfeldrige Läufer des Chinesen vom Brett, würde sämtliches Gegenspiel ebenfalls eingedämmt werden. Folgerichtig muss sich der Russe jetzt nicht etwa um seinen Turm kümmern, sondern könnte sogar über einen Zug wie b5 nachdenken.
Jan Nepomnjaschtschi
24... dxc3
Jan Nepomnjaschtschi nimmt das Bauern-Opfer an, nachdem er kurz geprüft hat, ob der c-Bauer unter Umständen vergiftet sein könnte. Jetzt ist es am Chinesen, die Idee hinter c4 zu zeigen.
Ding Liren
24. c4
Der Druck auf Ding Liren wird immer größer. Mit nur noch 39 Minuten und 49 Sekunden auf der Uhr leistet der Chinese sich nun allerdings in schwieriger Stellung eine weitere Ungenauigkeit, die seine Lage nicht gerade verbessert, sondern prekärer werden lässt. Im Endeffekt handelt es sich nämlich um ein Bauern-Opfer. Nach dxc4 würde Dxc4 schließlich in eine ganz simple Springer-Gabel laufen und nach Sf3 eine Qualität verlieren. Somit ist unklar, was der Bauern-Zug bezwecken soll, da nach dxc4 eigentlich nur De4 folgen kann.
Jan Nepomnjaschtschi
23... Dg5
Sollte Ding Liren zu g5 kommen, würden sich zahlreiche taktische Verstrickungen ergeben, denen Jan Nepomnjaschtschi nun prophylaktisch aus dem Weg gehen möchte. Zu diesem Zweck schiebt er dem Bauern-Vorstoß mit Dg5 den Riegel vor.
Ding Liren
23. Tae1
Ding Liren bringt mit Tae1 nun seine letzte noch nicht entwickelte Figur ins Spiel. Perspektivisch hätte die Computer-Engine den Turm jedoch auf der f-Linie lieber gesehen.
Jan Nepomnjaschtschi
22... De7
Jan Nepomnjaschtschi kehrt sofort aus dem Ruheraum zurück und setzt mit De7 fort. Auch das ist der bestmögliche Zug, der den Druck auf Ding Liren vergrößert. Noch immer kann aber auch eine leichte Ungenauigkeit auf Seiten des Russen in dieser scharfen Stellung das Blatt komplett wenden. Im Moment spielt jedoch der russische Großmeister auf Sieg, hat einen leichten Zeitvorteil und wirkt bei der raschen Ausführung der letzten Züge sehr überzeugt und selbstsicher, was nicht gerade dazu beitragen dürfte, dass sein chinesischer Gegner sich am Brett wohler fühlt.
Ding Liren
22. Dd3
Die Dame des Chinesen ist angegriffen. Ding Liren zieht die Figur deshalb nach d3.
Jan Nepomnjaschtschi
21... f4
Der Russe spürt, dass er am Drücker ist. Ein Sieg mit den schwarzen Steinen würde wahrlich für die Vorentscheidung im WM-Kampf sorgen. Jan Nepomnjaschtschi setzt aggressiv mit 21... f4 fort und scheint bereit dafür zu sein, dieses Spiel auszukämpfen. Objektiv ist das auch der kritische Zug, der seinen kleinen Vorteil auf dem Brett hält. Nach 21... Tag8 hingegen wäre die Stellung wieder im Gleichgewicht gewesen.
Ding Liren
21. Tg1
Ding Liren hat noch 48 Minuten und 46 Sekunden auf der Uhr, als er mit dem Zug 21. Tg1 fortsetzt. Die Zeit könnte durchaus noch zum Faktor werden, denn in dieser komplexen und scharfen Stellung liegen beidseitig sehr viele taktische Verstrickungen in der Luft, die beide Spieler stets berechnen und berücksichtigen müssen. Das Potenzial, mit einem Fehler ins Hintertreffen zu geraten, ist groß. Auch der bislang immer so schnell spielende Russe muss folgerichtig aufpassen und schafft es nicht, Druck auf der Uhr zu erzeugen, was ihm in den vergangenen Partien zumeist glückte.
Jan Nepomnjaschtschi
20... Tg6
Jan Nepomnjaschtschi rechnet zwar gute fünf Minuten noch einmal mögliche Alternativen durch, setzt dann aber mit dem logischen Plan weiter fort und strebt mit 20... Tg6 die Verdopplung seiner Türme an. 57 Minuten und 20 Sekunden bleiben dem 32-jährigen Russen noch.
Ding Liren
20. De3
Der chinesische Großmeister schaut knappe fünf Minuten in die Stellung und setzt dann mit De3 fort. Umso weniger Sinn ergibt der vorherige Läufer-Zug, mit dem er die Initiative verloren zu haben scheint. Jan Nepomnjaschtschi hat zudem die einfacheren Pläne und Züge. Nichts spricht gegen die Verdopplung der Türme auf der g-Linie mit 20... Tg6.
