Tipps:Nicht immer nur Skifahren

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Zwischen Lichtholz wandern, Heldenorgel hören, durch die Nacht rodeln: Auch abseits der Piste bietet der Winter Attraktionen.

Von Hans Gasser, Johanna Pfund und Dominik Prantl

Zwischen Lichtholz wandern

Braucht es den Schnee überhaupt noch? Markus Mayrhofer, ein Bergführer und Tischler aus Leogang, gibt seine Antwort, indem er Gäste auch im Winter zu Wanderungen mitnimmt. "Auf der Sonnenseite natürlich, wir sind ja nicht blöd!", sagt Mayrhofer und geht voran durch lichte Fichtenwälder und über braune Bergwiesen unter der Südwand des felsigen Birnhorns. "Lichtholzwanderungen" nennt er dieses Angebot, weil er glaubt, dass ein Baum zeitlebens Sonnenlicht speichert und es dann als gut gebautes Möbelstück wieder abgibt. Man steht also in der Sonne und schaut hinüber auf die Kunstschneeflecken im Skigebiet, das im Schatten liegt. Mit großem Aufwand wird daran gearbeitet, dass man zu Weihnachten dort Ski fahren kann, koste es, was es wolle. "Schlussoffensive", nennt Mayrhofer das, greift in seinen Rucksack und reicht einem eine Flasche Bier. ( markus.mayrhofer@alpenwerk.at)

Orgel hören

"Das Städtchen Kufstein, das kennst du wohl" - diese Zeile aus dem von Schlagersänger Heino final verkitschten Kufsteinlied haben viele im Ohr, viele aber kennen den Ort an der Grenze zwischen Tirol und Bayern dank Blockabfertigung und Stau nur aus den Verkehrsnachrichten. Wie ungerecht. Denn ein Besuch der Stadt lohnt sich. Jeden Tag, Punkt zwölf Uhr, wird im Festungsneuhof die Heldenorgel gespielt. Mit dem kurzen, kostenlosen Konzert auf der größten Freiluftorgel der Welt wird seit 1931 der Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht, mittlerweile auch aller Gefallenen und Opfer von Gewalt. Der Stadt ist das Konzert heilig, Veranstaltungen müssen pausieren, wenn die Orgel erklingt. Kustos ist der junge Organist Johannes Berger, er wechselt sich mit drei weiteren Musikern ab. Das Programm stellt der jeweilige Organist selbst zusammen. Nur ein Lied ist gesetzt: "Der gute Kamerad". ( www.kufstein.com)

Romantik genießen

Nicht weit von Salzburg, am Fuß des Hohen Göll, liegt das Naturschutzgebiet Bluntautal. Gerade mal drei Kilometer vom Marktplatz in Golling entfernt, entfaltet sich in dem Tal eine wildromantische Welt. Zu Fuß, auf Langlaufskiern oder in der Pferdekutsche geht es in Richtung Torrener Wasserfälle, vorbei an zwei grün-blauen Seen bis zur Bärenhütte, die im Winter an den Wochenenden geöffnet hat. Rundum schaut man auf die Gipfel der Berchtesgadener Alpen, auch der Schneibstein ist zu sehen, wenn man die knapp einstündige Wanderung absolviert. Und wer danach wieder Hunger hat, kann beim Göllhof einkehren. ( www.golling.info)

Im Schlitten auf die Höhenloipe

Osttirol hat kleine, feine Skigebiete und eine der ungewöhnlichsten Loipen der Alpen: die Höhenloipe auf dem Dorfberg bei St. Oswald / Kartitsch. Etwas Abenteuerlust muss man aber mitbringen. Denn von der Talstation des Dorfberglifts kutschiert Heinz Bodner je nach Schneelage die Sportler per Motorschlitten, Kleinbus oder Pistenraupe auf das zwischen 1800 und 2000 Metern hoch gelegene Plateau. Eine gut zwölf Kilometer lange Loipe für klassische und freie Technik schlängelt sich dort oben durch Wald und über Wiesen, mit fantastischen Ausblicken auf die Sextener Dolomiten. Nur das Geschaukel bei der Anreise muss man aushalten - oder zu Fuß raufgehen. ( www.osttirol.com)

Gleiten wie auf Grachten

Unter Niederländern ist der Weißensee längst eine Berühmtheit. Nachdem die Grachten der Heimat nicht mehr zufrieren wollen, tragen die Niederländer ihr traditionsreiches Rennen "Elf-Städte-Tour" auf der Natureisfläche in Kärnten aus, diesen Winter von 19. Januar bis 2. Februar. Eine Billigfluglinie bietet einen Monat lang Direktflüge von Rotterdam Den Haag nach Klagenfurt an. Ein Eismeister kümmert sich um die Bahnen. Wenn die Niederländer weg sind, wird es zwar wieder ruhiger; der Eismeister dreht aber immer noch seine Runden, für Einheimische und Touristen, für Schlittschuhläufer und Eisstockschützen. Und man weiß jetzt: Es braucht keinen steilen Hang, um gleiten zu können. ( www.weissensee.com)

Rekordrodeln

Im Januar 2017 stellten 508 Schlittenfahrer einen neuen Rekord als längste Rodlerkette der Welt auf. An einigen Hängen wäre der erste schon im Ziel, bevor der letzte gestartet ist, doch am Wildkogel im Salzburger Land besteht diese Gefahr nicht. Die dortige Rodelbahn überwindet 1300 Höhenmeter, ist 14 Kilometer lang und zudem die längste beleuchtete Rodelstrecke der Welt. Da man mindestens eine halbe Stunde durch die Nacht kurvt und Vordermänner jagt, freut man sich richtig über die Après-Ski-Hütte auf halber Strecke. Wichtig für alle, die gerne ein Bier mehr trinken: Die Bar heißt Zwischenzeit. Nicht Endstation. ( wildkogel-arena.at)

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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