Reisen nach Thailand:"Seien Sie vorsichtig!"

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Noch ist kein deutscher Tourist bei den Protesten in Thailand zu Schaden gekommen - doch Außenminister Westerwelle warnt die Urlauber.

Katja Schnitzler

Mindestens 20 Tote, darunter ein japanischer Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters - bei den Protesten am Wochenende haben erstmals Menschen ihr Leben gelassen, mehr als 800 Demonstranten wurden bei den Zusammenstößen zwischen Opposition und Militär in Bangkok verletzt. Doch nicht nur Einheimische gerieten ins Visier: Ein Tourist aus Japan, der zufällig ein rotes Hemd trug - das Erkennungszeichen der Demonstranten -, wurde von Soldaten verprügelt.

Die Zusammenstöße waren die blutigsten seit 1992, als mehr als 50 Menschen bei Protesten gegen die Regierung getötet worden waren.

Nun rief Außenminister Guido Westerwelle Thailand-Reisende zur äußersten Vorsicht auf. "Für uns hat die Sicherheit der Reisenden und natürlich auch der deutschen Staatsangehörigen vor Ort oberste Priorität." Es gebe derzeit keine Hinweise, dass Deutsche bei den Ausschreitungen zu Schaden gekommen seien. "Deshalb haben wir bislang auch noch keine Reisewarnung ausgesprochen - wie übrigens auch unsere europäischen Partner und die USA dies bislang nicht getan haben", sagte Westerwelle, der an die thailändische Regierung und Opposition appellierte, den Konflikt ohne Gewalt zu lösen.

Experten fürchten, dass die Krawalle in der Hauptreisezeit Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes haben werden - allen voran auf den Tourismus. Noch rät das Auswärtige Amt nicht vom Urlaub in Thailand ab.

Denn Phuket und die Tourismusregionen im Süden des Landes sind von den Demonstrationen nicht betroffen. Im Norden kam es nur zu vereinzelten Protesten in Chiang Mai und Udon Thani, die bislang friedlich blieben. Auch könne Bangkok als Flughafen-Drehkreuz weiterhin genutzt werden.

In Bangkok sollten Touristen alle Menschenaufläufe und natürlich die Demonstrationen weiträumig meiden. Zwei zentrale Versammlungsorte sind die Pha-Fa-Brücke und das Demokratiedenkmal sowie die Kreuzung Ratchadamri- und Ploenchit-Straße - von diesen Orten sollten sich Urlauber auf jeden Fall fernhalten. Unbedingt nötig ist es, die aktuellen Entwicklungen in den Medien zu verfolgen.

Während in Bangkok die Gegend um die Khao-San-Straße sonst bei Rucksacktouristen beliebt ist, sammeln sich jetzt hier die Demonstranten, posieren für Fotografen auf erbeuteten Militärfahrzeugen und tragen Teile der Schutzausrüstung, die sie tags zuvor Soldaten abgenommen hatten.

Dennoch feiern am Montag auf der Khao-San-Straße Einheimische und Touristen mit Wasserpistolen und geschmückten Elefanten das Neujahrsfest Songkran und bespritzen sich ausgelassen mit Wasser, als hätte es keine Ausschreitungen gegeben.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wo Thailand-Reisende kostenlos stornieren können ...

Wer seinen Urlaub lieber in einem anderen Land verbringen will, kann zumindest bei Thai Airways noch bis zum 30. April kostenlos umbuchen oder seinen Flug stornieren - doch die Fluggesellschaft rechnet nicht mit einer Rücktrittswelle. Auch bei der Lufthansa werden Thailand-Flüge weiterhin gebucht. "Die Gäste fliegen wie geplant, so dass wir keinen Bedarf für eine Kulanzregelung sehen", erklärt Sprecher Thomas Jachnow. Wer daher seinen Lufthansa-Flug nach Thailand umbuchen möchte, muss dies zu den üblichen Bedingungen abhängig vom Ticket tun und eventuelle Gebühren bezahlen.

Auch die führenden deutschen Veranstalter halten an ihren Storno- und Umbuchungsregeln fest: Wer doch nicht nach Bangkok reisen will, muss also entsprechende Gebühren bezahlen, teilten Tui, Thomas Cook und Dertour/Meier`s Weltreisen mit.

Nach Erkenntnissen des Deutschen Reiseverbandes (DRV) hielten sich am Montag - neben Individualreisenden - auch etwa 4000 deutsche Veranstaltergäste in Bangkok auf. Rund 1900 davon sind mit Meier's Weltreisen und Dertour angereist, sagte Sprecherin Angela de Sando. Gästen, deren Hotels in der Nähe der Demonstrationsorte liegen, sei angeboten worden, in andere Quartiere umzuziehen. Eine solche Offerte haben auch Thomas Cook Reisen und Neckermann etwa einem Dutzend Urlauber gemacht, deren Hotels sich ebenfalls nicht weit entfernt von den bisherigen Orten des Konfliktes befinden.

Es habe allerdings keiner der Gäste davon Gebrauch gemacht, erklärte Thomas-Cook-Sprecher Mathias Brandes. Thomas Cook hatte am Montag etwa 290 deutsche Gäste in Bangkok. Von der Tui wurden dagegen "einige Dutzend" Urlauber, die in vier Stadthotels nahe der Demonstrationsorte eingecheckt hatten, auf andere Häuser in der Stadt umgebucht. Insgesamt seien derzeit rund 230 Tui-Gäste in der Hauptstadt. In der Regel blieben die Urlauber dort nur für drei bis vier Tage, bevor sie zu Badeorten oder anderen Zielen in Südostasien weiterfliegen.

Bereits vor einem Jahr war es in Thailand zu Ausschreitungen gekommen, die allerdings nicht so blutig verliefen wie die aktuellen Proteste. Damals seien nur wenige Flüge storniert worden, heißt es bei Thai Airways: Die Urlauber hätten sich von den Demonstrationen ferngehalten, außerdem hatte die Gewalt nicht Touristen zum Ziel.

Wie leicht man aber zur Zielscheibe werden kann, wenn man sich im falschen Viertel von Bangkok aufhält, hatte der japanische Tourist mit dem roten Shirt am Wochenende erfahren müssen.

© sueddeutsche.de/kaeb/apn/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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