Jan Nepomnjaschtschi
19... Sh4
Jan Nepomnjaschtschi verweilt zwar noch einen kleinen Moment im Ruheraum, kommt dann aber nach drei Minuten auf die Bühne und setzt mit dem sehr logischen Zug 19... Sh4 fort.
Ding Liren
19. Lc2
Ding Liren zieht nach über zwölf Minuten des Nachdenkens seinen Läufer nach c2. Das sieht nach keinem guten Zug aus. Nicht nur stemmt es sich nicht gegen Sh4, sondern es öffnet der gegnerischen Dame auch noch perspektivisch das Feld c4. Sollte die Idee dahinter sein, nach Sh4 Dd3 ziehen zu können, könnte Jan Nepomnjaschtschi hingegen in aller Ruhe die Türme auf der g-Linie verdoppeln und mit Tg6 fortsetzen. Das sieht jetzt nach einem kleinen Vorteil für den Russen aus.
Ding Liren unter 60 Minuten
Schon über zehn Minuten denkt Ding Liren gerade über seine Fortsetzung nach. Damit ist er der erste von beiden Spielern, der die Ein-Stunden-Marke knackt und unter 60 Minuten Restzeit rutscht. Eine zusätzliche Stunde Aufschlag gibt es erst nach 40 gespielten Zügen. Ein Inkrement pro ausgeführtem Zug ist erst ab Zug 61 vorgesehen.
Jan Nepomnjaschtschi
18... Sg6
Der russische Großmeister setzt jetzt mit 18... Sg6 fort und stellt seinen Springer auf ein besseres Feld. Perspektivisch könnte über Sh4 Gegenspiel entstehen.
Ding Liren
18. Kh1
Ding Liren stellt nun ebenfalls den eigenen König besser und geht etwaigen Drohungen auf der g-Linie aus dem Weg. Sein Bauer auf g4 ist natürlich nicht angegriffen, denn fxg4 würde die Partie einzügig einstellen. Df6+ ist bereits Matt in eins.
Jan Nepomnjaschtschi
17... Tg8
Jan Nepomnjaschtschi hält derweil an seinem Plan fest, die g-Linie mit seinem Turm zu besetzen. Das verhindert indirekt auch den Zug gxf5, da der weiße König erst von der halboffenen Linie verschwinden muss. Ein Zug wie Sf6 hingegen würde es dem Russen sogar ermöglichen, mit Tg6 mit Tempo auf der g-Linie zu verdoppeln. Das darf der Chinese natürlich nicht zulassen.
Ding Liren
17. g4
Ding Liren ist nicht für ein weiteres langweiliges Remis gekommen. Der Chinese packt mit 17. g4 ein Stück weit die Brechstange aus. Sieht ganz so aus, als würde es heute wieder etwas schärfer werden.
15. Dxf3 Se7 | 16. Sh5 Kh8
Zur Abwechslung sitzen beide Spieler mal gleichzeitig am Brett, woraufhin die Züge jetzt auch wieder deutlich schneller ausgeführt werden. Ding Liren sucht mit Sh5 nach einem Königsangriff, aber Jan Nepomnjaschtschi geht jeglichen Verstrickungen aus dem Weg, indem er seinen König nach h8 stellt.
Jan Nepomnjaschtschi
14... Lxf3
Der Russe greift auf f3 zu. Eine direkte Antwort von Ding Liren lässt jedoch noch auf sich warten. Der Chinese ist noch im Ruheraum. Allerdings gibt es keine Alternative zum sehr forcierten Zug Dxf3, denn gxf3 würde wegen Lxg3 verlieren.
Ding Liren
14. h3
Ding Liren lässt nicht allzu viel Zeit verstreichen und spielt den sehr prinzipiellen Zug 14. h3. In Kürze sollte es mit Lxf3 und Dxf3 weitergehen.
Jan Nepomnjaschtschi
13... f5
Nach über 20 Minuten setzt Jan Nepomnjaschtschi mit 13... f5 fort. Das versperrt dem weißfeldrigen Läufer des Chinesen die Diagonale, kann aber nun mit 14. h3 dazu führen, dass der Russe seinen eigenen weißfeldrigen Läufer auf f3 gegen einen Springer abtauschen muss.
Der Russe denkt nach
Jetzt ist es an Jan Nepomnjaschtschi, eine stimmige Fortsetzung zu finden. Schon über zehn Minuten rechnet der Russe am Brett. Interessant sind die Bauern-Züge f5 oder h5. Auch Kh8 sieht sinnvoll aus, um die halboffene g-Linie mit dem Turm zu besetzen.
