Sri Lanka:"Die Regierung vertröstet uns"

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Keine Gäste, leere Lokale: Der Hotelier Neel Koththigoda musste schon die Hälfte seiner Belegschaft entlassen. Selbst Einheimische bleiben aus. (Foto: privat)

Neel Koththigoda besitzt drei kleine Hotels in Sri Lanka - und sieht sich nun gezwungen, Mitarbeiter zu entlassen.

Protokoll von Monika Maier-Albang

Neel Koththigoda, 57, besitzt drei kleine Hotels in Sri Lanka - das Tartaruga und das Bilin Tree House bei Galle sowie das Lucky Elefant am Strand von Hikkaduwa.

"Es ist schrecklich, ich kann es nicht anders sagen. Ich beschäftige normalerweise 106 Mitarbeiter, vom Koch über Zimmerservice bis zu den Fahrern. Ich habe lange versucht, alle zu halten. Es geht einfach nicht mehr! Die Hälfte musste ich jetzt entlassen. Und dem Rest kann ich kein volles Gehalt bezahlen. Manche bekommen 70 Prozent ihres Lohns, manche 50 Prozent. Das ist schlimm für die Leute. Und für uns auch. Aber es kommt einfach niemand mehr. Sri Lanka hatte sehr früh einen strengen Lockdown. Auch jetzt darf nur einreisen, wer hier arbeitet. Es sind noch Briten im Land. Ein paar kommen jetzt übers lange Wochenende sogar nach Galle in unser Tree House. Das hat nur ein paar Zimmer und ist recht schick. Gott sei Dank mal wieder Gäste. Ansonsten kommen nur Einheimische, aber auch nur am Wochenende. Unter der Woche haben meine Leute keine Arbeit. Mit dem, was ich noch zahlen kann, und ohne Trinkgelder reicht es kaum zum Leben. Wir wissen nicht, wann es besser wird.

Einerseits ist es natürlich gut, dass die Regierung hier so strikt ist: Wenn bei uns jemand erkrankt, wird das intensiv nachverfolgt. Da kommen schon mal 500 Leute in Quarantäne, Nachbarn, Kontaktpersonen, einfach alle, die möglicherweise das Virus weitertragen könnten. Wir haben auch kaum Fälle, nur ab und an noch jemand, der es trotz Test unerkannt aus dem Ausland mitgebracht hat. Aber die Kehrseite ist: Unserer Wirtschaft geht es miserabel. Man schätzt, dass 40 Prozent der Bevölkerung in Sri Lanka direkt oder indirekt vom Tourismus abhängen. Wer also nicht gerade Reis anbaut, steht ohne Arbeit da. In Unawatuna mit den tollen Stränden hatten wir immer noch einige Touristen, selbst in Zeiten, wo es schwierig war: nach dem Tsunami, nach den Oster-Anschlägen. Aber jetzt sind vielleicht noch vier, fünf Hotels überhaupt geöffnet. Bei 1000 Betten dort. Wie es weitergehen soll? Keine Ahnung, ehrlich! Die Regierung hat gesagt, dass sich ab dem 3. September das Land wieder öffnen soll, aber das Versprechen hatten wir in letzter Zeit schon öfter. Und dann muss ja auch noch wer kommen. Wir werden sehen."

© SZ vom 03.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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