Interview mit Event-Sauna-Profis:Schöner schwitzen

Lesezeit: 3 min

Lederhose, Tiger-Kilt, brennende Eisbälle: Wenn Saunaweltmeister zum Show-Aufguss kommen, ist es mit der Ruhe vorbei. Zwei Profis erklären, worauf es neuerdings ankommt.

Interview von Hans Gasser

Sitzen und schwitzen und seine Ruhe haben? Von wegen. Auch die Sauna wird zum Eventraum, mit Musik, Scheinwerfern und Showeinlagen. Tanja Ennemoser, 24, und Helmuth Haller, 46, sind zwei Profis auf diesem Gebiet. Er war schon mal Saunaweltmeister, sie war Italienmeisterin. Beide arbeiten im Hotel Andreus im Passeiertal in Südtirol.

SZ: Wie wird man Saunameister?

Helmuth Haller: Ich bin eigentlich Fitnesstrainer, habe aber auch die Ausbildung zum Saunameister gemacht. Da bekommt man aber nur die Grundlagen und Techniken. Alles, was mit Showaufgüssen zu tun hat, muss man sich selbst beibringen.

Es gibt noch wenige Saunameisterinnen. Warum?

Tanja Ennemoser: Es ist körperlich doch recht anstrengend, sich in der Sauna so viel zu bewegen, vielleicht liegt es daran. Deshalb gibt es bei den Wettbewerben auch noch keine eigene Frauenwertung. Ich selbst bin auch über meinen Job als Fitnesstrainerin zur Sauna gekommen, habe alles von Helmut gelernt.

Herr Haller, Sie waren schon mal Saunaweltmeister und stehen auf Platz zwei der Saunameister-Weltrangliste. Geht es bei den Wettbewerben vor allem um die Show?

Haller: In den vergangenen Jahren ist die Show in den Vordergrund getreten. Vor drei Jahren noch konnte man gute Platzierungen erreichen, wenn man einfach nur gut gewedelt hat. Jetzt kommen viele mit teurem Equipment zu den Wettbewerben, eine Bühne wird in der Sauna aufgebaut, manche projizieren Bilder oder Filme auf Leinwände, dazu Beleuchtung, Musik, Kostüme, das kostet alles viel Geld. Es driftet ein bisschen weg vom eigentlichen Sinn der Sauna - der Gesundheit.

Welche Shows bieten Sie den schwitzenden Gästen?

Ennemoser: Wir haben viele Shows im Programm, die eigene Titel haben. Beim "Phantom der Oper" beispielsweise tragen wir beide schwarze Anzüge und Masken. Wir werfen uns die Eisbälle und die weißen Handtücher zu, das Ganze untermalt von der Musik und mit Schwarzlicht-Effekten. Beim "Black-Angel-Aufguss" trage ich große schwarze Flügel und eine Maske. Dazu hantiere ich mit brennenden Eisbällen, die ich auf den Ofen lege. Die Handtücher bewege ich dann so, als wären es Flügel. Damit habe ich die Italienmeisterschaft gewonnen.

Brennende Eisbälle?

Ennemoser: Ja, in den Eis- oder Schneebällen, die zum Aufguss gebraucht werden und auf den heißen Steinen schmelzen, sind ja eigentlich die ätherischen Öle. Wenn man die Eisbälle mit Kampfer begießt, kann man die obere Hälfte anzünden, was natürlich schön aussieht.

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Wollen die meisten Gäste nicht einfach nur sitzen und schwitzen und ihre Ruhe haben?

Haller: Wer das will, muss ja nicht zum Aufguss kommen, es gibt mehrere Saunen hier im Hotel. Aber unsere Eventsauna mit 60 Plätzen ist fast immer voll. Vielen Leuten gefällt das, es sind oft auch Sauna-Neulinge darunter. Die Musik, die Lichteffekte und die Show verkürzen die 15 Minuten, lenken ab und entführen die Schwitzenden in eine andere Welt.

Wie ist die Event-Sauna ausgestattet?

Haller: Musikanlage, Lichtanlage, es gibt eine Videoleinwand, Bodennebel, Rauchsäulen am Ofen, Lasershow, Blitze, Schwarzlicht. Ich kann das alles von innen per iPad steuern, das ist schon faszinierend und macht was her.

Sie tragen meistens Kostüme bei den Showaufgüssen. Wie hält man das aus?

Ennemoser: Ich habe etwa zehn verschiedene Kostüme vom Ganzkörperanzug über die Lederhosen bis zum Tiger-Kilt für die Afrika-Show. Man schwitzt damit aber nicht unbedingt mehr, da die Hitze nicht so an die Haut herankommt.

Muss man sich als Saunameisterin oft Sprüche von den Männern anhören?

Ennemoser: Eigentlich eher selten. Meistens kommen die ja mit ihren Frauen in die Sauna. Wenn sie mal alleine da sind, bekommt man schon mal Komplimente. Es sind aber meist positive, unterstützende Kommentare. Viele wollen wissen, wie man das schafft, die körperliche Anstrengung in der Hitze.

Gibt es Unterschiede je nach Nationalität der Sauna-Gäste ?

Haller: Durchaus. Manche Gäste müssen wir erst anlernen, ihnen erklären, dass man nicht mit dem Badeanzug in die Sauna soll. Italiener zum Beispiel, aber interessanterweise auch Norweger oder Dänen. Eine wirkliche Saunakultur haben in Skandinavien nur die Finnen. In Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen wird die Saunakultur am stärksten gelebt.

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Man sieht immer mehr Nackte mit einem Sepplhut in der Sauna. Warum machen die das?

Haller: Zuerst war das eine Modeerscheinung. Aber der Filzhut bringt tatsächlich etwas. Wenn man auf der höchsten Saunabank sitzt, bei 90 Grad, dann schützt der Hut den Kopf und die Haare vor zu großer Hitze.

Sie haben auch schon die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ins Schwitzen gebracht.

Ennemoser: Ja, die haben sich hier im Hotel auf die WM in Brasilien vorbereitet. Zuerst sind nicht so viele Spieler in die Sauna gekommen, aber dann. Wir haben jeden Tag eine andere Show gemacht, "Phantom der Oper", "Afrika", "Avatar". Besonders gut hat den Spielern der Tiroler Aufguss gefallen, wo wir in Lederhosen auftreten, dazu Passeirer Volksmusik. Wir hantieren mit Gießkannen, Kuhglocken und Rechen, aufgegossen wird mit verdünntem Williams-Schnaps. Normalerweise bekommen die Gäste dann draußen einen Williams. Das haben wir bei den Fußballern aber weggelassen.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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