12... gxf6 | 13. Sg3
Jan Nepomnjaschtschi nimmt auf f6, woraufhin Ding Liren mit 13. Sg3 fortsetzt und seinen umgruppierten Springer am Königsflügel in Position bringt.
Ding Liren
12. Lxf6
Ding Liren investiert fast eine halbe Stunde und setzt dann mit dem Schlag-Zug fort. Der Russe dürfte in Kürze aus dem Ruheraum zurückkehren und ebenfalls auf f6 nehmen.
Noch immer keine Entscheidung
Seit inzwischen über 20 Minuten sitzt Ding Liren nun schon am Brett und rechnet die Varianten ausgesprochen tief. Damit hat er seinen Zeitvorteil vollumfänglich aufgebraucht.
Wie geht es weiter?
Ding Liren muss nun die Frage beantworten, ob er mit Lxf6 den schwarzen König exponieren möchte. Das ist zwar grundsätzlich attraktiv, kommt allerdings auch mit einem hohen Preis, da der schwarzfeldrige Läufer des Russen auf d6 dann zu einer extrem mächtigen Figur avanciert, die bereits gefährlich in Richtung h2 schaut. Grund genug für den Chinesen, einiges an Zeit in seinen nächsten Zug zu investieren. Schon über fünf Minuten rechnet der 30-Jährige am Brett.
Jan Nepomnjaschtschi
11... O-O
Jan Nepomnjaschtschi zeigt keinerlei Angst. Der Russe rechnet kurz durch, dass die kurze Rochade funktioniert und in eine ausgeglichene Stellung führt, und vollzieht den Zug dann nach gerade einmal vier Minuten Bedenkzeit.
Ding Liren
11. Lg5
Beide Spieler fahren damit fort, mit auf den ersten Blick eher merkwürdigen Zügen zu überraschen. Anstatt den auf f1 geparkten Springer wieder zurück in die Partie zu bringen, setzt Ding Liren nun mit 11. Lg5 fort. Damit soll potenziell die kurze Rochade verzögert werden, da 11... O-O 12. Lxf6 gxf6 den schwarzen König exponieren würde. Objektiv betrachtet wäre das aber in Ordnung für den Russen, der nun allerdings tief rechnen muss, ob er diese Stellung wirklich spielen will.
9... e6 | 10. Sf1 Ld6
Jan Nepomnjaschtschi zögert keine Sekunde und setzt dann mit 9... e6 fort, woraufhin Ding Liren mit Sf1 die Umgruppierung seines Springers anstrebt. Der Russe entwickelt daraufhin mit Ld6 seine letzte Leichtfigur und macht den Weg für die kurze Rochade frei.
Ding Liren
9. Te1
Anstatt mit Da4 den gegnerischen Springer zu fesseln und anschließend erst den Turm auf die halboffene e-Linie zu entwickeln, führt Ding Liren zuerst den Turm-Zug aus. Das sieht nach einer leicht ungenauen Reihenfolge aus, da es Jan Nepomnjaschtschi nun ermöglicht, mit e6 in eine Art Karlsbader Struktur zu gehen, mit der die Stellung für den Russen völlig in Ordnung sein dürfte.
Ding Liren mit erster Denkpause
Jetzt ist es der Chinese, der versucht, sich einen Reim auf die Züge seines Gegners zu machen. Ding Liren schaut erstmals seit über fünf Minuten in die Stellung.
Jan Nepomnjaschtschi
8... Lg4
Kurios! Jan Nepomnjaschtschi muss nicht allzu viel Zeit investieren, um besagten Zug 8... Lg4 zu finden und seinen weißfeldrigen Läufer damit erneut zu ziehen. Das ist im Endeffekt die Definition eines Tempo-Verlusts.
Ding Liren
8. O-O
Der Chinese setzt derweil mit der kurzen Rochade fort. Wie krumm der Zug 6... Ld7 seines Kontrahenten war, geht auch jetzt aus der Empfehlung der Computer-Engine hervor, die jetzt 8... Lg4 als den besten nächsten Zug ausgibt.
7. Ld3 Sc6
Ding Liren schaut nicht allzu lange rein und entscheidet sich rasch mit 7. Ld3 für einen Entwicklungszug. Mit Se5 hätte er direkt versuchen können, den komischen Zug 6... Ld7 zu widerlegen. Auch Jan Nepomnjaschtschi antwortet nun umgehend mit der Entwicklung seines zweiten Springers nach c6.
Jan Nepomnjaschtschi
6... Ld7
Wow! Jan Nepomnjaschtschi schaut neun Minuten und 40 Sekunden in die Stellung und bringt dann einen Zug aufs Brett, der objektiv fast schon als Fehler ausgelegt werden muss. 6... Ld7 ist passiv, kämpft nicht ums Zentrum und entwickelt die Figur auf keine stimmigen Diagonalen. Der einzig positive Effekt für den Russen dürfte darin bestehen, Ding Liren damit aus seiner Vorbereitung gerissen zu haben, denn diesen Zug wird der Chinese garantiert nicht analysiert haben.
Schon über fünf Minuten Bedenkzeit
Das Colle-System hat Jan Nepomnjaschtschi gewiss überrascht. Obwohl die Partie noch immer normalen Zügen folgt, muss der Russe nun tief rechnen. Schon über fünf Minuten sitzt er grübelnd am Brett.
5... Dc7 | 6. c3
Ding Liren ist sehr schnell unterwegs und zwingt Jan Nepomnjaschtschi mit 6. c3 nun erstmals dazu, länger in die Stellung zu schauen und nachzudenken.
3... c5 | 4. Sbd2 cxd4 | 5. exd4
Jan Nepomnjaschtschi attackiert mit c5 sofort das weiße Zentrum, woraufhin sich auf d4 die ersten beiden Bauern abtauschen.
2... d5 | 3. e3
Ding Liren hält vor seinem dritten Zug kurz inne und erhöht die Spannung. Anstatt dann mit 3. Lf4 erneut ins Londoner System zu gehen, kommt mit 3. e3 das Colle-System aufs Brett. Eine sehr interessante Wahl des chinesischen Großmeisters.
1... Sf6 | 2. Sf3
Anstatt mit 2. c4 fortzusetzen und die Tür für eine weitere Partie Nimzo-Indisch zu öffnen, zieht Ding Liren 2. Sf3. Kommt etwa erneut das Londoner System aufs Brett? Das wäre definitiv eine kleine Sensation.
Ding Liren
1. d4
Ding Liren hat seine Entscheidung getroffen und eröffnet mit 1. d4.
Hat Ding Liren noch eine Eröffnungsüberraschung in petto?
Im achten Spiel ließ sich Ding Liren auf die Nimzowitsch-Indische Verteidigung ein und erarbeitete sich auch aufgrund von drei Fehlern seines Gegners einen großen Vorteil, den er jedoch leichtfertig vergab. Gut möglich, dass somit 1. d4 und die erneute Einladung zum Nimzo-Indisch die objektiv beste Chance für den Chinesen ist, der allerdings seine Eröffnungsüberraschung mit e3, a3 und Ta2 schon gezeigt hat. In wenigen Minuten werden wir sehen, was Ding Liren und sein Team sich für dieses wichtige zwölfte Spiel ausgedacht haben, wenn um 11:00 Uhr der erste Zug ausgeführt wird.
Auf der Suche nach den bestmöglichen Chancen
Eine schwere Frage, die Ding Liren und sein Sekundantenteam im Vorfeld des zwölften Spiels zu beantworten hatten, lautet, welche Eröffnung wohl die besten Sieg-Chancen verspricht. Aus seinen beiden Partien, die er mit 1. c4 eröffnete, holte der Chinese anderthalb von zwei möglichen Punkten. Zuletzt zeigte sich jedoch Jan Nepomnjaschtschi auf das beide Male angestrebte Vierspringerspiel der Englischen Eröffnung sogar besser vorbereitet als Ding Liren.
Ding Liren muss auf Sieg spielen
Nachdem es am Montag in einer kurzen und wenig umkämpften Weiß-Partie des Russen ein schnelles Remis gab, wird Ding Liren heute mit den weißen Steinen antreten. Bereits zwei seiner fünf Spiele mit den weißen Figuren konnte er im bisherigen Verlauf der Schach-WM siegreich gestalten. Gemessen daran, dass er noch einen weiteren Sieg braucht, um mindestens den Tiebreak zu erzwingen, ist davon auszugehen, dass der Chinese heute seine Chance suchen wird.
Nepomnjaschtschi führt
Seit seinem Sieg mit den weißen Figuren im siebten Spiel liegt Jan Nepomnjaschtschi bei der Schach-WM mit einem Punkt in Führung. Zuletzt trennten sich beide Spieler vier Mal in Folge remis, wodurch es insgesamt 6,0 zu 5,0 für den Russen steht. 7,5 Punkte braucht er, um zum 17. Weltmeister der Geschichte zu werden. Drei Remis aus den noch offenen drei Spielen reichen folgerichtig.
Herzlich willkommen zum zwölften Spiel
Guten Tag und herzlich willkommen aus Astana, Kasachstan, wo heute das zwölfte Spiel der Schach-WM 2023 zwischen Jan Nepomnjaschtschi und Ding Liren stattfindet. Die Partie startet um 11:00 Uhr.